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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Laser in die Halterung am Gürtel schob. Vor ihm glitt die Tür auseinander. Er betrat den Relax-Raum, ließ sich in den weißen Sitz sinken und schloß die Augen, als sich der Helm über seinen Kopf senkte.
    Zwei kühle Metallplatten drückten sacht gegen seine Schläfen.
    Er spürte, wie die leise Vibration fast augenblicklich seine Nerven entspannte. Ein paar Sekunden, dann fühlte er sich in der Lage, klar und ruhig zu überlegen.
    Überlegungen, von denen er bereits wußte, daß sie auf den Entschluß zum Handeln hinausliefen.
    *
    Irnet erinnerte sich nur schwach an den Stich der Injektionsnadel.
    Sie hatte sich verzweifelt gewehrt, dann war sie ruhig geworden, apathisch, gleichgültig. Die fremde Umgebung flößte ihr keine Angst mehr ein. Sie schlief nicht, aber sie lag völlig reglos und blickte gegen die weiße Decke.
    Das Geräusch der Außenverriegelung hörte sie zwar, aber es veranlaßte sie nicht einmal dazu, den Kopf zu wenden. In der Kabine glomm die Beleuchtung nur schwach. Durch die offene Tür drang helleres Licht herein. Irnet blinzelte und hob mechanisch die Hand, um ihre Augen abzuschirmen.
    Ein Gesicht tauchte über ihr auf.
    Ein vertrautes Gesicht. Dunkles Haar, ein schmaler Kopf, scharfgeschnittene Züge, die immer noch von Erschöpfung gezeichnet waren.
    »John ...«, murmelte das Mädchen.
    »Irnet! Schnell, steh auf! Wir müssen fort.«
    Sie runzelte die Stirn. Das eindringliche Flüstern weckte tief in ihr leise, nagende Unruhe. Aber sie war zu benommen, um Fragen zu stellen, zu willenlos, um den Händen Widerstand entgegenzusetzen, die sie hochzogen. Taumelnd folgte sie dem Marsianer auf den grauen Metallgang.
    Coradi wandte sich nach rechts, erreichte mit wenigen Schritten eine einfache Stahltür. Sie glitt nicht automatisch auseinander, sondern mußte von Hand geöffnet werden. Eine schmale Galerie lag dahinter, eine fast senkrecht abwärts führende Kunststoff-Treppe. Einrichtungen für den Notfall, wenn die Energie ausfiel und die Transportschächte nicht benutzt werden konnten.
    Am Fuß der Treppe gab es ein schmales Schott, das Coradi ebenfalls von Hand öffnete.
    Sekundenlang zögerte er, als er mit den Augen den Abstand zum Boden maß. Wenn er die Notrutsche ausfuhr, riskierte er, daß irgend jemand auf das Meßinstrument sah, das den geringfügigen zusätzlichen Energieverbrauch anzeigte. Er konnte nicht einmal zuerst springen und Irnet auffangen, weil er bezweifelte, daß sie ihm folgen würde. Eindringlich starrte er sie an.
    »Spring!« flüsterte er.
    Sie schluckte. »Warum? Was geschieht, John?«
    »Ich will dir helfen. Schnell jetzt! Und sei leise! Du darfst nicht schreien, wenn du dir den Fuß verstauchst oder etwas ähnliches.«
    An die Möglichkeit, daß das wirklich geschehen könnte, wagte Coradi gar nicht zu denken. Ringsum dehnte sich Wüste. Die tote Stadt lag weit entfernt, und sie war der einzige Ort, an dem Menschen überleben konnten.
    Und der einzige Ort, zu dem die Terraner vielleicht noch einmal ein Beiboot schicken würden, bevor sie mit ihren Schiffen starteten.
    Irnet sollte leben. Der Marsianer dachte nicht darüber nach, was ihn selbst erwarten mochte. Lara Nord, das Kind und Jon Erec - sie alle waren in der letzten, von fiebriger Erregung erfüllten Stunde völlig aus seinem Gedächtnis entschwunden. Er konnte nicht mehr klar überlegen. Nie zuvor in seinem Leben war er auf die Idee gekommen, einem Menschen aus anderen denn aus vernünftigen, zweckbedingten Gründen zu helfen. Jetzt hatte sich alles für ihn geändert, und er folgte seinem Gefühl - diesem einen, unkontrollierten, blinden Gefühl - mit einer Besessenheit, die den Kontakt zur Realität bereits verloren hatte.
    Erleichtert atmete er auf, als er sah, daß Irnet leicht und geschmeidig sprang und wie eine Katze im fahlgelben Staub landete.
    Er selbst kam hart auf, spürte Schmerz durch seinen Knöchel zucken und fürchtete sekundenlang, daß er es war, der sich den Fuß verstaucht hatte. Aber er konnte noch auftreten, und der Schmerz verging sofort. Ein paar Herzschläge lang hielt Coradi den Atem an und lauschte gebannt. Dann griff er nach Irnets schmalem Gelenk und zog sie weiter.
    Den scharfen Felsengrat hatte er schon entdeckt, als er mit den anderen von dem Beiboot herüberkam.
    An der Ostseite hatte der Wind einen Sandwall angeweht. Nach Westen fiel der Felsen fast senkrecht etwa einen Meter tief ab, und der Schlagschatten war dicht und undurchdringlich. Coradi tauchte in die

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