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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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einmal einem von denen wünsche ich ein solches Ende. Los, flieg' hinüber!«
    Mikael nickte nur.
    Ihr Weg hätte ohnehin an den Felsen vorbeigeführt, und wer immer dort um sein Leben kämpfte, war auf jeden Fall allein. Der Gleiter blieb in Deckung, weil die Reflexe des Sonnenlichts auf Glas und Metall sonst weithin zu sehen gewesen wäre. Zwei, drei Minuten lang versperrte eine Bodenwelle das Blickfeld der beiden Männer. Als die Gruppe verstreuter Felsblöcke wieder auftauchte, peitschte die Drachenkamm-Echse gerade wütend mit dem plumpen Schuppenschwanz den Boden. Staub wirbelte. Aber Jay Montini sah trotzdem, wie der bedrängte Mann dort drüben den Halt verlor und von neuem abrutschte.
    Schatten nahm ihn auf.
    Im gleichen Augenblick hörte die Echse das helle Singen des Gleiter-Triebwerks. Der schwere, häßliche Schädel pendelte herum. Montini wußte, daß die Bestie neben einem ansonsten ausgezeichneten Wahrnehmungsvermögen nur über geringe Sehkraft verfügte. Doch er hatte trotzdem das Gefühl, daß ihn die lidlosen Reptilienaugen kalt und drohend anstarrten.
    Mikael brachte das Fahrzeug zum Stehen.
    In der Sekunde, in der die Kuppel hochschwang, wandte sich die Drachenkamm-Echse zur Flucht. Eine Staubwolke hüllte sie ein, der Boden vibrierte unter dem Gewicht des gewaltigen Körpers. Die beiden Männer atmeten auf, obwohl es ihnen mit den Lasergewehren ohnehin nicht schwergefallen wäre, die Bestie zu erledigen.
    Jay Montini sicherte mit der Waffe in die Runde.
    Mikael rannte zu der Felsengruppe hinüber. Erst ein paar Schritte vor dem schwarzen Spalt blieb er stehen, weil ihm wieder einfiel, daß sie nicht die geringste Ahnung hatten, auf wen sie da gestoßen waren.
    »Rauskommen!« befahl er scharf.
    Der Mann, der Sekunden später aus dem Schatten der Felsen taumelte, konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten.
    »Beryl!« stieß Montini ungläubig hervor.
    »Jay... Mikael... «
    Ein verzerrtes Lächeln flog über die Züge des Verletzten«.
    Beryl von Schun schaffte zwei Schritte, dann stolperte er, verlor den Halt und fiel den beiden Siedlern vor die Füße.

IV.
    Gren Kjelland war der letzte, der gefunden wurde: unter losem Geröll verschüttet und wie durch ein Wunder nur leicht verletzt.
    Die Suchaktion der Beiboote, die Manes Kane angeordnet hatte, ergab nichts. Sie war eine Routinemaßnahme gewesen, nichts weiter. Denn der General wußte nicht, daß ein halbes Dutzend Männer fehlte. Er kannte die Zahl seiner Gegner nur ungefähr und ging davon aus, daß er in der Umgebung des Sees oder der Siedlung allenfalls noch ein paar versprengte Beobachtungsposten finden würde.
    Charru stand erschöpft neben Mark Nord und den anderen, die den Marsianern in dem unterirdischen Labyrinth als Schutzschilder gedient hatten.
    Gren Kielland hielt die Schultern seines Sohnes Brent umfaßt, der mühsam, gegen die Tränen kämpfte. Raul Madsens Blick ging durch alles hindurch. Jetzt, da sie endgültig Klarheit hatten, schien die Bitterkeit der Niederlage fast unerträglich zu lasten. Siebzehn Tote... Neunzehn, wenn man Beryl und Hank dazurechnete ... Menschen, die umsonst gestorben waren; sinnlose Opfer für eine Hoffnung, die vielleicht nur in ihren Träumen existiert hatte.
    Einer der Aufklärer startete mit heulenden Triebwerken, um wieder zu den Schiffen am Rand des Sees zu stoßen.
    General Kane fühlte sich sicher, aber er wollte offenbar trotzdem seine Kräfte nicht zersplittern. Mit einem knappen Wink gab er Anweisung, auch die restlichen Gefangenen an Bord zu bringen. Mark holte Luft, um etwas zu sagen, dann atmete er wieder aus. Charru warf das Haar zurück. Er hatte genug geredet. Die Verletzten waren in Sicherheit, Frauen und Kinder blieben am Leben - und um sein eigenes Leben würde er ganz sicher nicht mit den Marsianern schachern.
    Die Zellen, in die man sie sperrte, kannten sie bereits von der »Solaris« her.
    Winzige Kammern mit je fünf Andruckliegen. Hinter Charru, Camelo, Mark und Raul Madsen schloß sich die Tür. Dane Farr sah ihnen entgegen. Daß er eigentlich in den Kliniktrakt gehörte, schien den Marsianern entgangen zu sein. Fragend hob der hagere Militärexperte die Brauen.
    Mark berichtete, während er sich mechanisch anschnallte. Raul Madsen zurrte ebenfalls die Gurte fest, rieb sich dabei fahrig mit dem Handrücken über die Stirn. Er hatte das Ausmaß der Katastrophe erst vor wenigen Minuten erfahren und brauchte Zeit, um mit der niederschmetternden Wahrheit

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