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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß etwa die Hälfte der Leute verletzt ist. «
    »Ich weiß.« Deborah Jaschins Nasenflügel vibrierten. »Und ich kann sie nicht liquidieren lassen, weil man sich auf dem Mars noch nicht über ihren juristischen Status einig ist. Ich werde jetzt ihr Schiff inspizieren, Captain. Die Schwerverletzten müssen wohl oder übel in die Klinik verlegt werden. Unverletzte, gesunde Männer und Frauen dürften vorerst im alten Fort am besten untergebracht sein, auch wenn es ihnen dort an Bequemlichkeit mangelt. «
    »Und die anderen?« fragte der Marsianer ahnungsvoll.
    Deborah Jaschin lächelte. Ihre blauen Augen flirrten.
    »Die anderen bleiben noch für eine Weile, wo sie sind«, sagte sie. »Wenn man mir schon die Verantwortung für sie zuschiebt, kann ich ja wohl zumindest ein wenig Unterstützung erwarten.«
    *
    Das Justizgebäude gehörte zum weitläufigen Komplex der Universität und war durch gläserne Transportröhren mit der Klinik verbunden.
    Kühles, durch die Filterstäbe der Fenster gedämpftes Tageslicht erfüllte den Kuppelsaal. Den zehn Gefangenen waren die Fesseln abgenommen worden. Mark Nord, Dane Farr, Ken Jarel und der alte Raul Madsen verbargen mühsam ihre Erregung angesichts einer Situation, die so viele bittere Erinnerungen wachrief. In Charrus Augen bildete die kühle, funktionelle Umgebung einen verblüffenden Kontrast zu der eigentümlich pathetischen Szenerie. Er wußte nicht, daß die Anordnung des überhöhten Richtertischs, der Anklagebank, des Zeugenstandes und der jetzt leeren Zuhörerplätze einem uralten Muster aus der irdischen Vergangenheit folgte. Er spürte nur eine ungewisse Erbitterung angesichts der drei Männer, die da mit unbewegten Gesichtern über allen anderen thronten und in ihren silberfarbenen Roben etwas von Priestern an sich hatten.
    »Ich eröffne hiermit das Vorverfahren zum Prozeß gegen Mark Nord, Ken Jarel, Dane Farr... «
    Die Aufzählung der Namen folgte. Die Stimme des Richters klang kühl und unbeteiligt.
    »Zu klären ist die Frage, ob die genannten Personen unter die Bestimmungen des Strafgesetzes der Vereinigten Planeten fallen und demnach der Prozeß gegen sie eröffnet werden kann. Mir liegt ein Ratsbeschluß vor, in dem die Entscheidung über diese Frage an das Hochgericht verwiesen wird. «
    Er machte eine Pause und blickte auf das Sichtgerät zu seiner Linken. »Meinen Unterlagen zufolge handelt es sich bei vier von den Angeklagten um venusische Bürger?«
    »Richtig«, bestätigte Conal Nord, der an einem weißen Pult lehnte und eigentümlich fremd wirkte, weil er gezwungenermaßen ebenfalls eine Robe trug.
    »Das heißt, General Kane wollte auf Merkur Bürger der Vereinigten Planeten als Kriegsgefangene liquidieren?« fragte der Richter mit leicht hochgezogenen Brauen.
    Conal Nords Gesicht blieb unbewegt. »General Kane ist verständlicherweise nicht mit den juristischen Aspekten der Angelegenheit vertraut«, betonte er nachdrücklich.
    Der Richter nickte, wechselte ein paar Worte mit seinen Beisitzern und erhob dann wieder die Stimme.
    »Beschlossen und verkündet: Gegen die venusischen Bürger Nord, Farr, Jarel und Madsen wird eine Hauptverhandlung eröffnet wegen Verstoßes gegen Paragraph 3, Paragraph 13 b...«
    Eine endlose Aufzählung folgte, unter der sich Charru nichts vorstellen konnte.
    Einmal sah er Conal Nord die Stirn runzeln: offenbar hatte die Anklage noch ein paar mehr verletzte Paragraphen ausgegraben, als der Generalgouverneur erwartete. Der Richter machte eine Pause und amtete tief.
    »Zu den sechs restlichen Inhaftierten liegt mir ein Antrag dahingehend vor, daß die Betreffenden nicht nach dem marsianischen Strafgesetz abzuurteilen, sondern nach Kriegsrecht zu liquidieren sind, da es sich nicht um Bürger der Vereinigten Planeten handelt. Wird das bestritten?«
    »Es wird bestritten«, erklärte Conal Nord ruhig. »Nach allen einschlägigen Gutachten ist das Kriegsrecht nur im Falle eines Angriffs von außen anwendbar. Die Verfassung der Vereinigten Planeten läßt zudem ausdrücklich nur militärische Aktionen defensiven Charakters zu, die der Abwehr von Aggressoren dienen. Da die Föderation nicht angegriffen wurde, wäre ein militärischer Schlag gegen Merkur verfassungswidrig gewesen. Juristisch handelte es sich eindeutig um eine Polizeiaktion. Daraus ergibt sich zwingend, daß die Anwendung des Kriegsrechtes ausgeschlossen ist.«
    Der Richter nickte langsam.
    Ließ er sich davon

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