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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Kher, in einem Halbkreis kleinerer Kuppeln, die wie Perlen an einer Schnur funkelten. Grünlicher Widerschein leuchtete über dem weiten Areal: eine typische Erscheinung überall dort, wo gelbes Flutlicht die blaue Dämmerung zurückdrängte. Klimaanlagen hielten die Temperatur knapp unterhalb des Gefrierpunktes. Ein erträgliches Maß, verglichen mit der tödlichen Kälte der Eiswüsten, die immer noch den größten Teil des Planeten bedeckten.
    Der marsianische Pilot atmete auf, als er die »Kadnos« glatt heruntergebracht hatte.
    Auf dem Außenschirm konnte er die Fahrzeuge sehen, die wie silberne Pfeile über das Betonfeld krochen. Er dachte an die Menschen an Bord, die man für die Dauer des Fluges vorsichtshalber in Tiefschlaf versetzt hatte. Mehr als hundert Männer, Frauen und Kinder. Die Hälfte davon mehr oder weniger schwer verletzt. Der Pilot wußte nur ungefähr, was während der Aktion des Flottenverbandes auf Merkur geschehen war. Fest stand, daß die Verantwortlichen die Gefangenen für ziemlich gefährlich halten mußten, da man so eilig damit gewesen war, sie von dem Planeten wegzuschaffen, um den sie gekämpft hatten.
    Der Pilot, gleichzeitig Kommandant des Schiffs, teilte einen Offizier für die Wache ein, gab Anweisung für einen gründlichen Check vor allem des Überlicht-Antriebs und fuhr im Transportschacht nach unten.
    Um die schlafenden Gefangenen brauchte sich vorerst niemand zu kümmern. Die Gangway verfügte über eine Rolltreppe, an ihrem Fuß wartete einer der silbernen Gleiter. Der Kunststoff der roten Schalensitze glitzerte, als sei er mit Rubinsplittern durchsetzt. Gelenkt wurde das Fahrzeug von einem Verwaltungsdiener, dessen dunkelblaue Uniform an Schultern, Ärmeln und Gürtel breite regenbogenfarbene Leuchtstreifen aufwies. Der Pilot runzelte flüchtig die Stirn. Er flog seit Jahren im Liniendienst zwischen Mars und Uranus, aber an die Farbenorgie, in der die Uranier badeten, mußte er sich immer wieder von neuem gewöhnen.
    Das Empfangskomitee in der hell erleuchteten, angenehm warmen Kuppel der Haupthalle erinnerte ihn daran, daß die Farbtrunkenheit mehr über die natürlichen Lichtverhältnisse des Planeten als über den Charakter seiner Bewohner aussagte.
    Die Bevölkerung war weniger gemischt als auf Venus oder Jupiter, da sich in einer Umwelt von so ausgeprägter Eigentümlichkeit die übliche Praxis verbot, zukünftige Führungskräfte grundsätzlich zur Ausbildung nach Kadnos zu schicken. Aus dem gleichen Grund kam es seltener vor, daß der Computer marsianische Fachkräfte nach Kher deligierte. Der Großteil der Bevölkerung bestand aus gebürtigen Uraniern: ein schlanker, blasser, ätherischer Menschenschlag, der allerdings nur auf den ersten Blick fast künstlerisch wirkte. Licht und Farben täuschten, waren nicht mehr als ein Schleier für die Trostlosigkeit der natürlichen Umwelt. Diese lebensfeindliche Umwelt hatte im Laufe der Jahrhunderte zwar keine Kämpfernaturen hervorgebracht, aber eine strikte Disziplin und Ordnung, die in erstaunlichem Gegensatz zum äußeren Erscheinungsbild standen.
    Der Kommandant der »Kadnos« begrüßte ein halbes Dutzend Verwaltungsbeamte in den bunten, eigentümlich irisierenden Traditionsgewändern.
    Deborah Jaschin, Generalgouverneur des Uranus, war persönlich erschienen: eine große, schlanke Frau, deren marmorkühle Schönheit von tiefschwarzem, straff zurückgekämmtem Haar unterstrichen wurde. Oberst Jaschin war ihr Bruder, aber der Kommandant bezweifelte, ob sie überhaupt wußte, daß er bei dem Angriff auf Merkur einen der Kampfraumer befehligt hatte. Sie lächelte und reichte dem Marsianer eine schlanke weiße Hand mit langen Fingernägeln, deren Spitzen er sekundenlang auf der Haut fühlte.
    »Captain Varesco! Ein etwas überraschender Besuch. Sie wissen nicht zufällig, wer auf den Gedanken verfallen ist, mir eine Barbarenhorde ins Haus zu schicken?«
    Maik Varesco erwiderte das Lächeln. »Ich nehme an, es gab keine andere Möglichkeit. Uranus bietet gegenwärtig als einziger Planet ein intaktes Internierungslager. «
    »Es hätte .immerhin die Möglichkeit gegeben, diese Subjekte zu eliminieren«, erklärte Deborah Jaschin kühl. »Beta-Camp wurde stillgelegt und muß erst wieder in Betrieb genommen werden. Alpha-Camp ist völlig ungeeignet, hundertzwanzig Menschen aufzunehmen. Die Zentralverwaltung stellt sich das alles etwas zu einfach vor. «
    »Darüber bin ich nicht informiert«, sagte Varesco höflich. »Aber

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