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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Ich hoffe nur, wir stoßen hier nicht wirklich auf Gefahren. Mit Waffen sind wir nämlich nicht gerade reich bestückt.«
    Charru zuckte die Achseln. Die »Kadnos« war ein Fracht- und Passagierschiff, nur schwach armiert. Betäubungspistolen führte sie lediglich für Fälle von Gefangenentransporten mit, und die Lasergewehre hatten sich in einem Rettungsfahrzeug gefunden, das seine Existenz nicht der Notwendigkeit, sondern den Vorschriften grauer Theorie verdankte.
    Mit einem Griff hebelte Charru das Schott auf.
    Im Innern der Fähre hielt die Klimaanlage die Temperatur auf 19 Grad Celsius. Von draußen drang ein Schwall schwülwarmer Luft herein, gesättigt mit eigentümlich schweren, süßlich-herben Gerüchen. Nebel und graues Zwielicht erschwerten die Sicht. Langsam stieg Charru die kurze Gangway hinunter und prüfte den feuchten, mit einer Art dickem, federndem Moospolster bedeckten Boden unter seinen Füßen.
    Die anderen folgten ihm.
    Langsam und zögernd gingen sie ein paar Schritte über den schwammartigen Boden. Mark bückte sich und betastete das graugrüne Polster mit den Fingern. Fast zuckte er zurück, da es bei der Berührung einen intensiven, fremdartigen Geruch ausströmte. Mit gerunzelter Stirn richtete sich der Venusier wieder auf.
    »Keine Ahnung, ob es sich um Pflanzen handelt«, murmelte er.
    »Das da drüben sind Pflanzen«, behauptete Karstein mit ausgestrecktem Arm.
    Charru grinste. Er hatte den gleichen Eindruck, aber er besaß nicht Karsteins unerschütterliches Vertrauen in die Begriffe der gewohnten Realität. Mark ging voran, vorsichtig auf dem feuchten, federnden Boden. Was die Lichtung einschloß, hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit jenen tropischen Dickichten, wie sie die Terraner von den Inseln der Erde kannten. Nur das satte Grün der Wälder und die Farbenpracht der Blüten fehlten. Das wenige Licht, das die trübe Atmosphäre durchdrang, tauchte alles in gleichmäßigen, dunstigen Halbdämmer, schuf eine Skala matter, gedämpfter Abstufungen von Grau, Rauchblau und düsterem Grün. Nirgends betrug die Sichtweite mehr als fünfzig, sechzig Schritte. Der Waldsaum - falls es das war - wirkte wie eine Wand, ein verschwommenes Halbrelief aus Riesenfarnen, träge schwingenden Halmen und völlig fremdartigen Formen.
    »Pilze«, sagte Dane Farr mit einer Geste zu den schirmartigen, auf mehr oder weniger dicken Stengeln ruhenden Gebilden, die in allen Größen vorkamen. »Es müssen Pilze sein, jede Menge davon. Kein Wunder bei dieser Feuchtigkeit, oder?«
    Mark zuckte die Achseln. »Pilze, Farne, Büsche, da hinten sogar Bäume. Aber ganz bestimmt keine Photosynthese. Vielleicht hat die Pflanzenwelt irgendwelche Enzyme entwickelt, die das gleiche ohne oder fast ohne Licht vollbringen, mit Hilfe von Energie aus Wärmestrahlen.«
    »Was hieße, daß die Hitze hier das Leben nicht verdorrt, sondern daß sie irgendwie aufgenommen und umgewandelt wird?« fragte Charru.
    »Genau. Und zwar wahrscheinlich aufgrund einer doppelten Notwendigkeit. Einmal, weil Wärmestrahlen die dichte Atmosphäre viel besser durchdringen als Licht oder ultraviolette Strahlen, zum anderen, um den Treibhaus-Effekt des hohen Kohlendioxyd-Gehalts auszugleichen.«
    Mark war langsam weitergegangen, um sich die Gebilde näher anzusehen, die er für Bäume hielt.
    Dane Farr sah sich neugierig, aber ratlos um, da er auf diesem Gebiet nicht über die Spezialkenntnisse des Venusiers verfügte. Die beiden Marsianer hielten sich dicht beieinander, nervös, verkrampft vor Unbehagen. Ein ähnliches, wenn auch deutlich ingrimmiges Unbehagen verriet auch Karsteins Haltung. Er traute dem Boden unter seinen Füßen nicht, und das war eine Tatsache, mit der er sich nur schwer abfinden konnte.
    »Charru! Camelo!«
    Katalins helle Stimme klang gedämpft durch den Nebel. Erst als er sich zu ihr umwandte, wurde Charru bewußt, daß das seltsame Zwielicht des Planeten auch die Menschen in graue Gespenster verwandelte. Katalin war an einer Stelle stehengeblieben, wo die Moospolster spärlicher wurden und graubraunen Humus freigaben. Deutlich zeichneten sich dort Spuren ab. Spuren, die entfernt an menschliche Fußabdrücke erinnerten.
    Ein paar Sekunden später starrten auch die anderen auf die Stelle.
    »Ein Tier?« fragte Katalin unsicher.
    »Wenn, dann ein ziemlich großes«, brummte Karstein.
    Mark schüttelte den Kopf. »Das ist nicht gesagt. Bei diesem feuchten Klima existieren wahrscheinlich ausgedehnte Sümpfe und Schlammgebiete.

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