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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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deutlich zu erkennen. Schatten näherten sich. Schatten von der gleichen Art, die sie schon einmal in der Nähe der Landefähre gesehen hatten.
    Menschenähnliche Gestalten mit Kopf und Leib, Armen und Beinen - und doch völlig fremdartig.
    »Verdammt, was ...«, begann Karstein knirschend.
    »Still!« wiederholte Farr. »Ich glaube, sie sind friedlich. Und sie müssen intelligent sein! Siehst du nicht, die Gürtel, die Geräte?«
    Karstein schwieg und biß die Zähne zusammen.
    Dane Farr blickte fasziniert auf die Wesen, die im Halbdämmer zwischen Farnen und Schirmpilzen verharrten. Außer den Gürteln, die nach geflochtenen Pflanzenfasern aussahen, trugen sie keinerlei Kleidung, aber das war bei der Treibhaustemperatur wohl auch nicht nötig. Selbst die Gürtel dienten offenbar nur dazu, Gegenstände zu befestigen. Gegenstände, die weder der Nordmann noch der Merkur-Siedler auch nur annähernd einordnen konnten. Aber es gab keinen Zweifel daran, daß es sich um künstlich hergestellte Dinge handelte, daß die Wesen dort drüben zu einer Spezie gehörten, die das tierische Niveau längst hinter sich gelassen hatte.
    Am auffälligsten jedoch waren die Gesichter.
    Rüssel, dachte Dane Farr. Ein besserer Vergleich fiel ihm beim besten Willen nicht ein. Wesen mit schmalen Augenschlitzen, spitzen Ohren, falls es wirklich Ohren waren, ausgeprägten Mundspalten und großen, rüsselartigen Nasen. Sie wirkten grotesk für menschliche Augen. Hätte Dane Farr mehr von der terranischen Kulturgeschichte verstanden, wären ihm vielleicht Parallelen zu gewissen gezeichneten Kindergeschichten aufgefallen, in denen Tiere vermenschlicht wurden. So stand er nur fassungslos da, blickte die Wesen an, die etwas kleiner waren als er selbst, und suchte in seiner Erinnerung vergeblich nach einem passenden Verhaltensmuster.
    Langsam kamen die Fremden näher.
    »Dane ...«, begann Karstein eindringlich.
    »Still!« Farr war inzwischen fast sicher, daß er die herrschende intelligente Spezie dieses Planeten vor sich hatte. »Wir dürfen sie nicht erschrecken. Sie sind friedlich. Ich kann dir jetzt beim besten Willen nicht erklären, wieso - ich spüre es einfach.«
    Er spürt es, dachte Karstein erschüttert.
    Sein Blick hing an den kleinen grauen Geschöpfen. Er fragte sich, was Farr von ihm erwartete. Daß er eine Friedenshymne anstimmte? Daß er den Wesen die Rüssel kraulte? Scharf sog der Nordmann die Luft durch die Zähne. Plötzliche Wut erfüllte ihn - und es war, als könnten die Fremden diese Wut körperlich fühlen.
    Blitzartig wichen sie zurück.
    Hastig und lautlos glitten sie nach allen Seiten, tauchten in den Schatten der Schirmpilze, verschwanden im Nebel. Von einer Sekunde zur anderen waren sie wie ein Spuk verschwunden, und Dane Farr fuhr auf dem Absatz herum.
    »Verdammt, was ...?«
    »Ich habe mich nicht gerührt!« knurrte Karstein.
    »Aber ...«
    »Ich habe mich nicht gerührt!« Die Art, wie der Nordmann seinen Bart raufte, verriet deutlich Verwirrung. »Dane, ich schwöre dir, ich habe nichts getan, was sie als Bedrohung auffassen konnten, ich habe nur gedacht, daß ich ihnen am liebsten die Hälse umdrehen würde.«
    Farr grub die Zähne in die Unterlippe.
    Nur gedacht, klang es in ihm nach.
    Er glaubte wieder, den Marsianer vor sich zu sehen, der blindlings die Waffe zog. Dane Farr begriff nicht genau, was sich abgespielt hatte, aber die Ahnung, die ihn bei Karsteins Worten durchzuckt hatte, kam der Wahrheit sehr nahe.
IV.
    Gerinth, der Älteste, blieb mit den beiden Marsianern in der Landefähre zurück.
    Charru, Camelo, Mark Nord und Katalin schlugen die Richtung zu dem See ein, dessen Lage ihnen Dane Farr über Funk geschildert hatte. Marks wissenschaftliche Kenntnisse umfaßten so unterschiedliche Gebiete wie Elektronik und Biochemie. Nicht umsonst hatte ihm der Rat der Vereinigten Planeten vor zwanzig Jahren die Leitung des Projekts Merkur übertragen. Zwanzig Jahre wissenschaftlichen Fortschritts fehlten ihm. Aber dafür hatte er Zeit genug gehabt, sich intensiv mit seinen Fachgebieten zu beschäftigen - die einzige Möglichkeit, um in den Bergwerken der Strafkolonie Luna bei geistiger Gesundheit zu bleiben.
    Die kleine Gruppe folgte einer Schneise in der dichten Vegetation. Zwei-, dreimal entdeckten sie weitere Fußspuren. Mark Nord hatte sein Lasergewehr bei Gerinth zurückgelassen. Charru spürte das Gewicht der Waffe an der Schulter, aber er war fast sicher, daß er sie nicht einsetzen würde. Er wußte

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