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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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breitschultrige Mann mit dem zernarbten Gesicht atmete auf.
    Beryl biß sich auf die Lippen, als ihm die plötzliche Stille bewußt wurde. Es war Cris, der blonde, katzenhafte Junge aus der Ruinenstadt New York, der die Frage stellte, die alle bewegte.
    »Habt ihr Neuigkeiten? Wißt ihr, was mit Charru und den anderen geschehen ist?«
    Beryl nickte schwer. Er wünschte sich weit fort, aber es half nichts, der Wahrheit auszuweichen.
    »Sie haben Charru zum Tode verurteilt«, sagte er leise.
    Jarlon von Mornag stieß einen erstickten Laut aus.
    Heftig wollte er sich abwenden, aber Scollon, der graubärtige Sprecher der Tempeltal-Leute, legte ihm rasch den Arm um die Schultern. In den saphirblauen Augen des Jungen brannten Tränen.
    »Diese Hunde!« flüsterte er. »Diese gemeinen Hunde! Ich wußte es! Sie hatten Angst vor ihm. Sie wußten, daß er nie aufgeben würde, daß er ...«
    »Und die anderen?« fragte Erein von Tareth tonlos.
    »Lebenslängliche Zwangsarbeit. Aber man wird sie nicht hierherbringen, sondern auf einen Jupiter-Mond. Alle bis auf Mark. Ihn hätten sie wahrscheinlich auch zum Tode verurteilen müssen, aber das Gericht behauptete, die lange Internierung auf Luna hätte ihn psychisch geschädigt. Sie wollen ihn in eine Klinik einweisen.«
    »Gerechter Himmel«, flüsterte Jay Montini. »Das ist schlimmer als der Tod für ihn.« Und nach einer Pause: »Wißt ihr Einzelheiten?«
    Beryl schüttelte den Kopf. Das Schweigen ringsum war lähmend, lastete wie ein körperliches Gewicht. Jarlon hatte die Fäuste geballt und schien nicht zu hören, daß Scollon und der alte Gren Kjelland beruhigend auf ihn einsprachen. An einer der Schlafmulden lehnte Yattur, der dunkelhäutige Fischer mit dem lockigen schwarzen Haar und den blaugrünen Augen. Sein Blick ging ins Leere. Auch er stammte von der Erde, hatte sich den Terranern angeschlossen, nachdem sein ganzes Volk durch die Schuld der Priester ausgerottet worden war. Er dachte an den Tag zurück, als er mit Kormaks Schwester Tanit den Bund schloß, als Charru als Bürge für ihn eintrat und damit sein Schwurbruder wurde. Yattur wandte sich Jarlon zu. Sekundenlang kreuzten sich die Blicke der beiden jungen Männer. Die anderen wußten, daß diese stumme Zwiesprache ein Versprechen enthielt, daß sie die gemeinsame Entschlossenheit besiegelte, Rache zu nehmen.
    Wahnsinn, dachte Beryl.
    Einen Moment lang glaubte er, das lauernde Unheil mit jeder Faser zu spüren. Aber wer sollte Yattur zurückhalten, wenn er tatsächlich irgendwann eine Gelegenheit zum Handeln fand? Wer konnte Charrus Bruder in den Arm fallen?
    »Wißt ihr, wo sie die Kinder untergebracht haben?« fragte Brass in die Stille.
    Kormak gab die Antwort. »Bei den Frauen, auf der anderen Seite des Lagers. Es gibt auch noch ein paar Marsianer hier, zum Beispiel einige von den Häftlingen, die damals auf Luna lieber zum Mars geflogen sind als sich Mark und den Siedlern anzuschließen.«
    »Und ihr seid ständig getrennt?«
    »Nach Meinung der Wachmänner, ja.« Kormak zuckte die breiten Schultern. »Im Grunde ist es ihnen ziemlich gleichgültig, glaube ich. Sie kontrollieren nicht einmal die Türen« weil sie innerhalb des Lagers nur tagsüber ein Klimafeld errichten und sich darauf verlassen, daß sich schon wegen der Kälte niemand ins Freie wagt.«
    »Und der Zaun? Kann man irgendwie hinaus?«
    »Wohin, Brass? Das Lager liegt mitten in einer Eiswüste, und die fertige Gleiterbahn-Strecke ist die einzige Verbindung zur Außenwelt.« Der Nordmann machte eine Pause und biß sich auf die Lippen. »Wir könnten jetzt zu den anderen hinübergehen, wenn ihr wollt.«
    Sie gingen zu fünft, in die dünnen Foliendecken aus den Schlafmulden gehüllt.
    Erein brauchte ein paar Minuten, um mit der Schnalle seines Gürtels die Luke am anderen Ende des Raums zu öffnen, von der niemand genau wußte, welchem Zweck sie früher gedient hatte. Draußen schlug ihnen eine Kälte entgegen, die bis auf die Knochen schnitt, die Haut taub und gefühllos werden ließ und das Atmen erschwerte. Kormak übernahm die Führung. Geduckt bewegte er sich an dem röhrenartigen Gebäude entlang, überquerte im Laufschritt den freien Platz, tauchte erneut in den Schatten. Der Weg quer durch das Lager dauerte nur ein paar Minuten. Aber als Kormak mit der Faust gegen eine weitere Luke hämmerte, hatten die Männer das Gefühl, als sei das Blut in ihren Adern bereits zu Eis gefroren.
    Die kurze Wartezeit schien sich endlos zu dehnen.
    Beryl

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