Söhne der Erde 24 - Robot-Planet
es.
Wie erwartet ließ sich die Luft atmen und entsprach in ihrer Zusammensetzung genau dem Gemisch auf der Erde. Mark Nord und die Seinen, die außer den Bedingungen auf ihren Heimatplaneten nur die kalte, dünne Atmosphäre von Luna und die Hitze des Merkur kannten, stellten überhaupt keinen Unterschied fest. Charru, Camelo und die anderen Terraner hatten die irdischen Verhältnisse erlebt, und sie waren daran gewöhnt, ihren eigenen Sinnen mehr zu vertrauen als technischen Instrumenten. Sie spürten sofort den fast unmerklichen Hauch von Fäulnis und Verwesung, der über der Umgebung lag.
Mark starrte auf die grünlich-braune, moosartige Schicht zu seinen Füßen.
»Organisches Material«, sagte er langsam. »Gräser, Kräuter - was weiß ich. Eine dicke Schicht von Abfallstoffen.«
Er bückte sich, berührte das seltsame Material und schüttelte den Kopf. »Merkwürdig, verdammt noch mal! Aus solchem Zeug entsteht normalerweise gesunder Humus. Die Gegend müßte von pflanzlichem Leben strotzen.«
»Nur pflanzlichem?« fragte Charru.
»Was weiß ich! Auf jeden Fall stimmt da etwas nicht.« Mark richtete sich wieder auf und warf seine blonde Mähne zurück. »Camelo hat recht! Wir müssen diesen Planeten näher untersuchen, schon um unserer eigenen Sicherheit willen.«
Zehn Minuten später hatten sie drei Erkundungstrupps eingeteilt, die sich mit je einem Beiboot auf den Weg machten, während die technischen Spezialisten der Besatzung darangingen, die Schäden an der »Kadnos« zu inspizieren.
*
Die Landefähren entfernten sich in verschiedenen Richtungen. Charru, der mit Gillon von Tareth und Ivo Kerenski in dem Boot mit dem Namen »Kadnos Eye A« saß, fragte sich mit gerunzelter Stirn, ob sie nicht doch besser daran getan hätten, den Planeten vor der Landung näher in Augenschein zu nehmen. Jetzt war es zu spät. Sie hatten verabredet, die ersten Erkundungen vorsichtshalber nur bis knapp hinter den von der »Kadnos« sichtbaren Horizont auszudehnen und dann zurückzukehren.
»Kadnos Eye C« mit Raul Madsen, Gerinth und Camelo an Bord flog geradewegs nach Norden.
»Kadnos Eye B« wurde von dem marsianischen Techniker Milt Daved gesteuert. Er hielt sich etwa in Höhe der Äquatorlinie.
Eine halbe Stunde lang war nichts zu sehen als die öde braune Ebene. Dann erhoben sich die ersten Hügel, kahle Bäume streckten ihr knorriges Geäst in den Himmel, Bäche und stehende Gewässer glänzten in einem eigentümlich schweren Blaugrau wie flüssiges Metall.
»Kann mir nicht vorstellen, daß es hier etwas zu entdecken gibt«, brummte Karstein.
Milt Daved schoß ihm einen Blick zu.
Der Marsianer entstammte einer Familie, die seit Generationen in Kadnos ansässig war. Elite, intellektueller Adel, der seine Privilegien mit Leistung bezahlte. Milt Daved klammerte sich an die Bedeutung seines Namens, weil sein Intelligenz-Quotient absolut nicht bedeutend war. Da sein Selbstbewußtsein der realen Grundlage entbehrte, reagierte er empfindlich auf Herausforderungen. Barbaren wie der blonde, bärtige Nordmann, dessen Unerschütterlichkeit nichts anfechten konnte, waren eine permanente Herausforderung für ihn.
»Um zu entscheiden, ob es etwas zu entdecken gibt, müssen wir landen und aussteigen«, behauptete Daved.
Nicht etwa, weil er selbst auch nur die geringste Lust gehabt hätte, zu Fuß auf diesem Planeten herumzulaufen. Sein einziger Grund war der Wunsch, Karstein in Verlegenheit zu bringen.
»Das war nicht abgemacht«, sagte Katalin von Thorn gedehnt.
»Na und?« fragten Karstein und der Marsianer wie aus einem Munde.
Katalin unterdrückte einen Seufzer.
Sie ahnte, daß ihre Begleiter in den nächsten zwei Stunden - der vereinbarten Zeit - vollauf damit beschäftigt sein würden, sich gegenseitig zu beweisen, daß die fremde Umgebung sie nicht einschüchtern konnte. Aber erstens hatte Karstein das Kommando, und zweitens fand auch Katalin, daß sich diese Umgebung nur schlecht von einem Beiboot aus beobachten und richtig einschätzen ließ.
Milt Daved landete, obwohl er eigentlich fest mit Widerspruch gegen das Risiko gerechnet hatte.
Statt dessen zögerten der Nordmann und das blonde Barbarenmädchen nicht, die Luke aufzustoßen und ins Freie zu springen. Dem Marsianer blieb nichts übrig, als sich anzuschließen. Mißtrauisch sog er die Luft ein und schmeckte den Hauch von Fäulnis, der hier noch intensiver war als in der unmittelbaren Umgebung des Schiffes.
Langsam schritten die drei Menschen
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