Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 24 - Robot-Planet

Söhne der Erde 24 - Robot-Planet

Titel: Söhne der Erde 24 - Robot-Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
war blaß geworden. Immerhin begriff er, daß die beiden Barbaren ihn nicht einfach zwingen wollten, sich in Gefahr zu begeben.
    »Haben Sie diesen ... diesen Sprachdecoder noch?« fragte er.
    Charru nickte. Seine Hand tastete unwillkürlich nach dem flachen Gerät, das er unter der Tunika um den Hals trug. Eine handtellergroße, diskusförmige Scheibe, die von jenen Fremden stammte, vor deren Kriegsflotte die Menschen in den Hyperraum hatten fliehen müssen. Auch die Marsianer kannten den Sprachdecoder - aber nicht in dieser unglaublichen Perfektion. Das Gerät brauchte nur mit einer Anzahl bestimmter, an gegenständliche Vorstellungen geknüpfter Begriffe gefüttert zu werden, brauchte nur wenige Sätze zu erlauschen, um eine völlig fremde Sprache zu entschlüsseln. Und nicht nur das. Der Decoder konnte durch Laute gebildete Worte auch in völlig andere Arten der Verständigung umformen. In eine »Sprache« aus Duftsignalen etwa. Oder in die energetischen Impulse jener Fremden, die das Gerät entwickelt hatten.
    »Mit dem Decoder dürfte es möglich sein, ,sich mit jeder Art von intelligentem Wesen zu verständigen«, sagte Kerenski zögernd. »Ich ... ich glaube nicht, daß eine fremde Rasse unbedingt aggressiv sein muß.«
    Für einen Marsianer war das eine recht erstaunliche Erkenntnis.
    Der hochgewachsene, hagere Techniker hatte das Boot bereits wieder beschleunigt und steuerte auf die graue Kuppel zu. Gillon griff instinktiv nach dem Lasergewehr, das neben ihm in einer Halterung steckte. Sie hatten nur zwei von diesen Waffen, lächerlich wenig. Auch die Armierung der »Kadnos« besaß eher symbolischen Charakter: ein paar mittelstarke Laserkanonen, Schockstrahler und für den äußersten Notfall drei sogenannte Raum-Torpedos mit nuklearen Sprengköpfen. In den Augen der Terraner war das ein erschreckendes Potential. Aber Charru hatte inzwischen gelernt, die Verhältnisse richtig einzuschätzen. Am Boden konnte die »Kadnos«, solange der Gegner keine stärkeren Waffen einsetzte, einen bestimmten Sicherheitssektor praktisch unbegrenzt verteidigen. Im Raum vermochten sie sich allenfalls gegen ähnlich schwach armierte Fracht- oder Passagierschiffe zu wehren. Jeder auch nur halbwegs kriegsmäßig ausgerüstete Raumer war ihr überlegen.
    In dem Beiboot herrschte gespannte Stille.
    Ivo Kerenski landete das Fahrzeug in einer Entferung von der grauen Kuppel, die etwa dem Schußbereich kleinerer Schockstrahler entsprach. Nichts rührte sich ringsum. Der Marsianer rief noch einmal alle Kontrolldaten ab, um sicherzugehen, daß in der Umgebung der technischen Anlage keine gefährliche Strahlung herrschte. Danach stiegen die drei Menschen aus und begannen, langsam auf die Kuppel zuzugehen.
    Immer noch zeigte sich kein lebendiges Wesen.
    Auch nicht, als die Menschen unmittelbar vor der technischen Anlage standen und erkannten, daß die Kuppel kein geschlossenes Gebäude war, sondern lediglich etwas überspannte, das auf den ersten Blick wie ein irrwitzig verschlungenes Gewirr mehr oder weniger dünner Röhren aussah.
    Auf den zweiten Blick waren gut fünfzig stählerne Hauben zu erkennen, die jeweils ein künstlich angelegtes Becken voll brodelndem Schlamm bedeckten.
    Weder Charru noch Gillon begriffen auch nur annähernd, was hier geschah. Ivo Kerenski hatte die Augen aufgerissen. Als er den Kopf wandte, spiegelte sein Blick ungläubiges Staunen.
    »Ein Kraftwerk!« stieß er hervor. »Das muß ein Kraftwerk sein!«
    »Es ist was?« fragte Gillon verblüfft.
    »Ein biologisches Kraftwerk! In den Becken werden offenbar Abfallstoffe von Bakterien zersetzt - ein Vorgang, bei dem große Mengen Gas frei werden. Ich kann nicht genau sagen, um welche Art von Bakterien und welche Art von Gas es sich handelt. Aber ich weiß, daß es zum Beispiel möglich ist, eiweißhaltige Abfälle durch Fäulnisbakterien zersetzen zu lassen und dabei Methangas von einem sehr hohen Heizwert zu gewinnen.
    Charru atmete tief durch.
    »2Das heißt, daß auf dem Planeten tatsächlich intelligente Wesen existieren«, stellte er fest. »Wesen, die ihre Umwelt zerstört haben und jetzt versuchen, mit den Scherben zurecht zukommen, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Ivo Kerenski. '
    Seine Augen irrten unruhig in die Runde. Charru folgte seiner Blickrichtung, doch auch er konnte nichts entdecken.
    Die Wesen, die hier lebten, mußten ihre Wohnstätten sehr geschickt getarnt haben.
    *
    Die Stadt lag unter dem Boden.
    Eine Stadt der Nacht: Bunker aus Stahl und

Weitere Kostenlose Bücher