Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen
die Besatzungen. Sie waren mit Betäubungspistolen und zwei Lasergewehren bewaffnet. Die Fähren verfügten außerdem über Schockstrahler und stabile Schutzschirme. Sicherheiten, die sich im günstigsten Fall als überflüssig - und nur zu leicht auch als trügerisch erweisen mochten.
In der Kanzel warteten die Menschen gespannt auf die ersten Funkmeldungen ihrer Gefährten.
Einzig Katalin hatte für kurze Zeit den Raum verlassen. Als sie zurückkam, brachte sie einen Beutel mit Nahrungskonzentrat und ein Tablett voller Synthofruchtsaft mit. Maik Varesco warf ihr einen neugierigen Blick zu.
»Ist es wahr, daß ... na ja, daß in der Welt unter dem Mondstein die Frauen noch ...«
Er verstummte unsicher. Katalin lächelte.
»Kinder hüteten und Mahlzeiten kochten?« vervollständigte sie.
»Tut mir leid. Ich wollte Sie nicht verletzen.«
»Sie verletzen mich nicht. Die marsianischen Wissenschaftler hatten die Mondstein-Welt so eingerichtet, daß die Männer - jedenfalls die Tiefland-Krieger - ständig gezwungen waren, sich mit dem Schwert in der Hand zu verteidigen. Die Frauen konnten das nicht, schon um das ungeborene Leben nicht zu gefährden. Aber ich zum Beispiel hatte Sitz und Stimme im Rat, wenn es das ist, was Sie wissen wollen. Und ich habe mit dem Schwert meines toten Vaters gegen das Priesterheer gekämpft.«
»Sie haben - was?«
»Ich habe das Schwert aus der Hand meines Vaters genommen, als er gefallen war, und gegen die Priester gekämpft. Und auf dem Merkur habe ich ein Lasergewehr getragen.« Sie stockte und lächelte versonnen. »Ich habe es auf General Kane gerichtet und gedroht, ihn zu erschießen, wenn er nicht den Befehl geben würde, die Verschütteten in den Höhlen zu bergen. Deshalb hat man mich als Rädelsführerin angeklagt.«
»Was Sie nicht waren?« fragte Maik
»Kommt darauf an, was Sie darunter verstehen. Ich war die Sprecherin der Frauen. Ich habe alles getan, damit die Männer ohne Rücksicht auf uns kämpften. Ich wäre lieber gestorben, als mich in ein Internierungslager sperren zu lassen.«
»Und dabei sind Sie noch nicht einmal erwachsen - nach unseren Maßstäben«, murmelte Maik.
»Nicht erwachsen? Ihr habt unter dem Mondstein eine Welt geschaffen, in der die Menschen nicht lange genug lebten, um sich solchen Luxus leisten zu können. Mein Bruder war sechzehn, als er im Kampf fiel. Charru war gerade zwanzig, als er das Erbe seines Vaters antreten und die Verantwortung für ein ganzes Volk übernehmen mußte ...«
Sie hielt inne, weil im gleichen Moment das Funkgerät ansprach. Dane Farr grinste leicht, als er sich meldete.
»Wir überfliegen den Planeten in verschiedene Richtungen«, kam Raul Madsens Stimme. »Er sieht ziemlich trostlos aus. Schwarze Wüsten und schwarze, nackte Felsformationen - das ist alles, was wir bisher entdecken konnten.«
Eine halbe Minute später setzte auch Ken Jarel eine Meldung ab.
»Wir sind auf der Nachtseite. Es gibt einen enorm großen roten Mond und einen kleineren, der Luna ähnelt. Die Landschaft ...«
Er verstummte abrupt.
»Ken?« rief Dane Farr ins Mikrophon.
»Alles in Ordnung. Wir haben etwas entdeckt - eine Ansammlung von Kuppeln in einer Ebene. Kuppeln, Dane! Ganz zweifellos Bauwerke, und ebenso zweifellos sind sie irgendwann zum Teil zerstört worden. Die X-Strahlung geht von hier aus. Oder es ist jedenfalls einer der Punkte, von denen sie ausgeht.«
»Das besagt nichts. Strahlenquellen können langlebig sein.«
»Weiß ich selber. Trotzdem würde ich vorschlagen, daß wir hier in der Nähe landen und uns erst einmal diese Kuppeln ansehen.«
Farr zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Und die Strahlung?«
»Du weißt selbst, daß sie erst bei Dauerbelastung schädlich wirkt«, sagte Ken ungeduldig. »Ich setze mich jetzt mit Raul in Verbindung. Durch rein optische Beobachtung kommen wir nämlich bestimmt nicht weiter.«
»Deine Entscheidung ...«
Farr schüttelte mißbilligend mit dem Kopf.
Sein militärisch geschulter Verstand sah die Dinge in erster Linie unter strategischen Gesichtspunkten. Als Offizier der marsianischen Kriegsflotte wäre ihm eine glänzende Karriere sicher gewesen. Aber als die Merkur-Siedler vor zwanzig Jahren zum erstenmal mit Gewalt von ihrem Höllenplaneten zurückgeholt wurden, hatte sich Dane Farr geweigert, die Pionierstadt zu bombardieren, solange keine Informationen über die Evakuierung von Frauen und Kindern vorlagen. Dafür war er genau wie die Rebellen selbst zu
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