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Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Titel: Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sagte er abwartend.
    »Sie sind gestern während der Schlafzeit außerhalb des Bunkers mit einer Waffe gesehen worden.«
    Jarlon beherrschte den Schrecken. Er hatte es geahnt.
    »Nein«, sagte er so ruhig wie möglich.
    »Sie leugnen die Tatsachen?«
    »Ich war krank, hatte Fieber und stand unter Medikamenten. Fragen Sie Ihren sogenannten Arzt.«
    »Sogenannter Arzt? Warum dieser Ausdruck?«
    »Weil man mir gesagt hat, daß ein wirklicher Arzt dazu da ist, Menschen zu heilen«, stieß der Junge durch die Zähne. »Und weil euer Arzt nur darüber entscheidet, ob seine Opfer binnen zwei Wochen wieder arbeitsfähig sind oder liquidiert werden. Er ist einen Dreck, er ...«
    Im Gesicht der Frau zuckten die Mundwinkel. Sie begriff nichts. Jarlon hatte das Gefühl, vor einer steinernen Wand zu stehen. Oder vor einem Eisblock - kalt und unheimlich wie die Landschaft des Planeten, auf dem niemand wirklich leben konnte.
    »Zur Sache«, sagte Kareen de Winter unbewegt. »Ich will wissen, woher die Waffe stammt, wie viele andere Waffen noch vorhanden sind und was ihr damit vorhabt. Also?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte Jarlon verbissen.
    Für einen Moment blieb es still.
    Die schmalen, geschwungenen Brauen der Kommandantin zogen sich zusammen. Für ihre Begriffe war ein Junge von knapp siebzehn Jahren noch ein Kind. Wäre er als Bürger der Föderation geboren, würde es noch Jahre dauern, bis er das staatliche Ausbildungssystem durchlaufen hatte, und um seinen hitzköpfigen, aggressiven Charakter hätten sich längst die Psychologen gekümmert. Innerhalb des Internierungslagers gab es allerdings keine Erziehungs- und Charakter-Korrektur-Maßnahmen, sondern nur drastische Strafen. Kareen de Winter seufzte leicht.
    »Sei vernünftig mein Kleiner. Ich möchte wirklich nicht ...«
    »Der Teufel ist Ihr Kleiner!« fauchte Jarlon erbittert.
    Die Kommandantin schüttelte den Kopf. »Doktor Marik? Kann ich Wahrheitsdrogen anwenden?«
    Der Angesprochene war groß und grauhaarig und hatte eine dunkle, brüchige Stimme. »Nicht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden Die Medikamente von gestern ...«
    »Also schön. Eine halbe Stunde Psychozelle.«
    Jarlons Muskeln verkrampften sich.
    Niemand hatte ihm je genau erzählt, was in den Psychozellen vorging. Er wollte sich nicht eingestehen, daß er Angst hatte. Aber als er in den kleinen, kahlen Raum gestoßen und auf der weißen Pritsche angeschnallt wurde, war ihm zumute, als habe sich sein Magen in einen glühenden Klumpen verwandelt.
    Der Arzt injizierte eine klare, gelblich schillernde Flüssigkeit in seine Armbeuge.
    Mit einem harten, endgültigen Laut fiel die Tür zu. Jarlon war allein und kämpfte vergeblich gegen das Gefühl an, hilflos in einem Meer von wilden, grausamen Horror-Visionen zu versinken.
    Angst, Schmerz und Grauen ... dem Körper fügte die Folter keinen Schaden zu. Für das Opfer war sie unerbittlich real, ins Endlose gedehnt, nicht einmal von der Gnadenfrist einer Bewußtlosigkeit unterbrochen. Als Jarlon aufwachte, schien seine Erinnerung erfüllt von einer lodernden Hölle, vor der er mit jeder Faser zurückschreckte. Er war nur halb bei Bewusstsein. Erst der Anblick der Frau hinter dem perlmuttglänzenden Schreibtisch weckte in seinem Gedächtnis wieder etwas anderes als das nackte Entsetzen, das er erlebt hatte.
    Kareen de Winter nippte ein Getränk aus einem rubinrot glänzenden Becher.
    »Also noch einmal von vorn«, sagte sie geduldig. »Sie wurden mit einer Waffe gesehen. Ihre Freunde haben offenbar irgendeinen verrückten Plan. Ich will wissen, wie dieser Plan aussieht. Ich will wissen, wo die Waffen oder was sonst noch versteckt sind, und ich will wissen, woher sie stammen. Also?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Jarlon heiser.
    »Möchten Sie zurück in die Psychozelle? Sie können dort auch zwei Stunden oder zwei Tage verbringen, ohne daß es Ihnen körperlich schadet.«
    Jarlon versuchte vergeblich, das Zittern zu unterdrücken
    Er wollte, konnte, durfte nicht reden. Es war seine Schuld, daß die Marsianer Verdacht geschöpft hatten. Mit verzweifelten Anstrengungen kämpfte er gegen die heiße, zitternde Schwäche der Angst.
    »Ich weiß nichts ... Ich kann Ihnen nichts sagen ...«
    »Doktor?«
    Der Arzt zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht, daß er lügt.« Und nach einer unbehaglichen Pause: »Er ist doch fast noch ein Kind, Kommandant.«
    Kareen de Winter setzte das Glas ab und lehnte sich zurück. Ihre Augen

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