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Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Titel: Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Chance ...
    Er beherrschte sich, aber ihm war zumute, als verkrampften sich seine Eingeweide zu einem schmerzhaften Knoten.
    *
    Jerome Crest wußte nicht, warum er allein durch den endlosen, schimmernden Korridor ging.
    Da war etwas gewesen. Etwas, das seinen Geist berührte wie mit feinen Fäden. Panik hatte ihn erfaßt, als er es spürte. Eine zitternde, unbeherrschte Panik, von der er nicht wußte, daß sie ihm die Kontrolle über sein Ich entgleisen ließ, daß sie die Abwehrschranken natürlicher Selbstbehauptung zerbrach, daß sie dem, was ihn erschreckte, endgültig Tür und Tor öffnete.
    Jerome Crest hatte sein Leben lang nur funktioniert - ein Rädchen im Getriebe.
    Er war gewesen, was sein Staat von ihm zu sein erwartete. Kommandant der »Kadnos«. Perfekter Roboter im Dienst seiner Aufgabe. Daran hatte er festgehalten bis zur Lächerlichkeit, unfähig der Anpassung an die veränderte Situation. Daran hielt er auch jetzt fest - doch das, was er so krampfhaft verteidigte, war nur eine hohle Maske, die leicht und schnell zerbrach.
    Mechanisch folgte er den schimmernden Korridoren, bis er den Rand der Kuppelstadt erreichte.
    Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Schwindel erfaßte ihn. Etwas war in sein Hirn eingedrungen, zog ihn wie an unsichtbaren Fäden, ließ ihn gleich einem Schlafwandler Wege finden, von deren Existenz er nichts geahnt hatte.
    Er nahm nicht bewußt wahr, daß es abwärts ging.
    Er sah nicht den gigantischen schwarzen Felsendom, nicht die Höhleneingänge, nicht den flackernden Widerschein ferner glühender Lavaseen an den Wänden. Was er wahrnahm, waren die eigentümlich flimmernden Schleier, die plötzlich um ihn zu schweben schienen. Aber er nahm sie nur wahr, weil etwas von ihnen ausging, das ihm zutiefst vertraut erschien, weil es bereits wie ein schleichendes Gift in seinen Geist eingedrungen war.
    Impulse, dem Gehirnwellenmuster angepaßt, perfekt Erkenntnis simulierend ...
    Crest wußte, was er zu tun hatte.
    Er ahnte nicht, daß eine unbekannte Kraft seine Schwäche ausgelotet, sein Gehirn entleert und die Speicher des Gedächtnisses mit neuen Inhalten infiltriert hatte. Der letzte Funke seines Willens starb, ausgebrannt wie von einer weißglühenden Sonde. Weit öffneten sich die verwandelten Steuerzentren des Gehirns den unsichtbaren Fühlern und warteten auf die Impulse, um sie in Befehle an Nerven und Muskeln umzusetzen.
    Das energetische Flackern ringsum nahm zu.
    Jerome Crest sah, wie die fernen Wesen Gestalt annahmen, sich aus dem Nichts heraus formten, aber sie konnten ihn nicht mehr erschrecken.
    *
    Um die gleiche Zeit kreisten bereits die beiden Landefähren über dem Gebiet der Kuppelstadt.
    Mark, Charru und die anderen hatten sich getrennt, um systematisch Hallen und Gänge zu untersuchen. Ein schwieriges Unterfangen, da der Schein des roten Mondes durch die Risse in den Kuppeln ein viel zu verwirrendes Spiel von Licht und Schatten ergab. Umgekehrt war der fahlweiße Widerschein der Handlampen für die Piloten der Beiboote nicht weniger verwirrend. Ken Jarel und Raul Madsen koordinierten die Suche schließlich mit Hilfe von Wärmedetektoren, die auf die menschliche Körpertemperatur ansprachen Aber auch dabei ergab sich - abgesehen von der Erfolglosigkeit - ein Fehler.
    Es war Jiri Abakos Stimme, die nach einer Weile in Charrus tragbarem Kommunikator lebendig wurde.
    »... aus der Richtung geraten ... Hört mich jemand?«
    Charru hob das handtellergroße Gerät an die Lippen. »Jiri?«
    »Ja. Ich weiß nicht, warum die Boote mich offenbar nicht orten können. Vielleicht stimmt meine Körpertemperatur nicht mit der euren überein. Ich bin in eine Art unterirdische Halle geraten. Da war eine Falltür in einer Nische mit zwei Säulen aus ...«
    Er stockte, suchte das richtige Wort in der Sprache, die er noch nicht ganz beherrschte.
    »Kristall?« fragte Charru, der an die Herren der Zeit dachte.
    »Ja. Aber ich weiß nicht, wo das ist, und ich fürchte, mich noch mehr zu verirren.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Jiri. Die Beiboote können ein einzelnes Funkgerät leicht anpeilen und mich hinlotsen.«
    Leicht war es nicht, aber es klappte.
    Charru dachte an Jerome Crest, während er sich nach Raul Madsens Anweisungen den Weg durch das Labyrinth ertastete. War der uranische Kommandant in ein Zeitfeld geraten? Gab es vielleicht doch noch Angehörige von Ktaramons Volk hier? Und wenn - wurde Crest jetzt vielleicht jener beklemmenden Prüfung unterzogen, die auch er,

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