Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen
Kommunikator an seinem Gürtel lebendig wurde.
Daß er Ken Jarels drängende Stimme schon vor ein paar Sekunden gehört hatte, kam ihm erst jetzt zu Bewußtsein. Vorsichtig ließ er der zerstörten Kristall in eine Tasche der weißen marsianischen Tunika gleiten.
»Ja, Ken? Ich höre.«
Die Stimme des Merkur-Siedlers klang rauh vor Erregung.
»Wir haben Jerome Crest gefunden«, berichtete er. »Der Kommandant behauptet, daß er in einem unterirdischen Höhlensystem eine funktionsfähige technische Anlage entdeckt hat.«
*
Kristalle glommen.
Kraftströme pulsten, Signale fanden durch die Abgründe zwischen den Zeitströmen den Weg zu einer Ebene, für die menschliche Wissenschaft noch keinen Namen hatte. Ein anderes Universum, unerreichbar. Und doch gab es Wesen, die frei und ungehemmt die Schranken passierten. Doch gab es Fühler, die sich ausstreckten in die Unendlichkeit, gab es Verbindungen, die genutzt werden konnten. Genutzt von den Herren über Zeit und Raum, genutzt von denen, die zufällig in den verhängnisvollen Sog gerieten - und manchmal von den wenigen, denen Erfahrung einen Hauch des Wissens vermittelt hatte.
Der Ruf aus einer anderen Welt war gehört worden.
Der Kristall zerstörte sich selbst, weil nur seine Erbauer das Vernichtungsprogramm außer Kraft setzen konnten, das ihn vor Mißbrauch schützte. Aber der Ruf durchdrang die Schranke zwischen den Dimensionen In einer anderen Welt erreichte er die goldene Stadt, die eingebettet war in ein unendlich fremdes Kontinuum, herausgemeißelt aus Zeit und Raum, dazu bestimmt, den letzten Überlebenden einer einst mächtigen Rasse Zuflucht zu bieten.
Fremde Wesen hatten ihr Sternenreich zerstört.
Aus den Tiefen einer anderen Galaxis, aus der Hölle glühender Gaswolken und strudelnder Energieströme, waren Tod und Verderben über eine Welt des Friedens, des Gleichgewichts und der Harmonie hereingebrochen. Keine Waffe hielt die Angreifer auf, denn es war zu spät gewesen, als sich die Opfer auf die längst vergessenen, ihrer Kultur und ihrem Gedächtnis entschwundenen Waffen besannen. Wesen aus reiner, flammender Energie überschwemmten das Sternenreich. Nur die reine Energie tödlicher Strahlung hielt sie auf - doch selbst damit konnten sich die Opfer nicht auf die Dauer wehren.
Sie besannen sich auf eine andere Kraft: auf die Macht, sich frei im Gefüge von Zeit und Raum zu bewegen.
Sie verließen das Universum, um abzuwarten.
Und sie schickten Boten aus: Forschende, deren Aufgabe es war, andere Rassen aufzusuchen, ihren Weg zu beobachten, zu warnen und zu leiten. War die Zukunft des Universums der Krieg, mit dem jene fremden Eroberer die Galaxis überzogen! Konnten sie aufgehalten werden? Mußten sie aufgehalten werden, um dem Universum eine neue Zukunft zu schenken?
Die Herren der Zeit suchten eine Antwort auf diese Frage.
Sie suchten sie auch im System der Sonne Sol mit ihren wenigen unbedeutenden Planeten. Sie fanden eine Menschheit, die noch der Morgendämmerung ihrer Entwicklung entgegenging. Eine Menschheit, in deren Geschick sie eingriffen, die sie leiten wollten - und die vielleicht einen anderen Weg gefunden hätte statt den in die Katastrophe, wäre da nicht das Wirken der »Götter« gewesen.
Ktaramon und seine Gefährten waren zurückgekehrt.
Sie hatten von der kosmischen Katastrophe berichtet, von den irdischen Flüchtlingen, die sich auf anderen Planeten ansiedelten, von der Tragödie der alten Marsstämme, von den neuen Marsianern mit ihrem seelenlosen Computerstaat, der die Menschlichkeit erstickte. Und sie hatten berichtet von jenen anderen, die sich selbst Terraner nannten, weil sie einer der neuen, primitiven Rassen der Erde entstammten, von dem kleinen Volk, das in einer Oase künstlich geschaffener Vergangenheit die Geschichte neu begonnen hatte.
»Sie sind Barbaren«, sagte eine Stimme, die menschliche Ohren nicht verstanden hätten.
»Sie wollen Frieden«, erwiderte ein Wesen, das menschliche Augen nicht sehen konnten und das eine für menschliche Sinne nicht erfaßbare Gestalt besaß.
In der anderen Welt hatte es sich Ktaramon genannt und eine Gestalt angenommen, die den Bedingungen jener Welt entsprach. Es hatte gehandelt und in den Lauf der Dinge eingegriffen, obwohl das schon seit langer Zeit nicht mehr sein Auftrag gewesen war.
»Sie wollen Frieden«, wiederholte Ktaramon. »Man hat sie künstlich in Barbarei gehalten, weil man Primitivität und Gewalttätigkeit studieren wollte, doch man hat nicht
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