Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra
transportiert worden waren. Große Container, gefüllt mit jenen komplizierten chemischen Verbindungen, die sie und David Jorden in langer gemeinsamer Arbeit im Labor entwickelt hatten.
Gezielte Anregung des Pflanzenwachstums ...
Dazu Stoffe, die Mutation hervorriefen und die Pflanzen zu einer verstärkten Bindung von Kohlendioxyd befähigten.
Hier in der Umgebung der südlichen Inselwelt würde damit begonnen werden, die Biomasse des Ozeans zu verändern. Ein kleiner Anfang. Aber die Laboratorien der »Felipe Perez« waren darauf eingerichtet, die benötigten Stoffe in größeren Mengen herzustellen. Das Experiment konnte ausgeweitet werden. Und der Prozeß, einmal in Gang gesetzt, würde von selbst fortschreiten, würde die zerstörerische Konzentration von Kohlendioxyd in der Atmosphäre allmählich abbauen. Es mochte Jahre dauern, bis wieder ein erträgliches Klima herrschte, Jahrzehnte bis zur Erzielung eines neuen ökologischen Gleichgewichts - doch am Ende stand die Rettung der Erde.
Für die Terraner, die so verzweifelt darum gekämpft hatten, auf diesem Planeten eine Heimat zu finden?
Lara biß sich auf die Lippen. Sie wußte nicht, ob sie wirklich daran glaubte, daß noch Hoffnung bestand. Aber sie wußte, daß auch die jungen Rassen der Erde ein Recht auf Leben besaßen, daß ihre Arbeit hier Sinn hatte - daß sie jedenfalls nicht bereuen würde, was sie tat.
David kam ihr entgegen, als sie aus dem Boot stieg.
Sein Gesicht war von der ungewohnten Sonne gebräunt, das dichte sandfarbene Haar heller gebleicht. Er lächelte mit blitzenden Zähnen, und Lara stellte einmal mehr fest, daß ihm das Abenteuer Spaß zu machen begann.
»Wir sind soweit«, sagte er. »In einer halben Stunde können wir die erste Tauchfahrt unternehmen. Willst du mitkommen?«
Lara nickte. »Gern, wenn ihr Platz für mich habt.«
»Das Team ist noch nicht eingeteilt.« David grinste. Da sie außer Hörweite der anderen standen, konnte er offen sprechen. »Der allgemeine Unternehmungsgeist hält sich ziemlich in Grenzen, scheint mir. Jedenfalls drängt sich niemand nach Pioniertaten.«
»Verständlich. Die Erde war einfach zu lange das Sinnbild für alles, was auf den Vereinigten Planeten bekämpft und verfolgt wurde.«
»Und sie ist es immer noch«, meinte der junge Wissenschaftler nachdenklich. »Nur daß man sie inzwischen nicht mehr ignorieren kann. Mit dem Projekt Mondstein haben sich die Marsianer das Erbe der Erde mitten in ihre eigene Welt geholt. Und jetzt wundern sie sich, daß sie es nicht mehr loswerden.«
Lara lächelte bitter. »Sie sind es sehr gründlich losgeworden, oder?«
»Nein, Lara, das sind sie nicht. Denn es geht nicht in erster Linie darum, was aus den Terranern wird. Es geht darum, daß sie etwas verändert haben. Dich und mich ... Deinen Vater, die Haltung des venusischen Rates, sogar ein wenig die Verhältnisse auf Jupiter. Etwas ist in Bewegung geraten, Lara. Etwas, das nie wieder so werden wird, wie es war, das am Ende auch Simon Jessardin nicht ignorieren kann, das ...«
Er unterbrach sich.
Vom Strand her klangen plötzlich aufgeregte Rufe. David wandte sich um, sah die winkenden Gestalten und hastete mit langen Schritten hinüber.
Lara folgte ihm.
Sie ahnte, was geschehen war. Um die Haie, deren Dreiecksflossen vor allem in der Abenddämmerung lautlos und drohend durch das Wasser pflügten, kümmerte sich schon lange niemand mehr. Die Männer am Strand hatten etwas anderes gesehen.
Angestrengt spähten sie über die blaue Lagune dorthin, wo sich die anrollenden Wellen an den roten Felsen des Riffs brachen.
Helle Umrisse bewegten sich zwischen den Klippen.
Nackte Gestalten, fast menschlich anzusehen mit ihren weißen, schimmernden Gliedmaßen - und doch unendlich fremdartig. Sekundenlang hing Laras Blick gebannt an den geschmeidigen, großäugigen Wesen, dann atmete sie tief durch.
»Aquarianer«, sagte sie leise. »Eine Rasse intelligenter Meeresbewohner. Ich wußte, daß wir auf sie stoßen würden.«
*
Charru spürte die Blicke der uranischen Vollzugsleute wie Berührungen.
Für sie war der einzelne Gleiter mit den beiden Fremden an Bord scheinbar aus dem Nichts gekommen. Allerdings hatten Charru und Mark die Grenze des Zeitfeldes an einer Stelle passiert, die sich schlecht überblicken ließ, so daß niemand Einzelheiten erkennen konnte. Trotzdem mußte der Vorgang für die Uniformierten ein Rätsel bleiben. Ihre aufgeregten Reaktionen verrieten es, die hysterische Hast, mit
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