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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Jessardin erstarrte.
    Später wußte er nicht mehr genau, was ihn dazu bewogen hatte, tatsächlich nichts zu unternehmen. Die völlige Ruhe der fremden Stimme? Dieser eigentümlich zwingende Klang, der ihn sofort in Bann zog? Oder die Tatsache, daß er unbewußt schon die ganze Zeit über auf die Lösung all der Rätsel wartete? Eine Lösung die ungewöhnlich sein mußte, weil nichts im Spektrum des Gewohnten etwas erklärte?
    Jeder Muskel und jede Sehne in Jessardins Körper spannten sich.
    Er sprach nicht, fragte nichts - jedes Wort wäre ihm als Eingeständnis der Niederlage erschienen. Aber er löste auch keinen Alarm aus. Er starrte dorthin, wo das Flimmern der Luft am deutlichsten war, und er zog scharf die Luft durch die Zähne, als vor seinen Augen ein menschlicher Körper erschien gleich einem Bild, das auf eine Leinwand projiziert wurde.
    Menschlich?
    Nein, der Fremde war kein Mensch, das begriff Jessardin sofort. Er sah das schmale weiße Gesicht, die dünnen Brauen, die schrägen goldenen Augen, die weder Iris noch Pupillen besaßen. Zwei Sekunden lang verkrampfte sich der Präsident in jähem Schrecken. Immer noch schwebte seine Rechte über dem Schaltfeld des Kommunikators. Aber er drückte die Taste nicht nieder. Er sah in die fremdartigen goldenen Augen, und er las darin die Weisheit einer Erfahrung, die im wahren Sinne des Wortes übermenschlich war.
    »Wer sind Sie?« fragte er leise.
    »Ktaramon ... Mein Name ist Ktaramon ...«
    »Nein!«
    Jessardins Stimme klang rauh. Der Name weckte Erinnerungen - zu viele Erinnerungen. Der Krater, der von der Sonnenstadt geblieben war ... Helder Kerr sterbend, zitternd vor Schock und Schmerz, mit gräßlichen Laserverbrennungen und doch entschlossen, noch im Tod zu sagen, was er sagen mußte. Das alles konnte nicht wirklich wahr sein. Jessardins Rechte sank herab - und er zuckte zusammen, als er das leise Lachen des Fremden hörte.
    »Versuchen Sie es«, sagte Ktaramon. »Lösen Sie Alarm aus! Rufen Sie die Wachen! Dies hier ist ein Zeitfeld, das ich um uns errichtet habe. Wir existieren beide um ein paar Sekunden in die Zukunft versetzt. Ihr Alarm würde ungehört bleiben. Und falls zufällig Wachen hereinkommen sollten - sie würden einen leeren Raum sehen, nichts weiter.«
    Simon Jessardin rührte sich nicht.
    Sein Blick hing an dem schmalen weißen Gesicht mit den goldenen Augen. Ein Dutzend Gedanken schoß ihm durch den Kopf. Gedanken, die immer wieder auf einen Punkt zurückkamen: das unerklärliche Gefühl, schon die ganze Zeit über auf diesen Augenblick gefaßt gewesen zu sein.
    »Kann ich es versuchen?« fragte er gepreßt.
    »Sicher ...«
    Jessardins Finger glitten prüfend über das Schaltfeld. Nichts geschah. Der Lautsprecher rührte sich nicht, kein Verwaltungsdiener erschien. Der Fremde mit dem Namen Ktaramon lächelte dünn.
    »Das Zeitfeld ist begrenzt«, erläuterte er. »Ich könnte es ausweiten und Ihnen eine Facette der Zukunft zeigen, doch das wäre zu kompliziert - viel Aufwand mit geringem Nutzen. Ich nehme an, Ihr Geist ist unvoreingenommen genug, um mich nicht für eine Halluzination oder gar eine Art Magier zu halten. Die Manipulation der Zeit beruht auf Technik. Sie bedarf der Energie, und sie bedarf bestimmter Instrumente.« Ktaramon zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. »Und sie beruht auf wissenschaftlichen Grundlagen, die mehr ermöglichen als nur die ungehinderte Bewegung in Zeit und Raum«, fuhr er fort. »Mein Volk hat in einem früheren Stadium seiner Entwicklung auch Waffen gebaut. Waffen, von denen sich die Menschheit bis heute noch nichts träumen läßt.«
    Simon Jessardin schwieg.
    Er fragte nicht, ob das eine Drohung sein sollte. Tief in seinem Innern, auf einer Ebene des Verständnisses, die er bis heute nicht in sich erahnt hatte, wußte er genau, daß es keine Drohung war. Sekundenlang hatte er das Gefühl, in einem wirren Traum befangen zu sein. Aber seltsamerweise war es ein Traum, der ihn nicht erschreckte.
    »Warum?« fragte er leise. »Warum seid ihr hier?«
    »Wir waren schon lange vor der Großen Katastrophe in diesem Sonnensystem«, erklärte Ktaramon. »Wir konnten den letzten, weltumspannenden Krieg nicht verhindern, und damals beschlossen wir, das Schicksal der Menschheit nur noch als Beobachter zu verfolgen. Aber dann sahen wir, daß ihr, die ihr euch als neue Menschheit versteht, den falschen Weg einschlugt ...«
    »Den falschen Weg? Wir?«
    »Den falschen Weg«, bestätigte Ktaramon. »Ihr

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