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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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wußten die Menschen, daß das Bild nur ein schwacher Abglanz dessen war, was sich hier früher einmal, lange vor der Großen Katastrophe, den Augen geboten haben mochte. Lara dachte an die Bilder aus den Archiven, an die unzerstörte Erde mit ihren Wäldern und Flüssen, ihren Grasebenen und paradiesischen Küstenstrichen. Terra war schön gewesen - schöner als der Mars, schöner selbst als Venus mit ihren künstlich angelegten Parks und Gärten.
    »Was ist das?« fragte David Jorden in ihre Gedanken hinein.
    Sie folgte seiner Blickrichtung.
    Zwischen den Klippen des Riffs, an denen das Tauchboot vorbeiglitt, klaffte ein tiefer Spalt. Reste von Seilen aus geflochtenem Tang waren an scharfen Steinzacken befestigt und wehten im Wasser. Lara betrachtete das zerfetzte Geflecht und lächelte.
    »Hainetze«, sagte sie. »Jedenfalls Reste davon. Auf diese Weise schützen die Aquarianer die Zugänge ihrer Schlupfwinkel.«
    »Schauen wir uns das näher an?« fragte David lebhaft.
    Die anderen stimmten zu.
    Das Tauchboot war schlank genug, um dem Spalt zwischen den Riffen folgen zu können. Einem Spalt, der in einer geschützten Bucht zwischen roten Felsen endete. Höhlen fraßen sich in den Stein, Grotten und Nischen, von denen einige nicht rein natürlichen Ursprungs, sondern eindeutig mit Werkzeug bearbeitet waren. Licht fiel durch mehr oder weniger große Löcher in den Decken, an den Wänden gab es Vertiefungen, die an primitive Regale erinnerten. Ein einzelnes grünliches Netz hing an einer Gesteinszacke, ein paar farbige Muschelketten, Schmuckstücke vermutlich, und an einigen Stellen war noch die schwarze Asche von Feuern zu sehen.
    »Wohnhöhlen«, sagte David Jorden. »Verlassene Wohnhöhlen.«
    »Die Aquarianer?« fragte Coin Garvin gedämpft.
    »Wer sonst? Aber sie scheinen Hals über Kopf verschwunden zu sein. Hast du nicht gesagt, daß sie eine Menge Werkzeuge benutzen, Lara?«
    Die junge Frau nickte. »Faustkeile, Steinäxte und ähnliches. Dazu Harpunen aus Fischbein, Netze, Geschirr und Schmuck aus Muscheln. Hier sieht es so aus, als hätten sie alles zusammengerafft und mitgenommen.« Und nach einer Pause: »Wir haben sie vertrieben, glaube ich.«
    »Sie fürchten die Landbewohner, nicht wahr?«
    »Den Eindruck hatten wir jedenfalls, als wir ihnen zum erstenmal begegneten«, bestätigte Lara. »Sie waren scheu, wichen uns aus. Irgendwann müssen sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, wahrscheinlich mit Fischern, die aus reiner Unwissenheit alles jagten, was sie unter Wasser fanden.«
    »Und jetzt sind die Aquarianer gefährlich?«
    »Nein«, sagte Lara nachdenklich. »Sie sind überhaupt nicht aggressiv, greifen nicht einmal an, wenn jemand in ihr Revier eindringt, sondern nur in Notwehr. Und viele andere Rassen der Erde handeln genauso - außer dort, wo die marsianischen Wissenschaftler in die Entwicklung eingegriffen haben Manchmal ...« Sie zögerte. »... manchmal glaube ich, daß wir hier etwas ungeheuer Wichtiges lernen könnten. Etwas über die Evolution des Menschen, das seit Jahrhunderten offen vor uns liegt und das wir einfach nicht sehen wollen.«
    David schwieg einen Augenblick und betrachtete versonnen die Höhlen und Nischen. Das Boot war aufgetaucht, über die Kuppel perlten Wassertropfen. Der junge Wissenschaftler zuckte die Achseln.
    »Versuchen wir, doch noch eine Spur von den Aquarianern zu finden«, schlug er vor. »Bevor wir mit der Arbeit beginnen, müssen wir uns ohnehin so gründlich wie möglich mit der Situation vertraut machen.«
    Sie versuchten es.
    Das kleine, wendige Tauchboot erlaubte es, die Umgebung der Insel, die Barre und ein Dutzend einzelner Riffe fast hautnah zu erforschen. Zwei-, dreimal stießen sie auf zerrissene Fischnetze, an einer Stelle bedeckten Werkzeuge den Meeresgrund - als seien sie aus einem Behältnis gefallen und in der Eile nicht wieder aufgesammelt worden. Es gab deutliche Spuren von den Aquarianern - aber sie selbst waren nirgends zu sehen.
    »Ich glaube, wir haben sie tatsächlich vertrieben«, sagte Lara leise. »Sie werden sich eine andere Insel suchen.«
    »Ja. Aber ich hatte gehofft, sie würden Freunde für uns werden.«
    »Später vielleicht. Wir werden lange genug hier bleiben.«
    »Ja, später ...«
    Laras Stimme klang leise und abwesend. Später, wiederholte sie in Gedanken. Freundschaft zwischen Landbewohnern und Aquarianern. Freundschaft vielleicht auch zwischen den Menschen von den Sternen und dem Volk vom Meer, den goldenen Geschöpfen

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