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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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bewegen, sich dem zu widmen, was ihm gegeben war und ihm zustand? Er würde sich wieder an sein Volk erinnern. Die Vampire von Paris warteten nur darauf, dass er seinen Anspruch auf seine Herrschaft erneuerte.
    »Falsch, mein überaus kluger Diener«, sagte der Goldene in die Träume einer prächtigen Zukunft hinein, denen Saint-Germain nachhing. »Sollten die Werwölfe umkommen und die Namenlosen sich von ihnen genährt haben, dann ist Paris verloren.«
    Saint-Germain kehrte mit einem Ruck aus seiner knienden Haltung in die Gerade zurück. Was sagte der Goldene da? Der Glanz einer greifbar nahen Zukunft erlosch.
    »Aber Ihr seid gegen die Namenlosen gewappnet, Goldener!«
    »Bin ich das?«
    Vor Jahren war er es nicht gewesen. Drei Namenlose hatten sein Haus gestürmt, ein Angriff aus dem Nichts kurz vor Anbruch des Abends. Das Tageslicht hatte ein Einschreiten des Vampirs verhindert. In seinen unterirdischen Gemächern hatte er alles gehört, ohne Marie retten zu können. Ihr Todeskampf, ihre Schreie waren furchtbar gewesen. Kopfüber hatte Saint-Germain sich durch das Glas eines Fensters gestürzt. Angesichts der riesigen Ungetüme, die alles und jeden in Stücke rissen, ging der Mut eines Sterblichen schnell verloren. Marie war geblieben, hatte sich selbst zum Opfer dargebracht, und das nicht, um Saint-Germain zur Flucht zu verhelfen. Ihr war es um ein anderes Leben gegangen, für das sie das ihre gab. Jenem Angriff und der eigenen Feigheit gab er die Schuld daran, dass er weiterhin auf die letzte Gunst des Goldenen wartete: das ewige Leben.
    »Ihr müsstet eingreifen, wenn es soweit käme. Ihr und Eure Vampire sind die Einzigen, die gegen die Namenlosen bestehen können.«
    »Die Vergangenheit beweist deinen Irrtum, Aymar. Trotz meines Bündnisses mit Juvenal haben einige Namenlose überdauert. Eine neue Brut wächst heran. Bald werden sie überall sein, und niemand weiß, woher sie kommen oder was sie sind. Es ist sinnlos, sich etwas anderes vorzumachen.«
    Die Sinnlosigkeit, die der Goldene seiner eigenen Existenz und seinen Fähigkeiten beimaß, verstand Saint-Germain als persönlichen Affront. Er hatte einen Werwolf aus der Reserve gelockt, aber weder Cassian noch sein Vater dachten an Vergeltung. Ihr Augenmerk galt den Namenlosen. Es war aussichtslos, und es war bitter. Saint-Germains Taktieren versagte, wo Marie Brel lediglich einige Worte gebraucht hatte.
    »Nicht, wenn Ihr einschreitet! Und das müsst Ihr!«
    »Der Vorteil meiner Abstammung liegt darin, dass ich absolut nichts muss, Aymar.«
    In der Tat, es war sinnlos. Saint-Germain ging davon, niedergedrückt von seiner eigenen Ratlosigkeit. Was sollte er noch unternehmen? Wie konnte er das Blatt wenden? Wenn bloß Marie noch am Leben wäre. Seine Sonne hatte der Vampir die Schäfertochter genannt. Es brauchte eine neue Sonne, heißer und strahlender, die den Vampir aufrüttelte, die das Verlangen nach einem tödlichen Kampf in ihm weckte. Aber woher sollte Saint-Germain sie nehmen, diese Sonne? Er straffte die Schultern. In Paris gab es schöne Frauen in Mengen. Wenn er sie in dieser Stadt nicht fand, würde er sie nirgends sonst finden.

     
    Die Livree des Lakaien war ganz in schwarz gehalten. Eine Borte aus Goldfäden zierte die Ärmelaufschläge und den Kragen. Die Knöpfe, die aus purem Gold und nicht etwa aus billigem Horn waren, verleiteten ihn zum Hochmut. Auf Florine machte die Livree keinen Eindruck. Sie fixierte ihren Blick auf den Punkt, an dem seine Augenbrauen zusammenwuchsen. Da ihn das nicht davon abhielt, nach dem Bündel in ihrer Hand zu greifen, schlug sie ihm hart auf die Finger.
    »Noch einmal von vorne«, wies sie den Lakaien in seine Schranken. »Ich persönlich werde die Habe von Monsieur de Garou an ihn zurückreichen. Das gehört zu den Gefälligkeiten des Hauses Chrysantheme.«
    Seinen Namen hatte sie auf dem Schuldschein gefunden, den er unterzeichnet hatte. Chv. Cassian de Garou. Ein Chevalier also. Gut, sie war nicht davon ausgegangen, dass ein Bauer die Summe von zweitausend Louis D’Or aufbringen konnte. Trotzdem war es eine Ernüchterung, es schwarz auf weiß bestätigt zu sehen. Ein Chevalier war von ihr so weit entfernt wie die Sonne dem Mond. Von seinem Titel einmal abgesehen, hielt sie ihr Interesse an ihm für närrisch. Letztendlich hatte sich ihr Verdacht bestätigt: Cassian de Garou litt unter kurzzeitigen Anfällen von Wahnsinn. Seine Neigung ohne Kleidung durch die Gegend zu laufen, erlaubte keine andere

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