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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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pissen? Wenn ich die Sauerei noch länger sehen muss, kotze ich.«
    »Ich werde Monsieur informieren. Er weiß, was zu tun ist. Er wird einen Arzt holen lassen.«
    »Ein Arzt kann den armen Teufeln auch nicht mehr helfen.«
    Leise aufeinander einredend, entfernten sich die Lakaien. Sobald sie in einem Torbogen verschwunden waren, wagte sich der Wolf aus seiner Deckung. Er trabte über die Straße bis an den Rand der Blutlachen. Sie schillerten feucht. In unmittelbarer Nähe der Toten nahm er neben dem Geruch ihres Blutes auch den bitteren Dunst ihrer Todesangst auf. Seine Nasenlöcher blähten sich. Keine halbe Stunde konnte seit ihrem Tod vergangen sein. Unterdessen hatte er … Eine vage Erinnerung an nackte Haut, verschlungene Glieder, Schweiß im Schein heruntergebrannter Kerzen breitete sich in ihm aus. Der Wolf schüttelte sich, um das Unbehagen loszuwerden, das die Erinnerung überlagerte. Er hatte einen Fehler begangen, hatte sich ablenken lassen und zwei unschuldige Menschen hatten dafür bezahlt.
    Seine Nase senkte sich dem Boden zu, auf der Suche nach einer Fährte. Im Zickzack überquerte er die Straße, kehrte zu den zerfleischten Leichnamen zurück, begann von neuem und erstarrte. Seine Versteinerung währte einen Herzschlag, dann wusste er welche Richtung er einschlagen musste. Die Fährte einmal gefunden, ging sie nicht mehr verloren. Sie glich einem Nasenring, süßlich und faul, an dem er vorwärts gezogen wurde. Er wurde schneller. Die Ohren angelegt, den Bauch dicht am Boden schoss der honigbraune Wolf auf sein Ziel zu, begierig darauf, seine Beute zu schlagen.
    Er stellte den Namenlosen am Rande der Ortschaft, als dieser seine Masse in einen Durchlass zwischen zwei Häuser zwängte. Vor Sonnenlicht scheuten sie zurück. Ihr Fell, kurz und weiß wie frisch gefallener Schnee, wuchs nicht dicht genug, um sie vor den heißen Strahlen zu schützen. Die Haut darunter war rosig. Es war ein verdammt großer Gegner, den der Wolf angreifen wollte. Er beschleunigte, stieß sich kraftvoll mit den Hinterläufen ab und sprang den Namenlosen an. Da dieser ihm den Rücken zukehrte, blieb als einziges Ziel der Schenkel. Seine Zähne schlugen in Fleisch und Muskeln und trafen auf einen Knochen. Wild schüttelte der Wolf den Kopf, riss an dem zähen Fleisch, ohne den Knochen packen zu können.
    Das Grollen, das sein Angriff auslöste, vibrierte bis in die Spitze seines Schweifs. Das Bein schnellte nach hinten. Mühelos wurde der Wolf abgeschüttelt. In der Luft rotierte er einmal um sich selbst, steuerte mit seiner Rute aus und landete auf den Pfoten. Hart kratzten seine Krallen über das Pflaster. Der Namenlose quetschte sich aus dem Durchlass zurück auf die Straße und drehte sich um. Seine Schnauze war stumpf und blutverschmiert. Er stellte sich auf die Hinterbeine und schlug mit den Vorderpranken aus. Krallen, lang und scharf wie Dolche, schnitten durch die Luft.
    In respektvollem Abstand umkreiste der Wolf seinen Gegner. Dieser war ihm überlegen, aber das hielt ihn nicht davon ab, einen zweiten Vorstoß zu wagen. Abrupt wechselte der Wolf die Richtung, den Blick auf die Kehle seines Gegners gerichtet, und zog seinen Kreis enger. Er musste wieder zurückweichen, da der Namenlose sofort seinem Manöver folgte. Das Licht, das nun in die Straßen fiel, musste ihn nahezu blind machen, dennoch entging ihm nichts an den ständigen Richtungswechseln.
    Abermals wechselte der Wolf die Richtung, sprang von links nach rechts, täuschte einen Vorstoß an, tauchte unter einer ausschlagenden Pranke fort und musste auf Abstand gehen. Behäbig war der Namenlose trotz seiner Masse nicht. Mehr noch, der Instinkt des Wolfes riet ihm zum sofortigen Rückzug. Er war seinem Gegner nicht gewachsen. Nicht bei Tage und nicht ohne die Macht des Vollmondes. Der Wolf legte den Kopf in den Nacken und jaulte seine Frustration heraus. Erwidert wurde seine Klage von einem Brüllen aus schrillen und tiefen Tönen. Der Namenlose fiel zurück auf seine Vorderpranken und preschte in den Durchlass.
    Mauerwerk bröckelte. Stein knirschte. Er wollte dem Licht entgehen und sich in seinem Hort unter der Erde verkriechen. Wider besseren Wissens setzte der Wolf nach und verabreichte dem Hinterteil des Namenlosen tiefe Bisse. Er wollte den Kampf nicht auf diese Weise enden lassen und griff zu jedem Mittel, um den Namenlosen zu reizen und das ungleiche Gefecht fortzusetzen. Ein Tritt machte seiner Angriffslust ein Ende. Mehrfach überschlug sich der

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