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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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begleichen und sich zu fügen. Sie wusste worauf sie sich einließ. Ihr eigenes Leben gegen drei andere, deren Tod sie auf dem Gewissen hatte. Sie vermutete, dass es darum ging. Schließlich saß sie einem Vampir gegenüber, und sie wusste aus etlichen Schauergeschichten, was Vampire taten. Allerdings war sie nicht willens, sich ihm hinzugeben. Er konnte sie aussaugen und gleich einem geleerten Weinschlauch wegwerfen, das, was sie ausmachte, würde er nicht erhalten. Nicht, dass sie sich durch diesen Entschluss in irgendeiner Weise besser fühlte. So wenige Stunden des Glücks, und was für ein jämmerliches Ende.
    Mica überließ sie ihren tristen Gedanken. In der Kutsche brannte kein Licht, und so konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Seine Reglosigkeit war so vollkommen, dass sie sich vormachen konnte, er sei gar nicht da. Selbst seinen Atem konnte sie nicht hören. Sie sah aus dem Fenster, sich eine Zukunft ausmalend, die kurz war und schwärzer als diese Nacht, die das Mondlicht in ein farbloses Licht tauchte. Grau in Grau wohin sie blickte.
    Die Kutsche wurde langsamer und beschrieb eine enge Kurve. Florine war zurückgekehrt an den Ort, den sie fluchtartig verlassen hatte. Jetzt sollte sie in dem Gemäuer leben und sterben, inmitten unguter Erinnerungen an Cassian, der ein Werwolf war. Im Vergleich zu dem Vampir schien ihr ein Werwolf allerdings das geringere Übel und bei der Erinnerung an das, was sie zu ihm gesagt hatte, verspürte sie Gewissensbisse. Unbedacht war sie gewesen, blind vor Schrecken und nun war es für eine Entschuldigung zu spät. Sie hatte einen Handel mit Mica abgeschlossen, den sie nicht rückgängig machen konnte, ohne Madame Chrysantheme ingroße Schwierigkeiten zu bringen. Desto stärker keimte der Wunsch in ihr auf, in Cassians Kutsche zu sitzen, die sie in sein Haus brachte, wo sie mit ihm leben würde, bis ans Ende ihrer Tage.
    Ein heftiger Ruck machte ihrem Wunschdenken ein Ende. Sie rutschte aus dem Sitz zu Boden und prallte hart mit den Händen auf. Ein Dröhnen wie von einer gewaltigen Glocke übertönte das schrille Wiehern der Pferde. Der Schrei des Kutschers ging darin unter. Die Kutsche kippte zur Seite und Holz barst. Mica war über ihr, stand fest und sicher auf den Füßen, als könnte nichts ihn aus dem Gleichgewicht bringen. Sein helles Hemd blitzte auf, als er den Arm hob und die Stoffverkleidung der Kutschendecke mit bloßen Händen aufriss. Ein Silberstreif fiel in seine Hand. Florine, die schmerzhaft auf ihrer Hüfte gelandet war, erkannte erst auf den zweiten Blick ein Schwert darin. Sie verlor die Waffe aus den Augen, denn über ihr im offenen Kutschfenster verschwand der Mond hinter einem breiten Schädel mit stumpfer Schnauze, aus der lange Zähne ragten. Das Dröhnen erfüllte das Kutscheninnere und verstummte abrupt, als Mica mit der Faust zuschlug. Der Schädel wich zurück und mit ihm verschwand Mica. Wie ein Geschoss katapultierte er aus dem Fenster und sprengte mit seinen breiten Schultern die Rahmen. Holzsplitter regneten auf Florine herab, lautlos, denn der Schrei des Ungeheuers hatte sie taub gemacht.
    Einen Lidschlag lang presste sie sich an das Holz der gekippten Kutsche, dann wischte sie ihr Haar zurück, rappelte sich auf und griff nach oben. Am Fensterrahmen zog sie sich hinauf und handelte sich einen tiefen Splitter ein. Das Brennen brachte sie zur Besinnung. Sie konnte wieder hören, und was an ihre Ohren drang, waren trompetenartige Schreie. Sie wusste, wer sie angriff, auch wenn die Ähnlichkeit mit ihrer Brut gering war. Es war die Mutter. Dasselbe Untier, das Olymp, Giselle und Lucas in Stücke gerissen hatte. Sie lugte in den Hof. Das Monster bewegte sich in seiner Mitte. Es stand auf vier Pfoten und war von der Größe einer Milchkuh. Obwohl seine Haut von einer Schicht weißen Fells bedeckt war, ähnelte sein Leib weniger einem Tier, sondern einem pervers verunstalteten Menschen. Mica konnte sie nirgends sehen. Vielleicht hatte das Höllenvieh ihn bereits verschlungen.
    Sie behielt den mächtigen Kopf im Auge, der hin und her pendelte, und kletterte aus der Kutsche. Was immer ihr bestimmt war, sie würde ihr Leben so teuer wie möglich verkaufen und nicht darauf warten, dass dieses Vieh sie aus der Kutsche zerrte und verschlang. Dann entdeckte sie Mica, erkannte sein helles Hemd, das vor dem weißen Fell schwer auszumachen war. Das Ding stellte sich auf die Hinterbeine, überragte den Vampir um Längen, und Florine vergaß bei

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