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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Namenlosen vergraben, ließ Cassian nicht locker, obgleich die Knochen, auf die er traf, nicht nachgaben. Auf der Suche nach einem Halt kratzten seine Pfoten über rosige Haut und borstiges Fell. Hin und her pendelte sein Körper, wurde von einer Seite auf die andere geschleudert, einzig sein unnachgiebiger Biss hielt ihn an Ort und Stelle. Die Wölfe umzingelten den Namenlosen, griffen von zwei Seiten gleichzeitig an und verhinderten seinen Rückzug. Blut rann über seine Flanken und den Rücken. Er war stark genug, um über Stunden durchzuhalten, und wich nun in eine Ecke zurück, um Cassian in seinem Genick an der Wand zu zerquetschen.
    Im letzten Moment ließ Cassian ab, huschte geduckt zwischen den Hinterbeinen des Namenlosen hindurch und spürte Krallen, die durch sein Fell kämmten, ohne sein Fleisch zu ritzen. Er preschte auf die Treppe zu, sprang auf die schräge Brüstung und verschaffte sich einen Überblick. Krallenbewehrte Prankenhiebe hielten Juvenal und Ruben auf Abstand. Sie mussten immer wieder zurückweichen und kamen nicht dazu, einen ernsthaften Biss zu landen. Der Namenlose setzte auf Ermüdung, und wenn es noch lange dauerte, würde seine Taktik aufgehen. Ein Hieb zischte knapp über das gesträubte, schwarze Rückenfell von Juvenal hinweg. Dieser duckte sich, fixierte den weichen Unterleib und setzte zum Sprung an. Noch bevor er sein gefährliches Vorhaben umsetzen konnte, flog Cassian auf den Namenlosen zu. Den Körper gestreckt, den Kopf vorgereckt, nutzte er die kurze Ablenkung und steuerte direkt auf sein Ziel zu. Ungeachtet der Pranken, blind für die Gefahr, warf er sein Leben in die Waagschale für einen einzigen, tödlichen Biss. Als sein Kiefer sich um die Kehle des Namenlosen schoss, schlug eine Woge aus Mordlust und Triumph über ihm zusammen.

     
    Von ihren bloßen Füßen, deren feingliedrige Knöchel von Goldkettchen geschmückt waren, schweifte Juvenals Blick höher, maß Zoll um Zoll von Sarah ab. Ihre Beine waren lang, die Taille schmal, ihr Hals beschrieb eine perfekte Kurve. Eine schwarze Gazelle war die Favoritin seines Sohnes. Das einzige Manko an ihr waren die herabgezogenen Mundwinkel ihrer vollen Lippen. Trotz der gegenteiligen Ansicht seiner Söhne hielt Juvenal wenig bis nichts von Enthaltsamkeit und erlegte sie sich auch nicht auf. Allerdings vermied er es, die Probleme zu vergrößern, indem er sich mit der Lieblingsfrau aus Cassians Rudel verlustierte. An ihrer Schönheit konnte er sich im Moment ohnehin nicht weiden, da er zu sehr damit beschäftigt war, den Sinn ihrer Behauptung zu begreifen.
    »Was meinst du damit, Sarah?«
    »Ich meine, was ich sage. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Das Schauspielerpack, das sich Rudel nannte, gehörte zu den widerborstigsten überhaupt. Zusätzlich war Sarah durch ihre Sonderstellung verwöhnt und erlaubte sich Frechheiten, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Zwar galten ihre bissigen Bemerkungen nicht Cassian, aber der Rest der Hausbewohner musste unter ihrer Fuchtel allerhand ertragen. Die Favoritin glänzte in ihrer Rolle und war sich ihrer so sicher, dass sie keine Eifersucht verspürte. Cassians Ausflüge in fremde Betten hatten ihn stets zu ihr zurückgeführt. Sie sah in anderen Frauen keine Rivalin und gestand ihnen höchstens die Rolle eines Umwegs in ihre eigenen Arme zu. Auf Abwegen war Cassian derzeit ohnehin nicht. Sarah wusste zu jeder Stunde, wo er sich aufhielt. Sofern er nicht auf einen Streifzug ging, lag er zwischen ihren Schenkeln. Zumindest war Juvenal davon ausgegangen.
    »Ich habe schon Mina zu ihm geschickt, und auch Sylvie und Colombine. Er schlägt sie alle aus, mich eingeschlossen. Das ist noch nie vorgekommen. Mina hat er von der Bettkante gestoßen, sie hat sich den Arm geprellt«, sagte Sarah, als sei Cassians Betragen Juvenals Schuld.
    »Tja, auch ein Werwolf wird von gelegentlicher Unlust übermannt.«
    Für diese Äußerung erntete Juvenal einen verblüfften Blick seines Sohnes Ruben, dem das Wort Unlust unbekannt war. Im Gegensatz zu Juvenal legte er sich keine Beschränkung auf und hatte ein Auge auf die Favoritin seines Bruders geworfen. Spitzbübisch lächelte er sie an. Sarah verschränkte die Arme, wodurch ihre festen Brüste weiter aus ihrem Dekollete gehoben wurden. Ein sehr appetitlicher Anblick, den Juvenal sich ausgiebig zu Gemüte führte, obgleich er vermutlich eher Ruben herausfordern sollte. Sarahs Antwort war ein kalter Guss.
    »Das mag bei dir so sein, Juvenal. Cassian

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