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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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einige Tage fort gewesen, doch damals hatte sie natürlich nicht nach Zusammenhängen gesucht.
    „Es liegt am Vollmond, nicht wahr?“
    Die Lider gesenkt inspizierte Ruben seine blankpolierten Stiefel, als scherte er sich darum, ob sie sauber waren oder nicht. Die dunklen Halbmonde seiner Wimpern enthielten ihr den Ausdruck seiner Augen vor. Er zögerte eine Antwort hinaus. Als sie endlich kam, klang sie auffallend bedächtig.
    „Es ist eine Zeit der … Selbstbeschränkung.“
    Aber wozu musste er sich selbst beschränken und damit auch sie? Ihr sagte es nicht zu, die kommenden Nächte ohne ihn zu verbringen. Außerdem übte er sich wieder einmal wenig erfolgreich an einer Lüge. Im Augenblick wusste sie nicht, was sie mehr aufbrachte.
    „Ich bin unter Wölfen aufgewachsen und habe lange genug mit ihnen gelebt. Kein Werwolf lässt sich hinter Schloss und Riegel sperren. Sucht er nach Einsamkeit, so findet er sie unter freiem Himmel auf der Jagd nach Beute und nicht in diesem Loch.“
    Langsam hoben sich seine Lider. Die Distanz in seinem Blick glaubte sie längst überwunden. Könnte es an dem Vorfall mit Berenike liegen? Er lag vier Tage zurück, und sie hatte ihm längst vergeben.
    „Manchmal suchen Wölfe auch ihren Bau auf, um Ruhe zu finden.“
    „Du möchtest also Ruhe vor mir finden?“
    Ungeduld flackerte in seiner Miene auf. „Kannst du nicht einmal etwas schlicht akzeptieren, anstatt einen Disput anzuzetteln?“
    Seine Stimme rollte über die Wände, bar des weichen Timbres, an das sie sich gewöhnt hatte. Sie wich einen Schritt zurück und packte ihre Ellbogen fester. Er wies sie in Schranken, die bisher nicht vorhanden waren.
    „Ich will es doch nur verstehen. Du verheimlichst etwas vor mir. Dein Mangel an Vertrauen verletzt mich.“
    „Wie bitte?“
    Pico, der Beta der roten Wölfe und Tizzios Stellvertreter, lehnte in der Tür und zog bei dem leisen Knurren die Schultern hoch. Aurora achtete nicht auf ihn. Pico wusste auch nicht mehr als sie, sonst würde er sich nicht ständig den Kopf kratzen.
    „Ja, es verletzt mich“, bekräftigte sie.
    „Ausgerechnet du sprichst von Mangel an Vertrauen. Erst vor wenigen Tagen hast du mich gefragt, auf wen du dich verlassen kannst. Ist dir dabei eventuell in den Sinn gekommen, dass ich davon verletzt sein könnte? Anstatt immer nur an dich zu denken, solltest du wenigstens ein Mal meine Wünsche berücksichtigen.“
    Der Vorwurf jagte ihren Puls in die Höhe. „Dann erkläre mir, weshalb es dein Wunsch ist, mir fernzubleiben. Mehr verlange ich nicht.“
    „Ich denke nicht daran, jede meiner Entscheidungen zu erklären oder zu rechtfertigen. Es mag Momente geben, in denen ich zwischen deinen Schenkeln winsele, trotzdem bin ich nicht dein Schoßhund!“
    Wie konnte er so vulgär daherreden, dazu noch vor Pico? Dieser gab einen Laut, halb Bellen, halb Husten von sich, und zog sich in den Gang zurück. Sprachlos starrte sie Ruben an. Der Hieb hatte so präzise getroffen, dass ihr die Luft wegblieb. Ihr fiel keine Retourkutsche ein.
    „Mica wird in den nächsten Nächten ein Auge auf den Palazzo haben. Du hast nichts zu befürchten“, gab er sich wieder versöhnlich.
    Sein Verhalten machte sie fassungslos. Da schlenderte er zu seiner Bettstatt und setzte sich in die bunten Kissen. Ein wenig sah er aus wie ein Pirat aus dem Orient. Sollte das eine Strafmaßnahme sein, die ihr Gehorsam einbläute? Um nicht wieder des Disputsbezichtigt zu werden, wickelte sie eine Locke auf den Finger und gab sich kleinlaut.
    „Warum kann ich nicht mit dir hierbleiben?“
    „Weil ich es nicht will.“
    Nun, wenn das keine klare Aussage war. Höchstens eine Stunde war vergangen, seit sie sich geliebt hatten. Nichts an seinen Zärtlichkeiten, seiner Leidenschaft hatten sie auf diese plötzliche Zurückweisung vorbereitet. Sie grub die Nägel in ihre Handflächen und gab ihr Kleinmädchenverhalten auf. Es lag ihr ohnehin nicht.
    „Wie du willst. Dann vergrabe dich in deiner Wolfshöhle. Gott behüte, dass ich dich mit meiner Gegenwart belästige. Vielleicht leistet dir ja Contessina Gesellschaft in deiner Selbstbeschränkung!“ Fest stampfte sie auf und kehrte seiner betroffenen Miene den Rücken zu.
    „Aurora, Süße …“
    In Abwehr hob sie die Hände und schoss im Hinausgehen eine letzte Spitze auf ihn ab. „Ich will dich wahrlich nicht zum Winseln bringen. Eine gute Nacht wünsche ich dir.“
    Krötenspucke, was für ein beschämender Ausbruch. Die Peinlichkeit trieb

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