Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
gefährlichen Schlagabtausch einließ? Er konnte verletzt werden. Er konnte sterben!
    „Dann geht es nicht um mich, sondern um deine Ehre. Tizzio wird alles daransetzen, dich umzubringen. Er ist ein ausgezeichneter Fechter. Was wird dann aus mir? Du willst dich tödlich verletzen lassen wegen deiner Ehre!“
    Ihre Stimme wurde schmerzhaft schrill. Sie richtete ihren Zorn gegen die Matratze, auf die sie mit den Fäusten einschlug. Ein kalter Windhauch legte sich um sie, raubte ihr die Wärme und Behaglichkeit. Ruben schüttelte den Kopf. Wassertropfen fielen aus seinem Haar, flirrten vor dem Feuer und verdampften noch in der Luft. Er drehte sich um. Das Feuer in seinem Rücken legte einen rötlichen Schein um seine Nacktheit. Er war schön, und das brachte sie noch mehr aus der Fassung. Unbeherrscht schrie sie auf.
    „Seit Wochen beuge ich mich deinen Wünschen“, grollte er, nachdem ihr Schrei verklungen war. „Jede deiner Entscheidungen habe ich hingenommen, ob ich ihnen zustimmte oder nicht. Ich stand abseits und musste zusehen, wie du dein Leben riskierst.“
    „Das stimmt nicht! Du hast mir so viel …“
    Ungnädig fiel er ihr ins Wort. „Du wolltest bleiben, und wir blieben. Du wolltest Selene sehen, und ich brachte dich zu ihr. Du wolltest auf deine Weise gegen die Larvae antreten, und so ist es geschehen. Jetzt willst du Rom verlassen, und ich soll mich einen Taugenichts, ein Nichts nennen lassen und den Schwanz einziehen. Ja, es geht um meine Ehre und die Achtung, die dir an meiner Seite gebührt. Und ich werde dafür kämpfen.“
    Er war nicht er selbst. Wo war seine Sanftmut, seine Gelassenheit? In seinem Blick lauerte ein hungriger Wolf, ein Jäger und Krieger. Er war nicht bereit, der Konfrontation auszuweichen, in die Tizzio ihn hineingeredet hatte. Wie im Gebet legte sie die Hände aneinander.
    „Ruben, wenn die Sippen davon erfahren, werden sie dich aus ihrer Gemeinschaft ausschließen. Selbst dein Vater könnte nicht …“
    „Mein Vater hätte jeden gerissen, der sich so nah an meine Mutter herangewagt und sie bedrängt hätte. Die Gefährtin eines Alphas ist für alle anderen Werwölfe tabu. Ich mag mich viel herumgetrieben, vor meiner Verantwortung gedrückt haben, aber ich bleibe, wer ich bin. Niemand vergreift sich an dir. Diesmal wirst du dich mit meiner Entscheidung abfinden, Aurora.“
    „Aber …“
    „Genug!“
    Steif wie ein Stecken saß sie auf dem Bett. Sein Aufbrüllen hatte jeden klaren Gedanken aus ihrem Kopf gefegt. Sie war nicht einmal mehr fähig, zu blinzeln. Sein Brustkorb wogte. Er ballte die Fäuste, stürmte hinaus und warf die Tür zum Nebenraum krachend ins Schloss. Damit nicht genug knirschte ein Riegel. Aurora brauchte eine Weile, um zur Besinnung zu kommen. Sie stieg aus dem Bett, wusch sich die Reste der Salbe aus den Augen und schleuderte das Tuch ins Feuer. Funken prasselten auf. Seine Entscheidung gärte in ihr. Sie wollte nicht zusehen, wie Tizzio ihn umbrachte, und das würde er. Am Ende hatte er dieses Duell sogar bezweckt, indem er zu ihrem Bett schlich und Bosheiten in ihr Ohr flüsterte. Was, wenn dies eine Falle war, die unweigerlich zu Rubens Tod führen würde? Tizzio kämpfte mit einem großen Rudel in seinem Rücken.
    Sie zog sich das Nachthemd über, trat auf den Gang und versuchte, durch die andere Tür zu Ruben vorzudringen. Auch diese war verriegelt. Ihre Wut darüber, dass er sich ihr entzog, verlieh ihr keine Stärke, sondern schwächte sie. Ihre Magie war aufgebraucht, ruhte tief in ihr und wollte nicht wirken. Er überhörte ihre Rufe und ihr Klopfen. Unverrichteter Dinge kehrte sie auf ihr Zimmer zurück, setzte sich auf die Bettkante und vergrub das Gesicht in den Händen.

     
    Angestrengt spähte Berenike durch den winzigen Spalt zwischen den zugezogenen Samtvorhängen. Schon mehrfach war sie drauf und dran gewesen, von der Fensterbank hinabzuspringen und einfach zu verschwinden, ehe sie jemand dabei entdeckte, wie sie ihre Nase an einer Fensterscheibe plattdrückte. Trotz der Peinlichkeit ihres Beobachtungspostens konnte sie sich nicht loseisen. Vereiste Regentropfen trafen in ihren Rücken, Wasser rann von der Krempe ihres Schlapphutes und gurgelte aus einer Regenrinne dicht neben ihr. Ein ungemütlicher Tag, insbesondere wenn man auf einer Fensterbank hockte. Seit einer Stunde saß Aurora auf der Bettkante. In einer Reglosigkeit, die sonst einzig das alte Volk beherrschte. Berenike behielt ihren schmalen Rücken im Auge und legte

Weitere Kostenlose Bücher