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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Auseinandersetzung. Ruben kam näher. Etwas war in ihm zersprungen in dieser langen Nacht. Seine Geduld war aufgebraucht, sein Verständnis für einen Alphawolf, in dessen Revier er sich befand, verloren, und ohne Opium dämpfte nichts seine Aggression. Starr blickte er Tizzio in die Augen. Dieser reckte das Kinn vor wie einen Rammbock.
    „Du wolltest keine Bindung zu meinem Mündel. Wir mussten dich dazu zwingen, dir zusichern, dass du jederzeit verschwinden kannst, wenn all das vorbei ist. Und es ist vorbei. Du bist kein Gefährte für eine Braglia.“
    Die Worte trafen gleich spitzer Pfeile mitten in ihr Herz. Sie war sich seines anfänglichen Sträubens bewusst, aber das machte es nicht weniger schmerzhaft. Ruben beschränkte sich auf ein konstantes, kehliges Grollen tief aus dem Brustkorb. Noch standen sie reglos voreinander, doch der Kampf hatte bereits begonnen. Es war ein Ritual mit stets denselben Regeln. Ein langer Blickkontakt. Wenn darauf keiner von beiden zurückwich, das Blecken der Zähne. Unnatürlich weiß blitzten sie auf, als Ruben die Lippen zurückzog. Es war ein Wolfsgebiss, dazu geschaffen, zu beißen und zu reißen. Aurora wünschte sich zurück in eine Welt aus Schlieren. Tizzio sprach in das Knurren hinein.
    „Du warst schon immer ein Landstreicher und Habenichts, der in fremden Revieren wildert. Du kannst einer Frau wie Aurora, einer wahren Strega, nichts bieten. Kein Heim, keinen Schutz vor den Menschen, die sie beargwöhnen und sie bei erster Gelegenheit verhaften und verurteilen würden. Ich kenne mein Mündel in- und auswendig. Ich weiß, was sie braucht, um sicher und glücklich zu leben. Sie gehört zu meiner Sippe.“
    „Sie. Gehört. Mir.“
    Jede einzelne Silbe musste Ruben sich mühsam abringen, presste sie durch die Spitzen seiner Zähne. Das Flackern im Graugrün seiner Augen gehörte der Bestie. Die Kreatur brauchte den Ruf des Vollmondes nicht, sondern zeigte sich im Licht eines frühen Morgens. Tizzio stutzte, bevor er gekünstelt auflachte.
    „Nichts in meinem Territorium gehört dir, Garou.“
    Überreste der Salbe flossen in Auroras Augen und verwischten ihre Sicht. Hastig rieb sie ihre Lider, und doch war ihr etwas entgangen. Ruben hatte sich bewegt, geräuschlos und schnell. Als sie wieder etwas sehen konnte, ballte sich seine Faust um Tizzios Kragen und schnürte diesem den Atem ab. Der rote Wolf umklammerte den Unterarm seines Gegners mit einer Kraft, die seine Fingerknöchel weiß hervortreten ließ.
    „Soll ich es dir erst ins Fleisch schneiden, damit du begreifst, dass sie meine Gefährtin ist? Du wirst daran nichts ändern.“
    „Du willst um sie kämpfen?“, stieß Tizzio hervor. „Ich bin bereit zu einem Duell. Deine Klinge gegen meine. Auf Leben und Tod. Heute Abend.“
    „Abgemacht!“
    Sie stießen sich voneinander ab, doch ihre Blicke blieben ineinander verschweißt, während Tizzio Schritt um Schritt zurückwich und aus der Tür schlüpfte. Als sie leise ins Schloss fiel, holte Aurora Luft. Ihre Knochen waren zu Stein geworden. Ein Duell! Das Wort schoss durch ihren Kopf gleich einer herumsirrenden Pistolenkugel und erzeugte einen Hall. Es machte sie sprachlos. Ruben ging an den Kamin, legte frische Scheite auf und schürte das Feuer. Sie starrte auf seinen Rücken, öffnete den Mund. Heraus kam ein Ächzen.
    „Sag nichts, Aurora.“
    Er klang weiterhin kehlig, auch wenn seine Fänge ihm das Sprechen nicht mehr erschwerten. Fest räusperte sie sich.
    „Ein Duell zwischen Alphawölfen verstößt gegen die Gesetze der Sippen. Kein Alpha darf das Blut eines anderen Alpha vergießen. So steht es in euren Chroniken geschrieben. Es ist verboten!“
    Die Hände auf den Kaminsims gestützt, ließ er den Kopf sinken. Sein Rücken arbeitete unter tiefen Atemzügen. „In diesem Fall ist es kein Revierkampf. Tizzio hat sich der Gefährtin eines anderen über Gebühr angenähert. Er hat dich angefasst! Auch das ist laut unserer Gesetze verboten.“
    „Was mich betrifft, gibt es keinen Zweifel, auf wen meine Wahl gefallen ist. Wenn ich nicht nach deiner Marke rieche, kannst du es ändern. Jederzeit. Sogar jetzt sofort.“
    „Er hat meine Ehre besudelt! Das ist nichts, worüber ich mit dir diskutieren werde.“
    Sein Zähneknirschen drang bis an ihre Ohren. Er hielt den Kaminsims so fest umfasst, dass es sie nicht verwundert hätte, wäreder Marmor gebrochen. Hatte sie all die Risiken auf sich genommen, um nun zuzusehen, wie er sich auf einen unsinnigen und

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