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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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argwöhnte, dass sie auch nicht den Sitten der Werwölfe folgte.
    Ihre Zusammengabe sollte vor einer Statue stattfinden, die von Tizzio Wolfstein getauft worden war. Seit Jahren befand sich die Statue in einem Spiegelsaal im Erdgeschoss inmitten weiterer Kunstwerke einer großen Sammlung. Die Skulptur zeigte ein Geschöpf, dessen untere Körperhälfte einem Wolf gehörte und ab der Taille in einen Mann überging. Die Fäuste aufgestützt ruhte sein Kopf im Nacken, während er in einem versteinerten Schrei dem Mond huldigte. Nichts hatte darauf hingewiesen, dass es mit dem Wolfsmann eine besondere Bewandtnis hatte. Erst vor einer Stunde war er zu einer Art Heiligtum erklärt worden, damit sie ihn achtmal umrundeten. Acht, die Zahl der Unendlichkeit, hatte Tizzio salbungsvoll vorgetragen. Als bräuchte sie eine Lektion über die Bedeutung von Zahlen. Vielmehr vermutete sie hinter dieser Zeremonie ein sinnentleertes Schauspiel, das sie zufriedenstellen sollte.
    Letztendlich war es gleichgültig, auf welche Weise sie ihr Eheversprechen gaben. Die Hexengilden hatten nie Wert auf Dokumente und Stempel gelegt, denn das Wort an sich besaß große Macht, konnte Gestalt annehmen, solange es auf dem Fundament eines festen Willens beruhte. Worauf Rubens Wille gerichtet war, hatte er bereits klargemacht. Seine Satteltaschen lagen in einer Ecke, sie würden sich die Zimmerflucht aus vier Gemächern teilen, aber zu seiner Gefährtin sollte sie nicht werden, da dazu eine Voraussetzung fehlte. Schon seit Jahren war ihr bewusst, dass ihr so einiges fehlte, um sich des Namens ihrer Familie würdig zu erweisen. Kein Wunder, dass sie auch in anderen Bereichen gravierende Mängel aufwies. Keine Hüften, keinen Busen, keine Hexenkräfte, keine geeignete Gefährtin für einen Alphawolf. Eines fügte sich nahtlos in das andere. Sie hatte einer Ehe zugestimmt, wie sie die Menschen eingingen. Bei ihnen beschränkte sich eine Zusammengabe allzu oft auf Papiere und Stempel.
    Sie trat ans Fenster und sah in den Garten hinab. Direkt unter ihr war ein Becken in den Boden eingelassen. Auf dem klaren Wasser schwammen einsame Blätter. Wölfe liebten Wasser. Das Bassin war tief und eignete sich zum Schwimmen. In ihrer Kindheit war sie an besonders heißen Tagen hineingesprungen. Anstatt mit Fischen hatte sie das Becken mit Wölfen geteilt und vor Vergnügen gekreischt, wenn sie sich am Rand schüttelten und Tropfen aus ihrem Pelz flogen. Es hatte schöne Zeiten gegeben im Palazzo ihres Vormundes. Wölfe waren ihre Spielgefährten gewesen, bevor Tizzio dazu übergegangen war, sie zu maßregeln und jede Kleinigkeit außerhalb seiner Mauern zu einer Gefahr aufzubauschen. Glückliche Momente vor langer Zeit, als sie klein und leicht genug gewesen war, um auf dem Rücken ihres Vormundes zu reiten. Wilde Haken hatte er mit ihr geschlagen, war mit ihr durch den Garten und die Innenhöfe gejagt. Vielleicht war ihm seine Sorge zu viel geworden, die Last eines Schwurs, die er nach dem Tod seines Bruders Enzo allein getragen hatte. Vielleicht hatte er sie deswegen in ein Kloster gesteckt.
    „Aurora!“
    Der Ruf holte sie in die Gegenwart zurück. Kurz schloss sie die Augen. Schon immer brüllte Tizzio ohne Anlass. Wo er ging und stand verursachte er Lärm, scheuchte sein Rudel und hatte gewiss auch Saphira nicht verschont. Seine Gefährtin hatte die Vollmondnächte zu Ausflügen durch Rom genutzt. Eine Flucht vor seinem cholerischen Temperament. Weshalb Tizzio Rom in den Vollmondnächten verließ, wohin er sich wandte, hatte Aurora nicht herausgefunden. Dabei hatte sie nichts unversucht gelassen, ihrer Neugier beizukommen. Er war an Saphiras Unglück nicht unschuldig. Seine Dominanz, seine Herrschsucht hatte die junge Rudelwölfin hinausgetrieben in die Nacht.
    „Aurora! Wo bleibst du?“
    Ein letztes Mal prüfte sie den Sitz ihrer Hochzeitsrobe, zupfte am Faltenwurf des Spitzenrocks. Ihre Hände verharrten in der Schwebe über ihrem Dekolleté. Sie musste Abhilfe schaffen. Eilig holte sie zwei Schnupftücher aus der Kommode und stopfte sie in den Ausschnitt. Es beulte. Sie zerrte die Tücher hervor, rollte sie zusammen und drapierte sie erneut. Die Wirkung blieb lächerlich.
    „Hexendreck und Krötenspucke!“ Sie warf die Schnupftücher zu Boden und trat mit den Absätzen darauf herum.
    „Aurora!“
    „Ich komme ja schon“, murrte sie und machte sich auf den Weg zum Innenhof.
    Ihr Bräutigam und das Rudel erwarteten sie bereits. Der Marmor des Wolfsteins

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