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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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eher zweideutig, denn ihr Wunsch war mit Hintergedanken verbunden gewesen. Trotzdem begann ihr Herz zu flattern. Sie hätte das Grübchen in seiner Wange zu gern berührt, und die Vorstellung, seine Gemahlin zu werden, verdrängte das Wissen, dass es um ihr blankes Überleben ging. Obwohl er ein Krieger war und dazu noch einer, der sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen ließ, konnte auch er ihr keinen absoluten Schutz bieten. Niemand konnte das.
    „Kein Schrecken gleicht den Larvae, Ruben de Garou. Sie sind das größte mir bekannte Grauen.“
    Er wurde wieder ernst. „Wenn Ihr Eure Aufgabe erfüllt habt, kann ich Euch fortbringen. An einen sicheren Ort, zu Verwandten oder Freunden, die Euch aufnehmen.“
    Offenbar hatte Tizzio ihm verhehlt, dass sie weder das eine noch das andere besaß. Sie konnte dazu nichts mehr sagen, denn ihrem Vormund war die Wartezeit zu lang geworden. Er polterte herein, den Bart gesträubt, weil er daran gerupft und gerissen hatte. Obwohl er den Ausgang der Unterhaltung nicht kannte, verfärbte Zorn sein Gesicht dunkelrot.
    „Wie viel Zeit willst du noch herausschinden, Aurora?“
    Ruben erhob sich und vertrat ihm den Weg. „Mäßige dich. Sie hat jedes Recht, darüber nachzudenken.“
    „Du kennst sie nicht, Garou. Sie hält uns hin und wälzt eigene Überlegungen. Auf eine Hexe ist kein Verlass. Antworte, Aurora! Wie lautet dein Entschluss?“
    Ruben drängte ihn ein Stück zurück und machte damit bereits jetzt sein Versprechen wahr, indem er sich schützend vor sie stellte. Hinter ihrer Stirn setzte ein Funkenflug von Gedankensplittern ein. Sie könnte Santa Susana verlassen und frei sein. Dafür müsste sie die bisherige Sicherheit aufgeben und alles in die Waagschale werfen. Ein letztes Mal maß sie den ihr zugedachten Bräutigam ab. Entweder ein Wagnis mit seiner Unterstützung oder das Kloster, aus dem es kein Entrinnen gab. Eine zweite Chance würde es nicht geben. Ihre Entscheidung musste jetzt fallen.
    Zudem gab es immer einen Ausweg aus einer Zusage. Sie könnte Tizzio weiter hinhalten und Zeit gewinnen. Nicht einmal er war ausreichend in der Magie ihrer Gilde bewandert, um ein Urteil über ihr Handeln fällen zu können. Sie war eine Braglia, genügend Hexenmacht, um eine Alternative zu finden, sollte wohl in ihr sein. Irgendwo tief drinnen, wo auch die Stimme saß. Sie stand auf und strich über den Wollstoff ihres Habits.
    „Ich werde die Äbtissin in Kenntnis setzen.“
    „Das kann ich übernehmen. Ich bin noch immer dein Vormund.“
    Nicht mehr lange, frohlockte sie insgeheim. Sobald Ruben ihr Gemahl war, hatte Tizzio nichts mehr zu melden.
    „Die Nonnen waren immer freundlich zu mir. Gewiss werden sie über meine bevorstehende … Heirat erfreut sein und mir keine Steine in den Weg legen. Ich bin in Kürze zurück.“
    Ein letztes Mal schritt sie durch den langen Gang zu den Räumlichkeiten der Äbtissin. Obwohl ihre Zukunft unsicher war, entwickelten ihre Füße ein Eigenleben und vollführten unter ihrem Habit beschwingte Hopser.
    Die Nonnentracht war eine treffliche Rüstung gewesen. Eine Nonne von hohem Wuchs rang Respekt und Hochachtung ab, wohingegen eine überdurchschnittlich große Frau eher unangenehm auffiel. Das Hochzeitskleid aus azurblauem Damast verlieh Aurora jedenfalls nicht die Würde eines geistlichen Habits. Zumal man sehen konnte, wo der Saum herausgelassen worden war. Über dem Panier bauschten sich Spitzen und täuschten Hüften vor, die sie nicht besaß. Das Oberteil klaffte etwas am Dekolleté, weil sie es nicht füllen konnte. Der Eindruck eines kostümierten Knaben wurde zusätzlich durch ihr kurzes Haar verstärkt. Sie zog an einer silbrig blonden Strähne. Als sie losließ, schnellte die Locke zurück und legte ihr Ohrläppchen frei.
    Werwölfe, das hatte sie mitbekommen, schätzten Frauen, deren üppige Weiblichkeit sofort ins Auge sprang. An ihr war ein verquirlter Wuschelkopf das einzig Üppige. Er verschmälerte ihr Gesicht und vergrößerte ihre Augen. Sie wirkte wie ein verschrecktes Mädchen. Dabei war sie nicht verschreckt, sondern verärgert über die eigenen Unzulänglichkeiten. Trotz des kräftigenBlaus ihrer Robe blieb sie blass und farblos, vor allem im Vergleich zu Ruben de Garou. Er konnte sich des Mitleids der roten Wölfe gewiss sein, die derzeit in einem Innenhof alles für die von Ruben erwähnte Zeremonie vorbereiteten. Sie entsprach nicht den Riten der Kirche, nicht den Gebräuchen der Hexengilden, und sie

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