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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Hochzeitsnacht vergeudet hatte. Kein Fest war geplant worden, um das Brautpaar darauf einzustimmen. Sobald sie den Wolfstein umrundet hatten, zerstreute sich das Rudel. Tizzio führte sie zu ihren Zimmern. Kaum traten sie ein, klatschte er in die Hände.
    „An die Arbeit. Bis zum Einbruch der Nacht bleiben nur wenige Stunden. Wie willst du vorgehen, Aurora?“
    Die Frage überrollte sie. Um Hilfe heischend sah sie zu Ruben. Mit verschränkten Armen lehnte er am Kamin. Obwohl seine Miene sich verdüsterte, schien er nicht eingreifen zu wollen.
    „Heute Nacht schon?“, stammelte sie.
    „Wann sonst? Wir haben schon zu viel Zeit vergeudet. Jede Stunde zählt.“
    „Ich muss mich erst vorbereiten. Ungewappnet gehe ich nicht aus dem Haus.“
    „Du bist gewappnet.“
    Tizzio wies zu Ruben, dessen Miene undurchdringlich blieb. Kein Bräutigam sollte an seinem Hochzeitstag so finster dreinblicken. Und keine Braut sollte an eben diesem Tag in das sichere Verderben geschickt werden. Sie hatte weder einen Brautkuss erhalten noch steckte ein Ring an ihrem Finger, das Hochzeitsfest war entfallen und zu guter Letzt wollte Tizzio sie in den sicheren Tod schicken.
    „Ich benötige mehr Zeit. Ohne das Grimoire meiner Familie zurate gezogen zu haben, trete ich nicht gegen die Larvae an.“
    „Zeit! Zeit!“, äffte Tizzio sie nach. „Immer versuchst du, auf Zeit zu spielen. Ich warte nicht länger. Nimm das verdammte Buch und lies es!“
    Er ging auf die Schatulle zu, die sie auf dem Schreibtisch abgesetzt hatte. Sie war aus dem Holz der Eberesche geschnitzt. Auf dem Deckel war das Emblem der Braglia, das Relief eines Schwertes. Eilig hastete Aurora darauf zu und schlug die behaarten Hände beiseite, bevor Tizzio die Schatulle anfassen konnte.
    „Lass die Finger davon oder sie werden dir abfaulen!“
    Sofort wich er zurück. „Bitte, ich rühre nicht an den Zaubern deiner Familie. Aber ich rate dir, in deinem Hexenbuch etwas Nützliches zu finden, denn du wirst in jedem Fall heute Nacht in die Straßen von Rom gehen und mit der Suche nach Saphira beginnen.“
    Sie hielt der Drohung stand, die Hände auf den Deckel gedrückt. Tizzio spaßte nicht. Über Saphira vergaß er alles andere. Ob seinem Mündel etwas zustieß oder nicht, war ihm einerlei. Viel zu überstürzt hatte sie das Kloster verlassen, verlockt von der Aussicht auf einen Bräutigam, der außer Schweigen nichts zustande brachte. Erleichterung schlug über ihr zusammen, als Ruben sich endlich einmischte.
    „Tizzio, nicht heute Nacht.“
    „Was?“, bellte Tizzio.
    „Ich sagte, nicht heute Nacht.“
    Tizzio schnaubte. „Was soll das heißen? Wir … ah!“, entwich es ihm. Sein Schwenk kam unvermittelt. „Du lässt dich auf etwas ein, das du nicht kontrollieren kannst. An deiner Stelle wäre ich überaus vorsichtig.“
    „Du bist nicht an meiner Stelle.“
    „Und dafür sei Luna Dank! Also, Aurora, dir ist eine Frist vergönnt. Nutze sie klug.“
    Sie nickte. Wovon immer die beiden geredet hatten, Ruben hatte Zeit für sie herausgeschunden. Allein das zählte. Dann kam ihr ein Gedanke, der ihr Inneres in Schwingungen versetzte. Unter ihrer Kopfhaut summte Aufregung. Ruben war die Hochzeitsnacht nicht gleichgültig. Er wollte sie ungestört verbringen.
    Nachdem Tizzio hinausgepoltert war, ging Ruben in das angrenzende Schlafzimmer. Aurora stützte sich auf die Schatulle und reckte den Hals. Sollte sie ihm folgen? Bevor sie sich entschließen konnte, kehrte er mit einer bauchigen Flasche und einem Glas zurück. Er schenkte ein. Der Wein war dunkel, nahezu schwarz.
    „Trinkt das. Es wird Euch beruhigen.“
    Beruhigung konnte sie vertragen nach dem Schrecken, den Tizzio ihr versetzt hatte. Obwohl sie sich wunderte, dass Ruben nicht mit ihr trank. Der Wein war schwer. Je mehr sie trank, desto mehr Wärme breitete sich in ihrem Magen aus und zog zu ihren Fingern und Zehen.
    „Schon besser, nicht wahr?“
    Bemerkenswert. Ein Werwolf, der einmal nicht blaffte und drohte, sondern freundlich war. Neben seinen angenehmen Manieren roch er auch sehr gut. Nach Harz und frisch geschlagenem Holz. Er erwiderte ihr Lächeln. Es erschien ihr immens wichtig, ihm etwas mitzuteilen.
    „In Eurer Wange sitzt ein Grübchen. Nur links. Rechts fehlt es.“
    „Trinkt aus.“
    Er legte einen Finger unter das Glas, damit sie es leerte. Kaum hatte sie es abgesetzt, begann das Zimmer zu pendeln als säße sie auf einer Schaukel. Ihr fiel noch mehr auf, und es gefiel ihr.
    „Schaut

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