Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
meine kleine Strega? Gewiss werden die Sterblichen eines Tages in ihrem Forscherdrang alles über ihr eigenes Blut herausfinden. Das alte Volk kümmert sich weniger um Gründe, sondern eher darum, wie gewisse Gefühle ausgelöst werden können. Wir sind Meister darin, Gelüste zu schüren und sie zu erfüllen, damit wir und unsere Quellen das Mahl genießen können.“
    Unmerklich fuhr Ruben zusammen. Weshalb nannte der Vampir Aurora seine kleine Strega? Das stand ihm nicht zu. Ebenso wenig gefiel ihm der intime Tonfall, der sich in die Unterhaltung geschlichen hatte. Über die Schulter fixierte er Mica. Zwar sprach dieser mit Aurora, doch seine Augen ruhten auf ihm. Diese verfluchte Goldlocke wollte ihn nicht zum ersten Mal provozieren.
    „Ich glaube kaum, dass die Menschen es genießen, ihres Lebenssaftes beraubt zu werden.“
    Mica sah ihn noch immer an. Ein anrüchiges Lächeln hob seine Mundwinkel. „Du irrst. Unsere Quellen fühlen sich durch unseren Biss gewollt und geliebt. Wir schenken ihnen einen Rausch der Sinne. Wir beglücken sie in vielfältiger Weise, und dieses Glück macht wiederum uns glücklich. Keine meiner Quellen musste jemals Ängste durchleiden. Die Erfüllung aller Fantasien und Bedürfnisse befriedigt beide Seiten.“
    Die Zweideutigkeiten richteten sich auf Ruben. Er warf einen letzten Blick zu dem Bett, an dem Selene saß und alles andere außer Berenike ausblendete, dann gesellte er sich zu Mica und Aurora. Ihre leicht klaffenden Lippen verstärkten seinen Verdruss. Ihr Staunen sollte ihm gelten und nicht einem Vampir, der sie mit Anzüglichkeiten überhäufte. Da er in die Betrachtung von Berenike versunken gewesen war, ging Ruben erst jetzt auf, dass Mica ihn hatte zu sich locken wollen und dazu ein Mittel gewählt hatte, dem ein Werwolf sich nicht widersetzen konnte. Mica hatte sich zu stark mit Aurora befasst.
    „Neue Umstände“, raunte Mica ihm verstohlen zu. „Trotzdem müssen sie nicht schädlich sein. Der Zustand meiner Schwester schmerzt mich, aber er könnte Vorteile bringen.“
    Lax zuckte Ruben mit den Schultern. Er hatte eine Lamia hautnah erleben dürfen. Die weiblichen Vertreter des alten Volkes waren das größere Übel, schon wegen des Giftes, das sie in sich trugen. Er konnte Berenikes Verlust nicht bedauern. Eine Lamia ohne Gift war ein gefährlicher Gegner weniger.
    „Eine geschwächte Lamia hat viele Feinde. Meiner Mutter stehen schwierige Zeiten bevor. Somit könnte es in ihrem Interesse sein, sich mit Tizzio di Mannero gut zu stellen. Wenn meine Mutter ihm die Hand reicht, bezieht sie eindeutig Stellung. Für mich und den Frieden.“
    Tizzio war mit seinem Rudel gegangen, ohne sich darum zu bekümmern, was nach der Zerstörung der Kokons auf Aurora zukommen mochte. Sie hatte Blut gelassen, und die Larvae würden herausfinden, was geschehen war. Mit der Befreiung der Lamia hatte nichts geendet, sondern vielmehr einen neuen Anfang genommen. Ruben hatte bereits einen Entschluss gefasst. Ob ein Friede erwirkt wurde oder nicht, er würde nicht länger mit Aurora in Rom bleiben. Sie war ihm zu wichtig geworden, um sich mit den Belangen anderer zu beschäftigen. Ihre Sicherheit war oberste Priorität.
    „Tizzio wird den Verlust seiner Gefährtin nur schwer verwinden. Seine Trauer und Verbitterung werden keinen Frieden zulassen. Eher könnte er Selene zum Kampf fordern, nur um sich abzulenken.“
    „Tizzio hat nicht das Zeug dazu, einen Krieg in seinem Revier anzuzetteln“, sagte Mica abfällig und warf einen Blick zu Selene.
    Sie ging zu sehr in der Pflege ihrer Tochter auf, um sich dafür zu interessieren, was geflüstert wurde. Aurora rückte näher heran und wisperte so leise, dass sie ihr die Köpfe zuneigten.
    „Also ist es wirklich eure feste Absicht, einen Frieden zu erwirken. Das wäre ein gigantischer Umbruch. Es käme einer Revolution gleich. Einfach alles würde sich ändern, für das alte Volk, für die Wolfssippen und vielleicht sogar für die Hexengilden.“
    Jetzt, da sie es aussprach, wurde Ruben zum ersten Mal wirklich bewusst, wie wenig ihm an dieser Umwälzung lag, vor der seine eigene Art angelangt war. Welchen Sinn gab es hernach noch für ihre Existenz? Sie lebten für den Kampf gegen Vampire und Lamia, sie ertrugen die Bestie in sich nur aus diesem einen Grund. Andacht glänzte in Auroras Augen. Sie blieb ihm unverständlich.
    „Auf keinen Fall darf es zu einer Revolution kommen“, flüsterte Mica. „An mir und Selene ist es, das zu

Weitere Kostenlose Bücher