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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Streifen Stoff aus seinem Hemd und wickelte ihn um die Wunde. Nachdenklich stieß Mica mit der Stiefelspitze gegen verkohltes Webwerk. Das meiste war zu Asche geworden.
    „Was bewirken die Kokons der Larvae?“
    Aurora schien in ihrem Gedächtnis nach der Antwort zu forschen. Dann rezitierte sie. Es war gespenstisch, denn nicht sie, sondern die Hexenmacht sprach aus ihr.
    „Sie entziehen ihren Opfern das Leben, vielmehr das, was sie ausmacht. Wenn es vorüber ist, nehmen die Larvae es in sich auf und werden stärker. Den Hexen rauben sie die Magie. Einer Rudelwölfin nehmen sie das Leben, denn Saphira besaß nicht viel mehr. Deshalb hat sie es nicht überlebt. Was sie einer Lamia rauben, weiß ich nicht. Seid dankbar, dass sie es überlebt hat.“
    „Verstehe. Zeig mir deine Fänge, Schwester.“
    Im Reflex huschte ihre Zunge über die Zähne, ertastete die scharfen Spitzen ihrer Fänge. „Ich habe meine Fänge noch.“
    „Zeig sie mir“, befahl Mica.
    Der größte Feigling des alten Volkes, derjenige, der sie durch ein Gesetz geteilt hatte zum Vorteil der Quellen, hatte ihr keine Befehle zu erteilen. Sein Kodex zwang sie dazu, sich vor den Sterblichen zu verstecken, anstatt über sie zu herrschen. Sein eigenes Kind hatte er einem Werwolf überlassen.
    „Ich denke nicht daran, dir irgendetwas zu zeigen, Bruder.“
    „Zeig uns deine Fänge, Nike.“
    Selene griff nach ihren Wangen, wollte ihren Mund aufzwingen. Mutter und Bruder bildeten eine Front. Berenike griff an. Vier Hände fingen ihren Ansturm ab. Sie kam nicht dagegen an. Jetzt zeigte sie ihre Fänge, versuchte, sie in einen Arm oder einen Hals zu schlagen. Mica ließ es zu, bot ihr geradezu seine Hand dar. Sie grub die Zähne hinein. Ihre Fänge stießen durch sein Fleisch und verhakten sich. Fauchend versank sie im Türkis seiner Augen.
    „Mein Sohn! Lass ab von ihm!“, gellte Selene entsetzt.
    Tränen füllten Berenikes Augen, so fest biss sie zu. Die Antwort ihres Bruders schwappte über sie hinweg.
    „Die Larvae haben ihr Gift genommen.“
    Das war eine Lüge. Niemand konnte einer Lamia ihr Gift nehmen. Niemand! Aber Mica taumelte nicht, ging nicht zu Boden und starb, während ihr Gift seinen Leib eroberte. Er überließ ihr seine Hand, ohne das Gesicht zu verziehen. Nichts deutete auf eine zunehmende Schwäche oder gar seinen bevorstehenden Tod hin. Sie spürte sein Bedauern und den Geschmack einiger Blutstropfen. Kein Gift in ihren Fängen! Am Rande ihres Sehfeldes zogen sich Strudel aus Dunkelheit zusammen und überrollten sie.

     
    Berenike ruhte auf einem breiten Bett. Ihre halb geschlossenen Augen besaßen die Form von Mandeln, und das Braun darin war so dunkel, dass es ihre Pupillen verschlang. Ihr Haar reichte tiefschwarz und vollkommen glatt bis zu ihren Hüften, und ihre Haut besaß den seltenen Schmelz von dunklem Honig. Aus ihrer Ohnmacht erwacht, blickte sie ins Leere und reagierte nicht auf das Summen und die Liebkosungen ihrer Mutter. Ihre exotische Anmut schien zu einer Sterblichen zu gehören. Ruben vergaß darüber beinahe, dass die Kraft mehrerer Männer in ihr steckte.
    Unwillkürlich sprach die hingestreckte Lamia seinen Trieb an. Die Zurückhaltung, die er sich Aurora gegenüber auferlegte, hatte seine Sinne überreizt. Berenikes Schönheit löste Hitze in ihm aus und brachte sein Blut auf den Siedepunkt. Sein Verlangen klang sofort ab, als er Auroras Stimme in seinem Rücken hörte, ein klares Anzeichen für die Bindung zu seiner künftigen Gefährtin. Sofort konzentrierte er sich auf ihr Flüstern.
    „Was stimmt nicht mit meinem Blut?“
    Er musste die Ohren spitzen, um Micas leise Antwort aufzuschnappen.
    „Mit deinem Blut stimmt alles. Es ist süß und stark. Wenige Schlucke davon könnten einen Vampir über Tage sättigen. Dir fehlt nichts. Es ist meine Schwester, die etwas verloren hat, und ich fürchte, es lässt sich nicht mehr rückgängig machen.“
    „Woher willst du wissen, wie mein Blut schmeckt?“
    Aus der Frage hörte Ruben Verunsicherung heraus.
    „Ich habe eine feine Nase. Der Geruch des Blutes sendet mir Botschaften über Erkrankungen oder Gefühlszustände. Wir nennenes Ausschüttung. Jede Regung verändert den Geschmack. Zorn, Furcht, Freude oder pure Ekstase, all das bleibt für mich kein Geheimnis. Die beiden letzten Zustände munden am besten.“
    „Ausschüttung? Was genau wird ausgeschüttet und woher kommt es?“
    Amüsiert lachte Mica auf. „Ist deine Neugierde wieder einmal geweckt,

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