Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
leid, dass ich euch nicht helfen konnte. Ich war wohl eher der Klotz am Bein.“
„Du spinnst“, sagte ich. „Du warst eine genau so große Hilfe, wie dein Bruder und Alain und ich. Wir haben es gemeinsam geschafft, sonst wären wir nicht hier. Gemeinsam.“
Sinh zögerte kurz, dann kam er noch einmal zurück, nahm mich in dem Arm und küsste mich, ähnlich, wie es Alain wenige Minuten zuvor getan hatte. Er sah so unglaublich sexy in den frischen Sachen aus, so elegant und erwachsen. Mein Glied wurde hart, als er seine Hüfte daran rieb.
„Danke“, sagte Sinh und strich mit seinem Zeigefinger über meine feuchten Lippen. „Ich bin dann unten bei den anderen. Beeil dich.“
Ich sah ihm nach, bis er die Tür hinter sich angelehnt hatte. Dann zog ich mich aus, rasierte mich oben und unten und duschte heiß und ausgiebig. Meine Tätowierung hatte sich in den letzten achtundvierzig Stunden nicht mehr ausgebreitet.
Für mich lag ebenfalls frische Wäsche bereit: Ein weißes Hemd mit einer eingestickten Rose auf der Brusttasche, eine schwarze Bundfaltenhose und ein Paar schwarzer Schuhe, ähnlich wie die von Sinh. Keine Unterwäsche, keine Socken. Ich fühlte mich wie neugeboren, als ich in die sauberen Sachen schlüpfte und meine wilden Haare vor dem beschlagenen Spiegel trocken rubbelte.
Ich war fast fertig, als sich etwas geschickt durch den schmalen Türspalt schlängelte.
Dina.
Ich ließ mein Handtuch fallen, ging in die Hocke und hielt ihr die Hand entgegen. Statt sie in der Hoffnung auf kostenlose Streicheleinheiten zu umschmeicheln, tat sie etwas völlig seltsames. Sie setzte sich außer Reichweite auf ihre Hinterpfoten und sah mich in kerzengerader Haltung prüfend an.
„Was ist los, Tiger? Bist du sauer, weil ich dich hier vergessen habe?“
Keine Reaktion von ihr.
„Glaub mir, der Trip war die Hölle. Du hast nichts verpasst.“
Sie fixierte mich regungslos mit ihren grünen Raubtieraugen, bis mir unbehaglich wurde. Die Stille zwischen uns wurde beklemmend.
Gerade, als ich aufstehen und dem Spuk ein Ende bereiten wollte, glaubte ich, eine mir unbekannte Stimme zu hören. Nicht mit den Ohren, eher mit dem Kopf. Sie war auch nicht klar und deutlich. Es klang wie ein Flüstern, leise genug, um nicht einmal sagen zu können, ob sie männlichen oder weiblichen Ursprugs war. Als hätte man einen Fernsehsender nicht richtig eingestellt und in dem weißen Rauschen ein Tonfragment einer benachbarten Frequenz empfangen.
Du wirst etwas vergessen.
Mehr nicht. Nur diese vier Worte.
Ich fragte mich, ob das ein gedanklicher Kommunikationsversuch von Alain oder den Zwillingen gewesen war. Normalerweise tauchten diese Stimmen klar verständlich und erkennbar auf, nicht wie dieses gehauchte Flüstern. Aber das merkwürdige Verhalten meiner Katze – sofern es denn meine war – ließ mich sowieso nicht recht daran glauben.
Dina? , dachte ich.
„Jul? Wo bleibst du denn?“, erschallte Daxx’ Stimme aus dem Treppenhaus. Ich zuckte in meiner hockenden Position zusammen und hätte vor Schreck beinahe das Gleichgewicht verloren. Wie von einer Tarantel gestochen sprang Dina auf und verließ blitzschnell das Badezimmer. „Das Essen ist fertig. Komm runter!“
Und dann, sehr viel leiser: „Hey, hallo kleine Freundin.“
Obwohl erst wenige Sekunden verstrichen waren, kam mir die ganze Sache beinahe wie ein Traum vor. Was hatte die Stimme gesagt? Ich hätte etwas vergessen? Na toll, es gab tausend Dinge, die ich noch nicht wusste, oder verstand. Und ebensoviele Fragen, die ich stellen wollte. Dagegen erschien eine einzige vergessene Information als gering. Was immer es gewesen sein sollte, es würde mir entweder wieder einfallen, oder es war nicht wirklich wichtig. Wahrscheinlich war es eh nur eine Einbildung, ein Resultat aus den Strapazen der letzten Tage.
Der lange Küchentisch war regelrecht festlich gedeckt und bewies somit wieder einmal, dass die Küche eines Hauses eben doch der geselligste Ort ist. Madame Rosalyn, die mit einer Schürze über ihrem prunkvollen Kleid reichlich witzig aussah, schien an fünf Stellen auf den und um die Kochplatten herum gleichzeitig zu wirken. Einen erheblichen Teil des Geschirrs, der zu stark beschädigt worden war, hatte sie ganz in die Ecke der Arbeitsplatte geschoben. Sinh und Daxx flitzten zwischen ihr und dem Tisch hin und her, um alles aufzutragen, was sie ihnen reichte. Es gab Feldsalat, Ziegenkäse mit Backkartoffeln, Putengeschnetzeltes mit
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