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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Madame Rosalyn, strahlend in ihrer Pracht und zurückgewonnener Vitalität. Zuletzt hatte ich sie krank und schwach gesehen, aber davon war nicht einmal ein Schatten übrig geblieben. Ihr wunderhübsches Gesicht strahlte eine Lebensfreude aus, die einnehmend war. Vor ihr lag die Weichbodenmatte, die in Zusammenhang mit ihrem antiken Stuhl ein bizarres Bild bot. Wie das Zusammentreffen von Vergangenheit und Gegenwart. Ein Bild, das für uns Söhne der Rosen nicht untypisch war. Auf der Matte hockte Daxx im Schneidersitz, bekleidet mit einer Art Kimono oder Morgenmantel. Er streichelte Dina, die sich auf seinem Schoß räkelte, und unterhielt sich mit Madame Rosalyn.
    Verwirrt und voller ungläubiger Hoffnung sah ich von Daxx zu Sinh und wieder zurück. Ich fürchtete eine weitere Zeitverschiebung, wie schon an dem Mittag, an dem ich die Zwillinge das erste Mal in genau dieser Halle gemeinsam gesehen hatte. Aber Sinh stand hinter mir und ich spürte noch immer die Wärme seiner Handfläche.
    Noch bevor ich ein Wort herausbringen konnte, rief er den Namen seines Bruders, drängte sich an Alain und mir vorbei und rannte  zu ihm.
    Alles ist wahr.
    Madame Rosalyn und Daxx bemerkten uns, unterbrachen ihr Gespräch und sahen zu uns herüber.
    Ich wollte ihm folgen, aber Alain hielt mich an der Schulter fest.
    „Warte“, flüsterte er. „Lass ihnen den Augenblick.“
    Ich blieb bei Alain und sah, wie Daxx aufsprang, Dina elegant von seinem Schoß glitt, und sich die Brüder in die Arme fielen. Das war der Moment, in dem der emotionale Schutzwall in mir barst, ein wimmerndes Schluchzen aus mir herausbrach und Alain mich fest in die Arme schloss, um mich zu stützen. Diesmal war ich es, der zitterte. Er war für mich da. Und zum ersten Mal wurde mir wirklich bewusst, dass es für immer so sein würde.  
    Ich weinte vor Erleichterung, dass es meinen ganzen Körper durchschüttelte. Nach allem, was wir erlebt hatten, waren mir Tränen nicht fremd. Und das war gut so.
    Als ich mich kurz darauf wieder halbwegs gefangen hatte, gab mir Alain einen schnellen aber liebevollen Kuss und sagte: „Jetzt geh zu ihnen.“
    Die Emotionen aus Lachen und Weinen zertrampelten die Reste der Zweifel in mir. Sollte das alles nur eine Einbildung sein, wollte ich sie so lange und intensiv wie möglich genießen. Aber es war keine.
    Daxx lebte.
    Ich rannte auf die Zwillinge zu, stürzte in ihre Arme und drückte sie fest an mich. Ich wollte sie nie wieder loslassen. Nie wieder. Dina strich um unsere Beine, wie um diesen Pakt zu besiegeln.
    Alain war mir langsam gefolgt und stellte sich neben Madame Rosalyn, die nun ebenfalls aufstand.
    „Sind sie nicht wundervoll?“, fragte sie Alain leise, ohne ihren Blick von uns zu nehmen. Ihre Freude war unüberhörbar.
    Auch Sinh und Daxx weinten. Ich konnte es nicht hören, aber ich spürte ihre warmen Tränen an meinen Wangen. Flüssigkeiten, von ihren Körpern erschaffen. Wie ein intimes Geschenk an mich.
    „Solch bezaubernde Jungs. Genau wie du, Alain. Ich bin stolz auf dich.“
    Durch meinen Tränenschleier sah ich, wie sie seine Hand mit ihren alten, aber feinglidrigen, straffen Fingern nahm. Alain schien regelrecht aufzuleuchten. Er führte ihre Hand elegant zu seinem Mund und küsste sie, ohne sie mit seinen Lippen zu berühren. Wie es sich für einen echten Gentleman gehört. Für mich war es unglaublich, wie viele Facetten in ihm steckten, alles, vom rebellischen Kid der Sechziger, bis hin zum perfekten Kavalier.  
    Aber noch unglaublicher war es, dass wir alle lebten und hier versammelt waren.
    „Und auf euch natürlich auch. Jeder von euch ist über sich selbst hinausgewachsen und hat mehr erreicht, als ich jemals zu hoffen gewagt hatte. Alles ist wieder in bester Ordnung, soviel kann ich schon mal sagen. Aber es gibt noch viel zu berichten und zu erklären.“
    Madame Rosalyns Freude war ansteckend. Sinh, Daxx und ich ließen uns los, wischten beschämt und auffallend unauffällig die letzten Tränen weg und lächelten.  
    „Also Kinder, was haltet ihr davon, euch ein wenig frisch zu machen und umzuziehen, damit wir uns in – sagen wir mal – einer halben Stunde in der Küche treffen können, um zu essen und zu reden. Ihr müsst doch alle schrecklich hungrig sein.“
    Sie hatte in beiderlei Hinsicht Recht. Wir hatten seit dem Zwischenstop im MC Drive nichts mehr gegessen und sahen teilweise zum Fürchten aus. Sinh trug lediglich seinen Wifebeater und seine Shorts, mit denen er im

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