Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
und unkontrolliert, wie ein Netz aus unzähligen Adern. Ich hatte den Garten nie in einer derartigen Pracht und zugleich in einer derartigen Unordnung gesehen.
Obwohl es bereits dunkel war, war die Luft angenehm warm und sorgte mit ihrem leisen Spiel der Blätter, zusammen mit dem monotonen Gesang der Grillen, für eine beruhigende Hintergrundmelodie. Sie roch anders. Abgesehen vom Duft der Rosen, fehlte ihr der typische Salzgeruch. Außerdem konnte ich das sonst stetige Meeresrauschen nicht mehr hören. Das Plätschern, das ich vernahm, stammte von dem umrankten Brunnen. Jemand hatte ihn zusammen mit den Lampen eingeschaltet.
Ich überlegte, nach Sinh und Daxx zu rufen, entschied mich dann allerdings dagegen. Ich wollte die angenehme Stille nicht stören, oder Rose wecken, die mittlerweile bestimmt schon schlief. Also wanderte ich durch den Garten, darauf achtend, zwischen den Lichtinseln nicht über die Rosenranken zu stolpern. Mein Weg führte mich zuerst zur hinteren Ecke und dem Durchgang in der Hecke. Er war verschlossen, wie ich es bereits vermutet hatte. Was mich wunderte, war die Entfernung bis dorthin. Die Strecke kam mir länger vor, obwohl das natürlich in der Dunkelheit täuschen konnte.
Danach ging ich querfeldein. Ich passierte die Hütte mit gemischten Gefühlen. Da die Fenster nicht beleuchtet waren, war ich mir sicher, die Zwillinge dort nicht zu finden, und marschierte weiter. Als ich die Villa zu meiner Rechten schon lange hinter mir gelassen hatte, die hintere Hecke zu meiner Linken aber noch immer weiter ging, war ich mir sicher, dass nicht nur die Villa, sondern auch der Garten an Größe zugenommen hatte. Die Bezeichnung Park war von nun an sicherlich treffender.
Zwischenzeitlich blieb ich immer wieder stehen, um zu lauschen, ob ich Sinh oder Daxx hörte. Je weiter ich mich vom Hauptgebäude entfernte, desto übersichtlicher wurde die Vegetation. Der Rasen wurde kürzer, die Hecke niedriger und die Bäume jünger. Es war unfertiges Neuland, genau so wie der vierte Stock.
Dann sah ich, umringt von einer kleinen Baumgruppe, ein Licht, das sich von dem der Lampen unterschied. Es flackerte. Als ich mich näherte, erkannte ich den Grund: Es war ein Lagerfeuer. Sinh und Daxx saßen dort nebeneinander und unterhielten sich.
„Hallo, Jungs“, rief ich leise aus einiger Entfernung, um sie nicht zu erschrecken. Sie unterbrachen ihr Gespräch, sahen suchend auf und entdeckten mich letztendlich.
„Hi, G-Man. Wir wären jetzt gleich zurückgekommen. Wir haben uns nur etwas verquatscht.“
„Keine Hektik“, antwortete ich und ging zu ihnen. Das Lagerfeuer brannte in einem kreisrunden Erdloch von nur einem Fuß Tiefe und einem Durchmesser von ungefähr acht Fuß. Groß genug für ein kleines Osterfeuer. Ein breiter Rand aus ebenerdigem Bruchstein bildete eine Grenze zwischen Wiese und dem flachen Loch. Umringt wurde diese neue Errungenschaft des Gartens von fünf konzentrisch angepflanzten Eichen, die bereits eine beachtliche Größe erreicht hatten.
Ich nahm neben den Zwillingen im Schneidersitz Platz, so, dass ich sie beide ansehen konnte. Der rotgelbe Lichtschein des Feuers ließ ihre Haut wechselhaft wie Kupfer, Bronze und Gold schimmern. Außerdem verlieh er ihren Gesichtern geheimnisvolle Schatten. Wenn es überhaupt möglich war, sahen sie in diesem Licht und ihren schicken Anzügen noch besser aus als normalerweise.
„Es ist eine wundervolle Nacht“, sagte ich freudig und meinte es auch so. Alains Idee hatte mir sämtliche Sorgen genommen. Natürlich blieb ein kleines Restrisiko, aber es war so gering, dass ich mir davon nicht die Laune verderben lassen wollte. Ich dachte auch nicht mehr an den Besuch, den Rose angekündigt hatte. „Frisch und warm. Wir können hier gern noch sitzen bleiben.“
„Das Feuer brannte schon, als wir hier hinkamen“, sagte Daxx. In seiner Stimme schwankte ein Hauch der für die beiden typischen Drang zur Rechtfertigung mit, wenn es darum ging, dass sie fremdes Eigentum nutzten.
„Das ist wahr, G-Man. Ganz schön gefährlich, so was unkontrolliert brennen zu lassen.“
„Macht euch mal keine Sorgen. Selbst bei starkem Wind kann das Feuer nicht übergreifen.“
Die Villa hatte mit Sicherheit Gründe für das Lagerfeuer und würde sich selbst nicht gefährden.
„Ich wollte euch nicht unterbrechen“, wechselte ich das Thema. „Ihr hattet euch unterhalten.“
„Stimmt“, sagte Daxx. „War aber nicht so wichtig. Wir haben nur noch mal
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