Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
Vom Netzwerk:
lange.“
    Dann stand ich allein auf der Veranda, die mir plötzlich so groß und leer vorkam, wie der Madison Square Garden vor der Saison. Wie schwer waren Alain diese letzten paar Minuten gefallen? Sein beinahe väterliches Angebot, das jeden normalen Lebenspartner in den Wahnsinn brodelnder Eifersucht getrieben hätte? Gott, ich liebte ihn so sehr. Für seine Stärke, für seine Selbstkontrolle, für das, was er war. Aber im gleichen Maße, nur auf andere Weise, liebte ich die Zwillinge. Was für ein seltsames Dasein.
     
    „Herein. Die Tür ist offen.“
    Als ich eintrat, lag Sinh ausgestreckt auf dem Bett – Netzshirt und Schuhe bereits ausgezogen – und sah sich die x-te Wiederholung einer Episode von Familie Feuerstein an. Was für ein merkwürdiges Déjà Vu , dachte ich. Manche Werke sind eben doch für die Ewigkeit .  
    „Was gibt’s, G-Man?“
    „Ich bin noch nicht müde und dachte, ich schaue noch mal rein.“
    „Kein Problem“, sagte er und deutete auf eine Flasche Jack Daniels samt Gläsern auf dem Nachttisch. „Willst du auch einen?“
    „Klar. Gerne. Wo ist Daxx?“
    „Im Bad. Er wollte duschen, das hat er eben vor dem Essen nicht mehr geschafft. Ich habe zu lange gebraucht.“ Sinh schenkte ein Glas ein und reichte es mir. Seins war schon zur Hälfte geleert. „Setz dich.“
    Ich nahm auf der Bettkante Platz. Stumm betrachteten wir Wilma, die gerade Fred imitierte, wie er von der Arbeit Heim kam: Brummelig und nörgelnd. Im Augenwinkel sah ich einen frischen Schweißfilm auf Sinhs nacktem Fußrücken. Die Motelzimmer verfügten über keine Klimaanlage. Eigentlich unglaublich; ich hoffte, Alain hatte nicht zuviel für die Zimmer bezahlt.
    In einer kurzen Dialogpause zwischen Fred und Barney hörte ich, wie das Rauschen des Wassers im Bad verstummte. Ich wurde nervös.
    „Sag mal, Sinh, möchtest du nicht noch eine rauchen gehen? Die Luft draußen ist angenehm.“
    Noch blöder konnte ich mich kaum anstellen. Holzhammer ahoi.
    „Möchtest du eine? Der Aschenbecher steht da drüben auf    dem Tisch.“
    Ich atmete einmal tief durch. Jetzt war sowieso alles egal.
    „Nein, ich möchte, dass du eine rauchen gehst. Draußen.“
    Sinh sah mich mit starrem Blick an. Ich konnte nicht sagen, ob seine Augen Erstaunen oder Wut oder beides ausdrückten. Oder Misstrauen.
    „Na schön“, sagte er nach einer kleinen Pause und schnappte sich die Schachtel samt Feuerzeug. Ohne Hemd und Socken, und ohne ein weiteres Wort, verließ er den Raum. Keine Minute zu früh, denn im nächsten Augenblick öffnete Daxx die Badezimmertür, nur mit einem weißen Frotteehandtuch, das er um seine Hüften geschlungen hatte. Sein ganzer Körper war von Wassertröpfchen übersät, die glänzten, als sei er in ein unsichtbares Kostüm aus Perlen gekleidet.
    „Hi, Jul“, sagte er erstaunt. „Wo ist Sinh?“
    „Der raucht draußen eine Zigarette.“
    „Oh.“
    „Setz dich“, sagte ich, stellte mein unangetastetes Whiskeyglas auf den Nachttisch und klopfte auf die Matratze neben mir. Er tat es und sah mich fragend an. Mit der braunen, fast schwarzen Iris und ihrer reinweißen Umrandung, sahen seine Augen annähernd so faszinierend aus, wie die grünen von Alain. Nicht nur annähernd, auf ihre Art taten sie es sogar. Ich schaltete den Fernseher aus.
    „Warum ist Sinh rausgegangen? Man darf doch hier drinnen rauchen, oder?“
    „Er wollte frische Luft schnappen“, log ich. „Nun erzähl mal, was ist los mit dir.“
    „Gar nichts“, sagte Daxx brüsk und wollte schon wieder aufspringen. Ich hielt ihn am Arm zurück.
    „Nicht. Bleib sitzen. Und bitte rede mit mir, ich merke doch, dass etwas nicht stimmt.“
    Daxx blieb sitzen, sagte aber kein Wort. Stattdessen sah er mich mit den gleichen undeutbaren Augen an, wie sein Bruder kurz zuvor.
    „Was ist denn nicht in Ordnung?“ Ich hasste es, ihn auf diese Weise zu bedrängen, aber ich glaubte, keine andere Wahl zu haben.
    „Alles. Ich meine, nichts. Ach, Mann!“
    Statt zu antworten oder weiter zu bohren sah jetzt ich ihn streng an. Mir lief die Zeit davon, Sinh würde nicht Ewigkeiten für seine Zigarette benötigen, aber es schien mir im Moment die beste Lösung zu sein.  
    „Ich weiß auch nicht. Es ist wegen Sinh.“
    „Hast du Angst, dass ich ihn dir wegnehme?“
    „Quatsch!“
    „Sondern?“
    „Ach, Mann“, wiederholte er, als seien es magische Worte, die in der Lage waren, unsere Situation ungeschehen zu machen.
    Pause.
    „Hast du Angst, dass er

Weitere Kostenlose Bücher