Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
Wäsche zum wechseln.“
„Ach so, mein Fehler. Komm rein.“
Alain reichte zwei Plastiktüten, die neben seinem Rucksack auf dem Bett standen.
„Hier, die hatte ich dir vergessen zu geben. Hatte ich schon vorher besorgt. Ich hoffe, dir gefallen die Sachen.“
„Bestimmt“, antwortete ich und nahm die Tüten entgegen, ohne hineinzusehen. „Du kennst ja meinen Geschmack.“
Einen Augenblick standen wir stumm voreinander, wie die Ölgötzen.
„Geht’s dir gut, mon ami?“
„Na klar.“
„Du siehst ein wenig blass aus. Ist wirklich alles in Ordnung?“
„Hm-Hmm“, bestätigte ich und nickte.
„Mit deinen Freunden auch?“
„Ich denke.“
„Gut. Warum machst du dich nicht ein wenig frisch und holst sie dann ab. Ich warte hier auf euch.“
Ich folgte Alains Rat. Die Tüten enthielten einen kompletten Satz Waschzeug, einen kurzen, gerippten Wifebeater, ein ärmelloses Shirt mit Knopfleiste vom Kragen zur oberen rechten Armöffnung und eine dünne, knappe Stoffhose. Auf Unterwäsche hatte er gänzlich verzichtet, der kleine Teufel. Ich sprang schnell unter die Dusche und zog gerade das Shirt und die Stoffhose an, als ich Stimmen von nebenan hörte.
„Ich will es gar nicht wissen.“
„Es ist nichts geschehen. Wir haben nur geredet.“
„Ich habe gesagt, ich will es nicht wissen.“
Sinh und Daxx. Die Wände waren echt dünn. Ich verharrte und lauschte, konnte aber nicht erkennen, wer von beiden was sagte, dafür waren ihre Stimmen zu identisch.
„Wovor hast du eigentlich Angst, häh? Dass ich ihn dir wegnehme? Bist du eifersüchtig, ist es das?“
„Ich muss keine Angst haben.“
„Eben! Warum machst du dann dieses Theater?“
„Ich mache überhaupt kein Theater, du Spinner. Ich habe lediglich gefragt, was an der Tankstelle passiert ist.“
„Und ich habe dir gesagt, dass ich pissen gegangen bin. Und das Julian und ich geredet haben.“
„Schön!“
„Ja, schön!“
Stille. Ich beeilte mich. Fast hätte ich meine Schuhe vergessen. Die Macht der Gewohnheit.
Sinh öffnete mir die Tür. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht gewusst, dass Farbige auch rot werden können. Entweder war er noch zornig, oder er fürchtete, ich hätte etwas von ihrem Streit mitbekommen. Ich bog mir ein neutrales Lächeln zurecht.
„Hi, Sinh. Seid ihr fertig?“
„Klar doch. Daxx!“
„Brüll nicht so, ich komme ja schon“, rief Daxx zurück. Als er aus dem Badezimmer kam, hatte ich für einen Moment das Gefühl, durch seinen Kopf hindurch den Türrahmen sehen zu können. Unter normalen Umständen hätte ich das als Halluzination abgetan, aber wir befanden uns eben nicht in einer normalen Situation. Trotzdem sagte ich nichts dazu.
Wir holten Alain ab, der irgendwie überrascht über unser zeitiges Eintreffen zu sein schien. Wir wanderten circa eine dreiviertel Meile zurück in Richtung Innenstadt, bis wir einen Burger King fanden. Der Marsch tat uns nach der langen Autofahrt gut, abgesehen davon wollten wir nicht unsere vorteilhafte Parklücke aufgeben.
Der Burger King war um diese Uhrzeit gut besucht, aber wir schafften es, einen Tisch zu ergattern.
Das Essen verlief ohne viel Konversation. Alain sprach ein wenig über die Strecke des morgigen Tages, aber das war es im Großen und Ganzen auch schon. Ich hatte das Gefühl, dass jeder unserer kleinen Truppe von Sorgen gequält wurde. Jeder von seinen eigenen, jede am schlimmsten, aber alle erdrückend.
Der Rückweg in der Abenddämmerung, die keinesfalls mehr Farben in die öde Landschaft zauberte, als es eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre, verging genau so still. Zurück in unserem Motel verschwanden Sinh und Daxx in ihrem Quartier. Ich wollte mich ebenfalls für die Nacht verabschieden, als Alain mich zurückhielt.
„Noch eine Zigarette, mon ami? Die Luft hier draußen ist jetzt angenehmer. Lass sie uns ein wenig verpesten.“
Ich lächelte schwach, nahm eine von seinen Benson und blies das Feuerzeug aus, nachdem er sie entzündet hatte. Auf das dürre Holzgeländer der Veranda gelehnt standen wir nebeneinander und blickten hinaus in die karge Landschaft.
„Die Last der Villa ist sicherlich nicht leicht zu tragen“, sagte Alain nach einer Minute des Schweigens.
„Ich habe ein paar Rückenschmerzen“, antwortete ich und wurde mir bewusst, wie albern sich das anhören musste. „Nicht schlimm, ist nur ungewohnt.“
„Ich kenne nur zwei Menschen, die jemals die Villa verinnerlicht haben.“
Zum ersten Mal an diesem
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