Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
versammelten wir uns bei der Bank, wischten uns den gröbsten Schweiß mit ein paar Handtüchern ab, die von den Latinos bereitwillig mit uns geteilt wurden und tranken die Reste des Mineralwassers.
„Und, was liegt bei euch heute Abend noch so an?“, fragte Sinh, der nicht einmal besonders abgekämpft aussah.
„Nicht vill“, antwortete Pedro, der sich erschöpft neben die Bank gehockt hatte. „Keine Basketball mehr. Zu agotado, ah, erschopft, comprende?“
„Sí“, sagte Daxx trocken. „Usted sabe hablar el spansih, si usted tiene gusto.“
Ich hätte vor Überraschung beinahe die Wasserflasche fallengelassen. Scheinbar gab es noch eine Menge Dinge, die ich über die Zwillinge noch nicht wusste. Sinh bemerkte meine offensichtliche Verwunderung.
„Neben Französisch und Deutsch hatten wir Unterricht in Spanisch auf unserer Privatschule in der Schweiz“, erklärte er mir. „Daxx hat ihnen angeboten, Spanisch zu reden. Sprichst du Spanisch, G-Man?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Und du?“, fragte Sinh, an Alain gewandt.
„Nur ein paar Brocken, aber nicht wirklich.“
Aber ich wusste, dass Alain als kanadischer Immigrant fließend Französisch sprach. Es schien, als sei ich der einzige Einsprachige dieser Achtergruppe und damit Teil der wahrscheinlich größeren Menge amerikanischer Einwohner. Was eigentlich hatte ich fünfzehn Jahre lang getrieben?
„Dann sollten wir Englisch reden, Bruderherz. Alles andere wäre unhöflich.“
„Kein Problem“, sagte Daxx und widmete seine Aufmerksamkeit erneut den Latinos. „Wir wollen noch einkaufen gehen und später etwas essen. Wenn ihr Lust habt, kommt doch einfach mit.“
Blut wich aus meinem Gesicht, noch bevor einer der Jungs etwas erwidern konnte. Selbst Sinh sah aus, als würde er sich nicht ganz behaglich fühlen. Daxx hatte eine Aussage gemacht, die wenn, dann eigentlich von Alain hätte stammen müssen. Schließlich war er derjenige, der am besten über unsere Lage Bescheid wusste und abschätzen konnte, ob das okay oder andererseits vielleicht gefährlich war, für uns oder für die Latinos. Wir befanden uns auf keiner Urlaubsreise. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, hatte Alain nicht einmal hören können, was Daxx gesagt hatte, um schnell eingreifen zu können, und weder Sinh noch ich konnten es für Alain wiederholen, ohne unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Dann hatte ich eine Idee. Ich flüsterte, für alle Anwesenden offenkundig, hinter vorgehaltener Hand in Alains Ohr.
„Daxx hat ihnen angeboten, uns zum Einkaufen und Essen zu begleiten. Wenn du nichts dagegen hast und dein Geldvorrat reicht, dann lade sie bitte zum Essen ein. Ansonsten stehe ich jetzt wie der Spielverderber dar, weil sie glauben werden, ich hätte dir Daxx’ Vorschlag ausgeredet.“
Eigentlich hätte es mir egal sein können, was die Latinos über mich dachten, da davon auszugehen war, dass wir sie nach diesem Abend niemals wieder treffen würden. Die nachfolgenden Ereignisse bedenkend muss ich zugeben, dass ich mich niemals so sehr geirrt hatte, wie in dem Augenblick. Das Schicksal, gut oder schlecht, sucht sich manchmal die verschlungensten, unwegsamsten Pfade aus, um darauf zu wandern.
Zu meiner Erleichterung ging Alain auf meine Bitte ein, sogar so selbstverständlich, als hätte er den gleichen Plan sowieso schon im Kopf gehabt. Die Latinos nahmen dankend und freudig an, jeder schnappte sich seine Sachen, dann zogen wir gemeinsam los. Pedro und Luis rollten auf ihren Skateboards hinter uns her, überholten uns von Zeit zu Zeit und demonstrierten einige Ollies und Slides an der Bürgersteigkante, wenn es der dürftige Verkehr zuließ. Zu meiner Belustigung fiel mir der sehnsüchtige Blick der Zwillinge auf. Ich war mir sicher, wenn wir dies alles hinter uns haben sollten, würden sie sich zwei Bretter zulegen.
Julio führte uns zu einer Filiale von New Yorker.
„Hat erst vor einem halbe Jahr eroffnet“, erklärte er.
„Kenne ich“, sagte Sinh. „New Yorker gab es auch in der Schweiz. Trotz des Namens ist es eine deutsche Kette.“
„Weiß nicht“, antwortete Julio. „Aber die Klamotten sind fab.“
Sinh, Daxx und Luis folgten mir in das Geschäft, um mir bei der Auswahl zu helfen, der Rest von unserer Gruppe blieb auf der Straße, um zu rauchen. Alain versicherte mir, rechtzeitig aufzutauchen, um die Sachen zu bezahlen.
Die Zwillinge mit der Unterstützung des jungen Latinos vollführten einen regelrechten Tanz im New Yorker, um mir
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