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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Hemden, Shirts und Hosen in die Umkleidekabine zu reichen. Nach einer Viertelstunde gesellten sich Pedro und Que zu ihnen, um das Chaos perfekt zu machen. Wahrscheinlich würden demnächst Steckbriefe von uns in jeder Filiale aushängen.
    Letztendlich entschied ich mich für ein farbenprächtiges Batikhemd – Pedros Vorschlag –, ein hautenges, schwarz und giftgrünes T-Shirt mit – oh Wunder – Evil-Ernie-Aufdruck, der in diesem Jahr als Comicverfilmung mit Jeremy Sumpter in der Hauptrolle an den Kinokassen zum Blockbuster avancierte, wie mir Luis erklärte, ein blaues Tanktop in Camouflage-Style mit der dazu passenden, knappen Shorts in Blauviolett. Letztere ging natürlich auf die Kappe der Zwillinge. Zu dem Evil-Ernie-Shirt, das ich schließlich anbehielt, schleppte Luis eine über den Knien abgerissene Jeans an – mal wieder in Mode –, die locker auf dem Becken saß und zusammen mit dem kurzen Shirt, dessen unterer Saum ein unregelmäßiges Zick-Zack-Muster bildete, um zerrissen auszusehen, einen Streifen Haut um meine Hüfte herum zur Kühlung freiließ. Auch sie behielt ich an, verzichtete aber dann doch auf den dazugehörigen Gürtel mit Smileyschnalle, genau so wie auf die Füßlinge, die mir Pedro anbot, da ich in meinen Sneakers nicht schwitzte. Stattdessen suchte ich mir ein paar schlichte Flip-Flops aus und fügte meiner Sammlung zuletzt heimlich zwei heruntergesetzte Ray-Ban-Sonnenbrillen hinzu, mit der Daxx die ganze Zeit im Laden herumgealbert hatte. Zu einer passenden Gelegenheit wollte ich sie den Zwillingen schenken.
    Alain war währenddem nicht aufgetaucht, also bat ich Pedro, draußen nach ihm zu sehen. Luis ergaunerte eine Schere von einer der drei Verkäuferinnen hinter dem Tresen und schnitt mir gerade die Schilder und Etiketten aus Shirt und Hose, als Pedro mit Alain zurückkehrte.
    „Tut mir leid, wir haben uns ein wenig verquatscht“, sagte Alain und bezahlte die nicht gerade geringe Rechnung, ohne dem Gesamtpreis das kleinste bisschen Aufmerksamkeit zu schenken.
     
    Julio führte uns zu einem kleinen mexikanischen Restaurant namens Cuerno Negro im Souterrain eines alten Wohnhauses und zwinkerte Sinh dabei zu, als der sich den Namen über der Eingangstür durchlas. Diese Location hatte er wohl mit Alain vereinbart, als sie vor dem New Yorker gewartet hatten. Mir war es recht, einmal etwas anderes als Fast-Food zu probieren. Obwohl der Eingang unscheinbar und klein war, erfreute sich das Restaurant einer hohen Besucherzahl aus hauptsächlich Einheimischen, wie ich vermutete. Die Einrichtung war schlicht und glücklicherweise nicht mit dem typischen Kitsch überladen, den man an solchen Stätten fast immer vorfand. Grobe Bruchsteinwände wurden von dezentem Licht in warme Töne getaucht, Tische, Stühle und Bänke bestanden aus solidem Eichenholz, deren dunkelbraun gebeizten Oberflächen in angenehmen Kontrast zu saftig grünen Kakteen standen, die einen Großteil der Pflanzendekoration ausmachten. Hie und da waren bunte Mosaike in den Wänden einiger Nischen eingelassen. Die Luft roch verführerisch nach Gewürzen und Öl.
    Einer der Kellner führte uns nach kurzer Unterredung mit Pedro, den er offenbar kannte, zu einem langen Ecktisch in einem durch einen Torbogen abgetrennten Bereich.
    Zu unseren Getränken brachten uns gleich zwei Kellner jeweils eine Untertasse samt Tequilagläschen und Zitronenscheibe, ohne auch nur einen von uns nach dem Ausweis zu fragen. Jeder von uns kannte die traditionelle Weise, dieses Getränk zu vernichten, leckte das Salz von der Handseite, kippte den Drink und biss in die Zitrone. Zu meiner Überraschung spürte ich nicht nur seinen Geschmack und Wärme, sondern seine Wirkung. Nach anderthalb Jahrzehnten Zwangsabstinenz wurde mir tatsächlich von einem einzigen Glas Tequila leicht schwummrig. Ich glaube, Alain ging es ähnlich wie mir; lediglich die Latinos und die Zwillinge kippten das Zeug wie Wasser.
    Wir bestellten unser Essen und während wir darauf warteten, bekamen wir die nächste Runde Tequila an den Tisch gebracht.
    „Das ist fab hier“, sagte Pedro, als er sich Salz auf die Seite seiner Hand streute. „Wenn du Gast bist mit mehr als funf Personen, du bekommst Tequila de oro umsonst. Wie Refills, grande, eh?“
    Ich war mir nicht sicher, ob ich es fab oder grande finden sollte, denn nach dem zweiten Glas war mir ein wenig schwindlig. Zusammen mit dem Essen bekamen wir die dritte Runde. Langsam fragte ich mich, wie viel ein solches Essen

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