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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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ich es von den beiden gelernt hatte. Die Sache mit der Faust und dem schnippenden Mittelfinger. Wie das Wort fab, das sich von fabulous ableitete – und im spanischen von fabuloso, was ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wusste – hatte auch dieser besondere Handschlag die Völkergrenzen zumindest innerhalb der USA überschritten.
    Sinh und Daxx lächelten freudig, wenn auch mit einer kleinen Spur Scham. Sinh präsentierte seinen Schwert-Kreuz-Hybriden auf dem Rücken, was weitere Begeisterung hervorrief. Tätowierungen an Armen, Beinen, Brust und Rücken der Latinos wurden mit lautem Hallo gezeigt und verglichen. Zwischendurch gesellte Julio sich wieder zu Alain und mir.
    „Du tragst die selbe Rose auf deine Brust“, erklärte er Alain und deutete auf seine Tätowierung. „Ihr seid hermanos, eh? Bruder?“
    „Nein, Freunde“, antwortete Alain. „Wir sind nicht verwandt.“
    „Ah, amigos. Entiendo.“
    Julios Lächeln blieb, aber es veränderte sich auf eine Weise, die ich nicht wirklich beschreiben konnte. Nicht bösartig oder hämisch, eher im Gegenteil. Einfach nur anders.
    „¿Qué se está encendiendo?“, rief Luis ungeduldig. „Konnen wir endlich spielen?“  
    Alain und ich ersparten uns das Warmmachen. Wenn man es gewohnt ist, über Jahrzehnte hinweg keinen Schaden durch noch so dumme oder gefährliche Taten davonzutragen, vernachlässigt man solcherlei Dinge gern. Genau so wie das Tragen von Schuhen.
    Wir nahmen die Positionen in unseren jeweiligen Feldern ein, Julio erklärte kurz, dass wir bis zehn Punkte spielten, schleuderte den Ball in der Mitte des Spielfelds in die Höhe, und los ging es.
    An jenem Abend habe ich etwas gelernt, nämlich dass so manches Klischee aus einer Wahrheit geboren wird, die sich von Zeit zu Zeit an die Oberfläche der Realität zurückkämpft, um eben jenes Klischee zu bestätigen. Nach demselben Prinzip funktioniert Aberglaube. In unserem Fall erwiesen sich unsere farbigen Zwillinge als hervorragende Basketballspieler. Wieselflink sausten sie über das unebene Feld, dessen mit Unkraut bewachsene Risse wie grüne Adern aussahen, und erzielten den ersten Punkt nach nur wenigen Sekunden. Der Rest von uns, inklusive ihrer beiden Mitspieler Que und Luis, standen derweil herum wie unbenutzte Crashtest-Dummies. So stofflig wie sich die Zwillinge manchmal anstellten, im Spiel waren sie hervorragend. Sinh schleuderte Pedro den Ball zu und klatschte bei seinem Bruder ab. Pedro warf ein. Alain schnappte sich den Ball und lief zeitgleich mit Julio nach vorn, der nach drei Viertel des Weges von Daxx belagert wurde, als würde sein Leben davon abhängen. Ich trabte bis zur Feldmitte und hielt mich in der Verteidigerposition, aber Pedro stürmte nach vorn.  
    „Hier, ich bin frei“, rief er und Alain gab an ihn ab, da Que auf ihn zugerannt kam. Ein Fehler, da Alain wahrscheinlich nach dem schnellen Zwei zu Null Sinh im Auge behalten hatte. Luis tauchte jedenfalls zwischen Alain und Que wie aus dem Nichts auf, packte sich den Ball und rannte; im selben Augenblick löste sich Daxx von Julio und sprintete ebenfalls auf unseren Korb zu. Beide kamen auf mich zugelaufen, verfolgt von Alain und Julio, und obwohl Luis im Ballbesitz war, konzentrierte ich mich auf Daxx. Und richtig, Luis gab an ihn ab. Trotzdem nutzte mir meine Vorsehung wenig, da Daxx geschickt antäuschte und mich einfach umspielte, schnell wie ein schwarzer Blitz.
    Vier zu Null.
    Alain spuckte auf den Asphalt und trottete die letzten Yards zurück. Julio klopfte ihm aufmuntern auf die Schulter und lachte.
    „Pedro“, sagte ich, als er nahe genug bei mir war. „Kannst du bei mir in der Verteidigung bleiben? Wir brauchen keine drei Angreifer.“
    „Sí, Muchacho de Rose. Ist besser.“  
    Julio stellte sich am Rand auf und warf Alain, der nicht weit von ihm entfernt stand, den Ball zu. Alain startete durch, ich folgte ihm bis zur kaum noch erkennbaren Mittellinie und im nächsten Augenblick schoss Julio an mir vorbei. Que und Daxx umschwirrten die beiden wie Fliegen eine offene Flasche Limo, Sinh stürmte selbstbewusst an mir vorbei in unser Feld, aber dieses Mal hatte er sich geirrt. Alain und Julio spielten sich den Ball in kurzen Abständen zu und liefen Zick-Zack. Kurz vor dem Korb erhielt Alain den Ball zurück, sprang zwischen Ques Armen hindurch und dunkte. Der netzlose Metallring knarrte verdächtig unter Alains Gewicht, hielt aber. Alain ließ sich zu Boden fallen und wurde von Julio freundlich umarmt.

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