Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
Mundwinkel und tropfte auf seinen teuren Anzug.
„Du solltest dich nicht zu viel bewegen, sonst riskierst du vielleicht, dass deine eingefrorene Speiseröhre abbricht. Möchtest du dich für den Rest deines Lebens künstlich durch einen Schlauch ernähren? Ich glaube kaum, dass man Krabbencocktails da durch bekommt.“
Er erstarrte mitten in der Bewegung, lediglich seine Augen weiteten sich, so dass der Weißanteil zuviel Platz einnahm. Die Stimme in meinem Kopf kicherte hinter vorgehaltener Hand. Ich hasste sie. Hier gab es nichts zu lachen, verdammt, es ging wahrscheinlich um Daxx’ Leben. Das von Sinh hatte er vielleicht schon auf dem Gewissen. Diese Gedanken produzierten soviel Magensäure, dass ich ihn um den Stillstand seiner Speiseröhre fast beneidete.
Ich ließ der Zeit ihren normalen Lauf, worauf hin Mr. Versace heftig schluckte. Jetzt sah er mich an, und seine Augen verengten sich zu heimtückischen Schlitzen, aber seine Mundwinkel umspielte nach wie vor der Ausdruck hohnlachender Überlegenheit. Er sah vermutlich das offensichtliche in mir: einen siebzehnjährigen Jungen mit einer Heidenangst um seine Freunde. Schwächen. Er spuckte einen Rest Speichel verächtlich vor mir aus.
„Ich sage kein Wort“, zischte er. „Warum auch? Du wirst mich nicht umbringen, dazu hast du nicht den Mumm. Außerdem werden meine Kollegen bald hier sein.“
„Du meinst bestimmt die Kollegen, die dich in dem brennenden Wrack zurückgelassen haben. Ja, das ist sehr wahrscheinlich. Zweifellos machen sie sich schon große Sorgen um dein Häufchen Asche, aus Angst, es könnte weggeweht werden.“
Mr. Versace presste seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Der Punkt ging an mich.
„Also los“, fuhr ich fort. „Mich interessiert nicht mal dein Name. Ich will wissen, für wen du arbeitest.“
Zwischen der Feuchtigkeit, die aus meiner Nase über meine Lippen rann, spürte ich den mittlerweile vertrauten, metallischen Geschmack von Blut auf meiner Zunge. Wieder eine Art Schwäche.
„Für den Christlichen Verein Junger Männer“, antwortete Mr. Versace spöttisch.
„Ich warne dich.“
„Ach, fick dich, Bengel.“
Ich machte zwei Schritte auf ihn zu, stütze mich auf meinen angewinkelten Knien ab und sah ihm direkt ins Gesicht, kaum eine Handbreit von seinem entfernt. Er wich meinem Blick nicht aus.
„Also gut. Ich könnte jetzt die neuronalen Prozesse in deinem Gehirn stoppen, so dass du für den Rest deines Lebens nur noch ein sabbernder Lappen bist.“
Das war zwar eine Lüge, da ich Zeit nicht auf Dauer manipulieren konnte, aber einerseits wollte ich ihm Angst machen und andererseits hätte es mich bei meinem Vorhaben kein Stück weitergebracht.
„Wie du weißt, möchte ich jedoch Informationen. Wie wäre es daher mit einem anderen Trick?“
Er riss Augen und Mund gleichermaßen auf, warf seinen Kopf in den Nacken und wurde blass wie der Tod.
„Was ich mit deiner Speiseröhre machen kann, funktioniert auch mit deinem Herz. Zugegeben, ich bin erstaunt, dass du überhaupt eines hast. Was glaubst du, wie lange kommst du mit einem Herzstillstand klar?“
Seine Finger zuckten auf den Armlehnen, als wollten sie gegen seinen Willen einen Rhythmus trommeln. Dann begann er zu zappeln, wie ein Fisch an Land. Ich wusste um den stechenden Schmerz in meinem Kopf, aber die Gedanken an Sinh und Daxx betäubten ihn beinahe vollends. Ich wollte diesen Mann trotzdem nicht töten, da es nicht hilfreich gewesen wäre. Viel wichtiger aber war es, dass ich von ihm nicht angegriffen wurde, also wäre es Mord und keine Selbstverteidigung. Dennoch, sie hatten versucht, die Zwillinge zu töten oder waren gerade dabei. Zu diesem neuerlichen Gedankensturm mischte sich das bösartige Kichern der inneren Stimme, die mich voranzutreiben schien. Wie eine Stimme meines zukünftigen Selbst, die bereits wusste, dass Sinh und Daxx verloren waren und nichts weiter als Rache wollte. War das möglich?
Ich ließ von Mr. Versace ab und richtete mich auf. Mir war schwindelig und übel, letzteres nicht unbedingt von der Anstrengung der Zeitmanipulation. Er und ich entspannten uns fast gleichzeitig.
„Also“, sagte ich leise und spuckte ein wenig Blut aus. „Für wen arbeitest du?“
Schweiß lief an seinem noch immer blassen Gesicht hinab.
„Ist es Dr. Robert?“
Endlich eine Reaktion. Keine besonders große, aber sein Blick wanderte pfeilschnell in meine Richtung. Dr. Robert also, nicht die NSA oder
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