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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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weitere Gewaltanwendung. Mr. Versace zeigte sich kooperativer als erwartet; letztendlich war auch er nichts weiter als ein Papiertiger. Er beantwortete jede meiner Fragen bereitwillig, aus Angst um sein Augenlicht und seine Familienplanung, aber trotz dieser freundlichen Zusammenarbeit schien es mir sinnvoller, sein rechtes Handgelenk erneut an die Lehne zu fesseln. Pünktlich zur letzten Antwort hörte ich das Geräusch einer zuschlagenden Autotür auf dem Innenhof.  
    „Einen Mucks“, drohte ich ihm, „und ich lasse deine Innereien zu Staub zerfallen. Verstanden?“
    Mr. Versace nickte. Ja, er hatte sich kooperativ gezeigt, aber ich konnte deutlich den Hass in seinen Augen sehen.
    Behutsam schaute ich an dem Türrahmen vorbei in den Flur. Eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme, denn wenn es jemand anderes als Alain gewesen wäre, hätte ich sofort die Zeit angehalten und der entsprechenden Person mit Freude die Eier langgezogen. Aber es war Alain, nicht mehr schmutzig und blutverschmiert, die Wunde über seiner Braue genäht. Und plötzlich überkam mich Angst. Angst vor einer Nachricht, die ich nicht hören wollte, die einen Schlussstrich unter Sinhs Leben setzen würde und mich einen Großteil meines kosten könnte. Alain kam zu uns, seine Miene ausdruckslos und versteinert. Es war unmöglich, daraus etwas über Sinhs Schicksal abzuleiten, andererseits war ich aber auch unfähig, ihn zu fragen.
    Wenn man sich noch nie in einer solchen Situation befunden hat, in der man erfährt, dass ein geliebter Mensch für immer von einem gegangen ist, durch Schicksal, Zufall oder den Willen eines Gottes mit einem seltsamen Sinn für Humor, dann mag man sich vielleicht irgendwann einmal vorstellen, wie man reagieren würde, wenn man in eben diese Situation gelangt. Und egal, welche Szenarien man sich ausmalt, man wird niemals mit Bestimmtheit sagen können, wie man letztendlich reagiert, wenn es soweit ist. Ob man schreit, heult, zusammenbricht, verstummt, sich verschließt.
    „Sinh ist gestorben, –“, sagte Alain; den Rest verstand ich nicht mehr. Drei Worte, in ihrer Macht vergleichbar mit Ich liebe dich , verhinderten jegliches weitere rationale Denken. Stattdessen hallten sie wie von Hunderten von Echos zurückgeworfen in meinem Kopf, und mit jedem erneuten Mal, dass ich sie hörte, veränderte sich ihr Klang und mutierte zu dem der fremden Stimme, die zuvor in meinem Inneren geschrien und gelacht hatte. Der Rest wurde von bloßer Leere ausgefüllt. Ich hatte einen Blackout. Zwar wurde ich nicht ohnmächtig, aber ich nahm mein gesamtes Umfeld nur noch verzerrt wahr. Ich sah winzige Details, einen feinen Riss in der Tapete, eine Staubfluse an der Fußleiste, einen Nickel auf dem Linoleum, ich sah auch Alain und Mr. Versace, aber mein Gehirn weigerte sich, das Wahrgenommene vernünftig umzusetzen. Meine Welt bestand nur noch aus den drei Worten, die langsam aber sicher ebenfalls ihre Bedeutung verloren. Nicht aber ihre Wirkung.  
    Das kann nicht sein , war der erste zusammenhängende Gedanke nach einer endlosen Zeit im Nichts. Alain hat sich geirrt. Er hat sich geirrt. Geirrt. Geirrt. Geirrt!  
    Und doch wusste ich, dass das unmöglich war. Allein dafür musste jemand zahlen. Trauer ist ein Gefühl, das aus Liebe erwächst, genau wie Eifersucht. Hass aber nicht, und so, wie man mit einer neuen Farbe alte Wandfarbe überstreichen kann, kann man auch ein Gefühl mit einem anderen übertünchen. Sei es nur, um nicht sofort, sondern erst etwas später in den Wahnsinn der Hoffnungslosigkeit abzustürzen.
    Oh ja, jemand musste zahlen, jetzt sofort. Und dafür kam nur einer in Frage.
    Mr. Versace sah mich mit geweiteten Augen an, als ich mich zu ihm umdrehte, mit der Verständnislosigkeit eines dummen Hundes. Ahnte er nicht, was als nächstes kommen würde? Einerlei, in wenigen Sekunden würde er sowieso nicht mehr sehen können, weder verständnislos, noch sonst wie.
    Alain schüttelte mich an meinen Schultern, das bemerkte ich jetzt erst. Wollte er mich etwa aufhalten?
    „Wag es nicht“, zischte ich.
    „Julian! Hast du mir nicht zugehört? Was ist los mit dir?“
    „Du lässt mich sofort los und hältst dich raus.“  
    „Hast du mich nicht verstanden?“
    „Was soll ich nicht verstanden haben?“, brüllte ich und riss mich von ihm los. „Dass Sinh tot ist? Dafür wird dieses Schwein jetzt –“
    „Er lebt!“, schrie Alain zurück.
    „Was?“
    „Hast du es jetzt begriffen? Sinh lebt.“
    „Aber ... aber

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