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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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gab.
    Eine warme Böe strich über mein Gesicht. Das Fenster auf der Fahrerseite war nichts weiter als ein leerer Rahmen. Einige Glassplitter lagen auf dem Sitz und funkelten wie billiger Plunder. Die Plastikverkleidung des Lenkradschlosses ruhte im Schatten des Fußraums. Mein Gefühl für Zeit verzerrte sich. Irgendwie fehlte mir abermals ein Abschnitt, dessen Länge ich nicht einmal annähernd abschätzen konnte. Aus Gedanken, die schlagartig wie ein Traum verschwanden, riss mich das Geräusch der zuschlagenden Kofferraumklappe. Alain hechtete auf den Fahrersitz, schaltete die Automatik auf Drive und fuhr los. Im Außenspiegel sah ich die mittlerweile beide brennenden Wracks schrumpfen, und als wären sie ein Abbild meiner Gefühlswelt, verkleinerte sich mit ihnen meine Hoffnung.
    „Carla, du denkst daran, mir rechtzeitig zu sagen, wenn ich abbiegen muss“, sagte Alain im ruhigen Tonfall. „Du weißt doch noch, was wir besprochen haben?“  
    „Sicher, Mister. An der übernächsten Kreuzung links. Dann geht es erst mal eine ganze Zeit geradeaus.“
    „Du machst das gut, Carla. Aber sag Alain zu mir, okay?“
    „Ist gut“, antwortete sie und nickte lächelnd. Für die beiden Kinder schien das hier ein spannendes Abenteuer zu sein und ich konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Für mich war es die Hölle. Ich sah Häuser an mir vorbeiziehen, Durchgänge zu Innenhöfen, abgestellte, rostige Fahrräder, parkende Autos, vertrocknete Büsche und Palmen. Ich sah das alles, aber nahm nichts davon wahr. In meinem Kopf tobte ein Tornado, der schreckliche Vorstellungen wie Spielzeuge herumwirbelte, um sie mir in einer grausigen Endlosschleife wieder und wieder vor Augen zu führen.
    „Verflixt“, zischte Alain. Dieser Laut holte mich zumindest teilweise in die Realität zurück. „Die Karre fährt nicht schneller als fünfundzwanzig Meilen pro Stunde.“
    „Das liegt an dem CLS“, meldete sich der Junge zu Wort. „Wir sind hier im Stadtgebiet.“
    Alain sah sich hilflos um, vielleicht nach Sinhs Laptop, der wahrscheinlich gerade in dem zurückgelassenen Autowrack verschmorte, vielleicht nach einem Anschluss oder einem Knopf.
    „Wo ist denn dieses scheiß CLS? Und wo kann man es abschalten?“
    „Da vorn“, sagte Carla und deutete zwischen den Sitzen hindurch auf die Mittelkonsole. „Das kleine Gerät unter dem Radio. Aber abschalten kann man es natürlich nicht.“
    Der Kasten war kaum höher als ein Inch, besaß eine kleine Leuchtdiode, aber keine Buchse oder einen Schalter. Die Diode warf einen winzigen, grünen Lichtkranz auf die mattschwarze Verkleidung. Ohne zu zögern winkelte Alain sein rechtes Bein an, was hinter dem Lenkrad recht schwierig war, und trat gegen das CLS. Wir fuhren einen leichten Schlenker.
    „Hilf mir, Julian.“
    „Lass mich das machen“, sagte ich, umklammerte meine Kopfstütze, um mehr Halt zu haben und trat nun selber mehrfach dagegen, obwohl ich wesentlich weniger Beinfreiheit hatte. Die Verkleidung verbeulte sich und fiel nach dem dritten Tritt ab. Ich machte weiter; endlich hatte ich eine Aufgabe, etwas, das mein Denken beschäftigen oder doch zumindest blockieren konnte.  
    Der Motor heulte auf. Wir beschleunigten.
    „Fab“, flüsterte der Junge hinter mir. Für mich, der ich den Ausspruch nur von den Zwillingen kannte, kam es einem Dolchstoß gleich.
    Carla dirigierte uns weitere fünf oder sechs Minuten durch das Viertel, bis sie plötzlich wieder nach vorn deutete.
    „Da hinten auf der linken Seite. Der runde Torbogen, da müssen Sie reinfahren.“
    Alain schnitt die Kurve, die Reifen quietschten auf dem trocknen Asphalt, und wir kamen in einem dunklen Innenhof zum Stehen. Müll in allen erdenklichen Formen war an den Hauswänden mit ihrem abblätternden Verputz aufgestapelt: Altpapier, Teile eines kaputten Motorrads, Kartons, die vom seltenen Regen dieser Region wellig geworden waren, ausrangierte Möbelstück und allerlei anderes Zeug, das ausgedient hatte. Die einstmals sicherlich prächtige Bepflanzung war nach langer Zeit der Ignoranz größtenteils zu braungrauen Leichen vertrocknet. In der Mitte des Hofs war ein quadratischer Teich samt Springbrunnen eingelassen. An seinen schmutzigen Rändern konnte man erkennen, wie hoch das Wasser einst in ihm gestanden hatte.
    Alain stellte den Motor ab.
    „Was soll das?“, rief ich hysterisch. „Was machen wir hier? Das ist doch kein Krankenhaus.“
    „Du bleibst hier“, antwortete Alain schroff. „Ich fahre Sinh

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