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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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reparieren, zumal jetzt im Winter die Holzlieferungen Ewigkeiten in Anspruch nehmen. Es tut mir leid, Rynwolf.“
    Der Erzpriester nickte langsam. Hexen, zweifellos. Noch nie zuvor waren die Töchter der Dunkelheit so aktiv gewesen, hatten sich niemals so offen in das politische Geschehen eingemischt. Es warf seine Pläne um mehrere Schritte zurück, dass er warten musste statt zu handeln. Barrands Flotte hätte Ilat so leicht angreifen können, auf der Rückfahrt nach der Schlacht um Lynthis! Seine Priester, ausgenommen Janiel, dem Rynwolf nicht genug vertraute, waren eingeweiht. Zwar hätte Janiel niemals offen Verrat geübt und sich gegen seine Brüder gestellt, da war er sich sehr sicher. Doch dieser gutherzige Junge hätte möglicherweise Ilat versehentlich gezeigt, dass es Grund zur Furcht gab, und das hätte böse enden können.
    Die Hexen hatten all das zunichte gemacht. Cero würde Ilat nicht auf offener See herausfordern und töten können, also musste weiterhin geduldig geplant und taktiert werden, um diesen König bei Laune zu halten.
    „Es ist nicht deine Schuld, Cero. Die Töchter der Finsternis haben wieder einmal meine Pläne durchkreuzt. Behebe die Schäden und sei bereit. Ich halte weiterhin an meinem Ziel fest“, sagte Rynwolf, und beendete das Gespräch.
    Kurz überlegte er, ob er Janiel womöglich zu einem Attentat aufstacheln sollte. In den Wirren einer Seeschlacht konnte so einiges geschehen, bei dem ein König leicht starb …
    Aber der Junge hatte ein viel zu starkes Gewissen. Zu zimperlich, zu treu hing er an den Buchstaben des Glaubenscodex.
    Ah, er ist noch so jung. Er wird lernen, dass manchmal Opfer gebracht werden müssen, um die Kräfte im Gleichgewicht zu halten.
     
    ~*~
     
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Janiel auf die Stadt, die sich weiß und golden in der Morgensonne präsentierte, und auf das Meer davor, wo sich mindestens hundert schlanke Riemengaleeren sammelten, fast alle mit Katapulten und Rammspornen ausgestattet. Sie bildeten eine lang gezogene Schlachtformation und warteten nur auf den Angriff der königlichen Flotte.
    Ilat ließ die Roen Orm vor Anker gehen, keine fünfhundert Schritt vor den feindlichen Schiffen, und gab die Befehle zur
    Formierung.
    Vor Janiels Blick verschwamm alles. Irgendjemand befahl ihm, Katapultgeschosse abzulenken, also konzentrierte sich etwas in ihm auf Luftmagie. Befehle wurden geschrien. Feuerkugeln zischten an seinem Kopf vorbei, geschleudert von den Galeeren, die so viel schneller als Ilats schwerfällige Kriegsschiffe waren. Der Angriff hatte begonnen! Er sah die Ruderer von Lynthis deutlich vor sich, jeweils zwei Männer an einem Riemen. Die Rammsporne der Galeeren bohrten sich tief in die Transporter von Roen Orm hinein und versenkten diese Gebirge aus Holz binnen weniger Minuten. Schreiende Männer kämpften in der aufgewühlten See, manche ertranken rasch, andere gerieten unter die kreuzenden Galeeren und tauchten niemals wieder auf. Nur wenige hatten das Glück, von Ruderbooten aufgenommen zu werden. Katapulte wurden beladen, auf beiden Seiten, mit Steinen, Eisenkugeln und brennenden Geschossen.
    Er sah Krieger, die am ganzen Körper in Flammen standen, sich kreischend ins Meer stürzten. Ein Geschoss hielt genau auf die Roen Orm zu. Janiel erfasste es mit seiner Magie, es stand einen Wimpernschlag lang still in der Luft. Dann schleuderte er es zurück, den gleichen Weg, den es gekommen war. Lautes Gebrüll, man schlug ihm auf die Schulter.
    „Volltreffer, versenkt!“, schrie ihm jemand ins Ohr. Er wollte es nicht wissen, nicht sehen. Er hatte den Tod gebracht, Henker, der er sein musste. Wie hatte er sich einbilden können, dass er Zuschauer bleiben dürfte?
    So ging es weiter. Immer weiter. Janiel verlor jedes Gefühl für die Zeit. Die Sonne war von Rauch verhüllt, er konnte nicht erkennen, ob Augenblicke oder Stunden vergingen, in denen er vergaß, was Grauen war. Jegliches Erschrecken, Mitleid, Angst ging verloren im vielfachen Tod und Sterben um ihn herum. Sinkende Schiffe, brennende Schiffe, fliehende Schiffe. Erschöpfung nistete in allen Fasern seines Seins, bis er auch das vergaß. Magie wirken. Angriffsmagie blockieren. Das war die Grenze seines Bewusstseins.
    „Beschützt den König!“, hallte es von allen Seiten. Janiel wusste nicht, wann Ilat in ein Ruderboot gestiegen war, was er zu tun beabsichtigte. Er sah lediglich die feindliche Galeere, die sich auf Rammkurs befand. Die Feuerkugeln, die von den

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