Soehne des Lichts
meine Kraft ist an den Zeitenfluss gebunden.“
„Bist du denn überhaupt unsterblich?“, fragte Thamar verblüfft.
„Ich werde die Wahl haben, wie all jene Elfen, die aus irgendeinem Grund im Körper einer anderen Rasse geboren werden. Wenn ich sterbe, werden die Jenseitswächter mich fragen, ob ich als Elfe zurückkehren oder als Hexe zu Pya gehen will. Ich denke, du verstehst mich, Inani, wenn ich sage, dass ich mich Pya nicht sonderlich verbunden fühle. Ich bin eine Elfe. Der hexische Teil in mir ist gerade stark genug, dass ich mich euch verbunden fühle.“ Sie zögerte, dann fügte sie hinzu:
„Womöglich liegt darin die Erklärung, warum ihr mich besser akzeptieren könnt als meine eigene Sippe. Und das nicht nur, weil meine Leute so viel von mir erwarten müssen.“ Ihr Blick streifte Inani, und was sie darin las, ließ Inani erstarren. Maondny bat stumm um Verzeihung. Aber für was? Für welche Zukunft?
Bevor jemand etwas sagen konnte, war ihre Freundin bereits in den Nebel gestürmt und folgte ihrem Vater und Corin.
Einige Zeit lang gingen Thamar und Inani schweigend nebeneinander her.
„Sie hat nicht gesagt, was sie unter „nicht mehr lange“ versteht“, murmelte Thamar schließlich seufzend.
„Hast du etwas anderes erwartet?“
„Nein. Ich habe mir abgewöhnt, überhaupt etwas zu erwarten, es kommt sowieso anders, und schlimmer. Vor allen Dingen schlimmer.“
Sie lachten gemeinsam, bereit, allem zu begegnen, egal wie schlimm es war, und Trost darin zu suchen, dass sie bis jetzt überlebt hatten und im Moment nicht allein sein mussten. Diese Augenblicke vergingen viel zu rasch …
24.
„Krieg hat viele Namen, es bedeutet für jeden etwas anderes. Viele fürchten ihn, andere suchen ihn, egal aus welchem Grund. Eine Bedeutung aber ist für jeden gleich: Krieg bedeutet Tod.“
Sinnspruch der Loy
Janiel starrte in die Flammen. Es war Nacht, die Dunkelheit verhüllte die Welt und umgab sein Herz. Er spürte das Schwanken nicht mehr, die Wellen, die das Kriegsschiff sanft wiegten. Die ersten Tage auf der Stolz von Roen Orm war er leicht seekrank gewesen, wie die meisten seiner Brüder und auch die Soldaten. Ihm war es zumindest gut genug dabei ergangen, dass er sich über den Spott der Seesöldner noch ärgern konnte. Die Übelkeit war vergangen, geblieben war die Schuld.
Das nagende Wissen, dass er, und er allein die Schuld tragen würde an dem, was der morgige Tag bringen würde.
Ilat mochte den Krieg verlangt haben.
Rynwolf mochte zugestimmt haben.
Der Fürst von Lynthis mochte mit seinem gesetzwidrigen Verhalten die Katastrophe heraufbeschworen haben. Hätte er doch mehr Vernunft besessen, nicht darauf vertraut, dass Roen Orm weit fort war! Hätte er doch niemals versucht, die Vorherrschaft über den gesamten Seehandel des Südens zu erlangen, die Hauptstadt um Steuern und Zinsen zu betrügen und nebenher noch die Schiffe von Händlern zu versenken, die sich seinen Regeln nicht beugen wollten! Hätte er doch ...
Aber das befreite Janiel nicht von seiner Schuld. Er hatte entschieden, welche Provinz angegriffen werden sollte. Er hatte die Bewohner von Lynthis zu Tode verurteilt. Er allein.
Ich werde nicht der Henker sein. Nur der Richter. Der Henker tut, was ihm vom Richter befohlen wird, und nur das. Oh Ti, warum? Warum bin ich hier, warum muss ich auch noch dem Henker bei der Arbeit zusehen? Ihm helfen?
Noch eine Stunde lang musste Janiel Wache halten, gemeinsam mit Brey, einem älteren Geweihten. Sie starrten beide bereits seit Stunden in die Kerzenflammen und beschworen dabei sanfte magische Kräfte, die dafür sorgten, dass der Wind aus der günstigsten Richtung wehte, nicht zu stark, nicht zu schwach. Die Schiffe waren lang und recht breit, bei Gegenwind machten sie zu wenig Fahrt. Es war gefährlich, das Wetter zu beeinflussen, ein winziger Fehler, und verheerende Unwetter wären die Folge, Wirbelstürme, die niemand mehr kontrollieren könnte. Wenige Sonnenpriester durften ihre Luftmagie ausbilden, gewöhnlich konzentrierte man sich einzig auf die Mächte des Feuers. Nur diejenigen, die außergewöhnlich viel Talent für dieses Element mit sich brachten, wurden gefördert, und das waren bedauerlich wenige. Janiel war unter ihnen mit weitem Abstand der Beste, aber nur, wenn er seine Sinne beisammen halten konnte.
„Konzentrier dich!“, fauchte Brey, und schlug Janiel leicht gegen den Hinterkopf. Er hatte in dieser Nacht schon viele solche Schläge
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