Soehne des Lichts
gefährlicher Unsinn nicht erscheinen konnte.
Janiel war viel zu aufgewühlt, um an Beherrschung zu denken. Er hielt ein sterbendes Kind in den Armen, dem man befohlen hatte, als Soldat zu kämpfen. Janiel betrachtete das Lebenslicht des Jungen, es war wunderschön – und es schwand. Flackerte. Pulsierte zu schwach, und an vielen Stellen war der Fluss gestört. Ohne nachzudenken legte Janiel die Hand auf die größte Blockade. Der Brustkorb dieses leuchtenden lebendigen Wesens war eingedrückt, Splitter befleckten die Lunge, sie störten das wunderbare blaue Licht. Es musste doch möglich sein, diese Splitter wegzuwischen? Wenn er es nur wirklich versuchte? Janiel strengte sich an, und lächelte, als er sah, wie leicht es war. Nun war zumindest hier das Geflecht genau so, wie es sein sollte, aber noch störten weitere Unebenheiten und Hindernisse. Er summte leise, eine ferne Melodie, die ihm half, sich auf die Vollkommenheit zu konzentrieren, während er diesem Geschöpf der Götter half, wieder heil und ganz zu werden. Zufrieden beobachtete er, wie blaues Licht aus ihm herausfloss und alles erstrahlen ließ, was dunkel und zerstört war. So schön ...
Als er fertig war, legte er sein Werk behutsam auf die Planken nieder und lächelte dem fassungslos staunenden Mensch zu, den er gerettet hatte. Janiel erhob sich schwankend, es gab noch so viel Arbeit, so viele Störungen im leuchtenden Geflecht dieser Welt. So viel, was geheilt werden musste. Er wusste, er hatte nicht die Kraft, dies alles zu bewältigen. Nicht jedes Licht konnte erhalten werden, noch während er sich umblickte, sah er eines der Geflechte erlöschen, wie eine Kerze, die der Wind ausgeblasen hatte. Bekümmert kniete Janiel neben dem Toten nieder, schloss dessen Lider und wandte sich dann einem Verletzten zu, dem er leicht helfen konnte.
Er erreichte ihn nie.
Ein harter Schlag traf seinen Kopf und zerriss die Verbindung zur magischen Zwielichtwelt.
„Was hast du getan?“
Brey. Der Priester war wütend, das konnte Janiel hören. Mehr als wütend, seine Stimme sprühte vor heiligem Zorn. Janiel hatte verdorbene Magie benutzt! Eiskalte Furcht packte ihn, er wusste, nichts konnte ihn jetzt mehr retten.
„Was hast du getan?“, wiederholte Brey, packte Janiel an den Schultern und schüttelte ihn durch. „Wie kannst du es wagen? WIE KANNST DU ES WAGEN?“ Völlig außer sich wies er auf den von Janiel geheilten jungen Soldaten, der den schreienden Geweihten ängstlich anstarrte.
„Nur Ti darf über Leben und Tod entscheiden! Du darfst keine Magie benutzen, um die Sterbenden zurückzuhalten, du darfst es nicht! Das ist verderbte Erdmagie, das ist das Werk der Hexen!“ Brey spuckte voller Verachtung aus, bevor er Janiel übergangslos die Faust ins Gesicht schlug. „Ein wahrer Sohn des Lichts dürfte so etwas nicht einmal denken, geschweige denn ausführen können! Ich wusste von Anfang an, mit dir stimmt etwas nicht. Du bist keiner von uns.“ Er warf sich auf Janiel und schlug mit bloßen Fäusten auf ihn ein.
Janiel wehrte sich nicht. Er spürte die Schläge nicht einmal, zu tief hatten ihn die Worte bereits verletzt, der Hass, die tödliche Verachtung, mit denen sie gesprochen worden waren.
Wenn nur Ti entscheiden darf, wer lebt oder stirbt, was tun wir dann hier? Warum beeinflussen wir das Wetter, werfen mit Feuer, ziehen mit in einen Krieg, der weder uns etwas angeht noch Ti dient? Wenn wir töten dürfen, warum nicht auch heilen?
Ein Fußtritt traf seine Rippen. Janiel krümmte sich, unfähig zu atmen, als intensiver Schmerz durch seinen Körper raste. Er hatte das Knacken gehört, mindestens ein Knochen war gebrochen.
Wütendes Geschrei fing seine Aufmerksamkeit. Janiel versuchte aufzuschauen, so gut es ihm möglich war. Eines seiner Augen war vollständig zugeschwollen. Blutrote Schleier behinderten die Sicht und die Schmerzen drückten ihm die Luft ab. Es wunderte ihn ein wenig, dass er keine Angst mehr verspürte.
„Er hat verdorbene Magie benutzt, darauf steht die Todesstrafe!“, kreischte Brey.
„An Bord meines Schiffes spricht nur einer Urteil, und das bin noch immer ich.“
Ilat.
Es war nicht gut, wenn der König sich in Angelegenheiten der Priester einmischte.
„Was hat er getan, nenn mir sein Verbrechen.“ Selten hatte Janiel den König so zufrieden und ruhig erlebt. Der Sieg, egal wie teuer erkauft, schien ihm gut getan zu haben.
„Dieser Soldat da, er lag bereits in Geshars Armen. Janiel hat ihn
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