Soehne des Lichts
einstecken müssen, normalerweise wäre er wütend darüber gewesen. Tatsächlich kümmerte ihn nicht im Geringsten. Nichts kümmerte ihn, außer dem Wissen, dass alles falsch war. Falsch sein musste. Die Söhne des Lichts sollten den Menschen Hoffnung bringen. Leben. Wissen. Gleichgewicht. Wie konnte es sein, dass er und die anderen Priester an Bord eines Kriegsschiffes waren und den Tod bringen sollten? Ti allein sollte entscheiden dürfen, wer zu sterben hatte! Nicht die Menschen!
Ti, gib mir Weisheit, hilf mir zu verstehen. Ich soll meinem König gehorchen, dem Erzpriester, den höheren Geweihten. Sie alle sagen mir, was richtig sein soll. Was ich zu tun habe. Es kann nicht sein, dass sie alle sich irren, also muss ich mich irren. Ti, wo liegt mein Irrtum? Was verstehe ich nicht?
Ein neuer Schlag riss ihn aus seiner Versunkenheit. Brey starrte ihn wütend an.
„Wenn du hier einschläfst, verschwinde lieber und schick mir Orolt. Ich kann die Winde nicht allein kontrollieren!“
Janiel wollte antworten, doch in diesem Moment wurde die Tür ihrer kleinen Kammer aufgerissen und einer der Soldaten steckte den Kopf herein.
„Wer von euch ist Janiel? Der soll zum König kommen, nach Achtern.“
„Sofort. Ich muss nur schnell jemanden holen, der meine Aufgabe übernimmt“, rief Janiel und sprang erleichtert auf. Brey knurrte etwas, das wie „unverschämtes Glück“ klang und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Niemand sollte allein versuchen, das Meer und die ständig wechselnden Winde zu beeinflussen.
Ilat stand allein an Deck, schwer auf die Reling gestützt, und starrte in die Dunkelheit hinaus, auf die unzähligen Schatten der Schiffe, die dem ihren folgten. Hundertachtzig Transporter mit je zwanzig Mann Besatzung und achtzig gut ausgebildeten Soldaten an Bord. Hundert gewöhnliche Segler, von denen jedes fünfzig Soldaten und die zusätzliche Besatzung trug. Jedes Besatzungsmitglied würde später auch im Kampf mitwirken. Dazu Versorgungsschiffe und über siebzig Transporter, die jeweils zwanzig Ruderboote trugen, in denen zehn Krieger Platz finden konnten, bestimmt für die Belagerung von Lynthis. Nicht zuletzt dann die Königsflotte, mit dem größten Kriegsschiff, das neben Soldaten und Besatzung noch ein halbes Dutzend Geweihte transportierte, jeder einzelne davon eine Waffe für sich. Zwölf kleinere Segler sowie zwölf Kriegsschiffe, die Katapultgeschosse im vorderen Deckbereich trugen, drei Versorgungsschiffe gehörten dazu. Eine Armada, gebaut nur für den Krieg. Ilats Blick hing an all diesen Schiffen. Wenn er Janiels Anwesenheit an seiner Seite bemerkt hatte, zeigte er es nicht. Er verharrte schweigend, bis Janiel sich schließlich unbehaglich räusperte. Es war eine lange Nacht gewesen, er brauchte ein wenig Ruhe, auch, wenn an Schlaf nicht zu denken war.
„Morgen gilt es, nicht wahr?“, sagte der König leise. „Morgen werde ich Lynthis unterwerfen, ihren aufsässigen Fürsten töten und Strafgericht über alle halten, die versucht haben, Roen Orm zu betrügen. Was sagt dein Gott dazu?“
Janiel zuckte zusammen.
„Majestät, es ist ebenso Euer Gott! Und, hm, Ti spricht nicht zu mir.“
„Sollte er das nicht? Nun gut, ich habe nie verstanden, was ihr Priester so macht. Was sagst du also dazu?“
„Majestät, es ist mir nicht gegeben, über die Entscheidungen der Höheren zu richten ...“, begann Janiel. Ilat fuhr so schnell herum, dass keine Zeit zum Reagieren blieb. Ein harter Fausthieb in den Unterleib zwang Janiel in die Knie. Stöhnend blieb er liegen, mit dem Kopf auf den nassen Planken, und wollte warten, bis die Übelkeit und der Schmerz verebbten. Der König riss ihn gewaltsam in die Höhe. „Wenn ich höflichen Unsinn hören will, rede ich mit meinem Kammerdiener. Ja, Majestät, natürlich, Majestät, oh, wie Recht Ihr doch immer habt, Majestät, aber gewiss geht die Sonne im Norden auf, Majestät, was immer Ihr nur sagt – es macht mich krank!“, zischte Ilat. „Ich rede mit dir, weil du ein Rebell bist. Leugne es nicht, ich sehe es in deinen Augen“, fuhr er unerbittlich fort und umklammerte seinen Arm mit stählernem Griff. Janiel versuchte, vor ihm zu fliehen, konnte sich aber nicht befreien. „Na los, sag mir, was du denkst. Und lass all dieses Gesäusel und höfliches Herumreden. Sag, was du denkst!“
Zusammengekrümmt, den Arm schützend gegen seinen Bauch gepresst, lehnte Janiel sich gegen die Reling und funkelte den König wütend an.
„Ich denke,
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