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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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einem Lächeln.
    „Ich habe immer gesagt, dass du nicht tot bist, aber niemand hat mir geglaubt“, sagte er, während er sein Schwert wieder in die Rückenscheide verstaute. „Du bist kein Mann, der sich als Sippenloser hinrichten lässt! Ah, du hast dich verändert, kleiner Bruder. So breite Schultern hattest du vorher jedenfalls nicht.“ Ravul lachte auf und riss Niyam in eine feste Umarmung. „Du glaubst nicht, wie froh ich bin. Wir haben alle um dich getrauert. Alle!“
    „Heißt das, ich werde willkommen sein?“, fragte Niyam gegen die Schulter des Hünen, der ihn fast zerquetschte. Ravul war stets deutlich größer gewesen als er selbst. Manche Dinge änderten sich nie, und das war ein guter Gedanke.
    „Willkommen? Was glaubst du denn?“ Sein Bruder lachte verblüfft, bis er Niyams Blick sah. Schlagartig wurde er ernst. „Du machst dir immer noch Vorwürfe? Du bildest dir ein, sie würden dich hassen? Dich für schuldig halten?“ Ravul schüttelte den Kopf. „Lass die alten Geschichten ruhen. Es war hart genug, tagelang zu fürchten, du würdest an deinen Wunden wegsterben, hart genug, dass du, kaum halbwegs auf den Füßen, von uns gegangen bist. Alle dachten, du würdest dich selbst verbannen und sterben wollen, nur ich habe nie aufgehört zu glauben, dass du noch irgendwo da draußen bist. Warte ab, bis sie dich sehen, Bruder, es wird ein Fest!“
    Niyam nickte langsam und ließ sich von Ravul widerstandslos führen. Kein Wort auf dieser Welt würde ihn überzeugen können, doch es war gut, dass er noch ein Zuhause besaß.
    „Niyam!“ Noch bevor sie die Siedlung erreichten, scharten sich weitere Loy um die stetig wachsende kleine Gruppe, Wächter zunächst, nach und nach auch andere Sippenmitglieder. Sie alle hießen ihn willkommen.
    „NIYAM!“ Ein junger Mann den er zunächst nicht erkannte, flog so wuchtig um seinen Hals, dass Niyam beinahe gefallen wäre. Ein gut gewachsener Krieger, der stammelnd auf ihn einsprach. Schnell rechnete Niyam – als er damals fort gegangen war, konnte dieser Junge hier höchstens sechs bis acht Jahre alt gewesen sein. So alt wie ... Er befreite sich mühsam und starrte in das Gesicht des Mannes. Royas Augen. Kein Zweifel.
    „Misham!“, flüsterte er, zwischen Staunen und Hoffen. Das verlorene Kind, das er zurückgelassen hatte, war ein starker Krieger geworden. Mittlerweile waren sie bei der Siedlung angekommen, aus sämtlichen Baumnestern stürzten Loy herab, um den Heimkehrer zu umringen. Laremo war unter ihnen, er begrüßte ihn freundlich.
    Niyam musste erzählen. Er berichtete von einsamen Wanderungen unter fremden Sternen, von Roen Orm, von Nolatunneln und seiner Suche nach dem Gedankenstein, von Begegnungen mit Hexen, die als Legende galten, von nächtlichen Einbrüchen in Tempelarchiven, und wie er tatsächlich einer Nalla gegenüber gestanden hatte. Aber die ganze Zeit über suchte sein Blick nach Fanven, seinem alten Freund, und nach Roya.
    Fanven kam freiwillig zu ihm. Lange Zeit betrachteten sie einander stumm.
    „Du hättest nicht fortgehen müssen, ich hätte dich so dringend gebraucht“, sagte er langsam. Niyam nickte traurig, er spürte, dass er seinen Freund verloren hatte. Fanven war kaum wieder zu erkennen, das einst so freundliche Gesicht war hart und bitter geworden. „Roya hat mich verlassen, sie konnte meine Berührung nicht mehr ertragen. Ich musste Misham ohne sie groß ziehen.“ Der Vorwurf war eindeutig. Wenn Niyam schon versagt hatte, Roya zu beschützen, hätte er wenigstens bleiben und helfen können.
    Fanven wandte sich ab, doch Niyam hielt ihn zurück.
    „Wo ist sie?“, fragte er leise.
    „Wir drei wurden an diesem einen Tag verflucht, Niyam. Ich weiß nicht, welche Schuld wir auf uns geladen haben mögen, dass wir so etwas verdient hatten. Ich habe meine Frau und meinen besten Freund verloren. Du hast beinahe dein Leben gelassen. Roya hingegen hat ihre Seele verloren … und etwas aufgezwungen bekommen, das niemand haben will. Die Himmel mögen wissen, warum sie sich nicht davon befreit hat, es war ihre Entscheidung. Sieh selbst.“
    Mit kraftloser Geste wies Fanven zu dem Baum hoch, in dessen Nest er damals gemeinsam mit Roya und Misham gelebt hatte.
    Unsicher starrte Niyam in die Höhe, zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte.
    „Geh zu ihr. Bring es hinter dich, Bruder“, flüsterte Ravul aufmunternd.
    Mit dem Gefühl, einen Fehler zu begehen, stieß Niyam sich vom Boden ab und gelangte mit

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