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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Ein langer, schwieriger Weg, der alles von ihr abverlangt hatte, denn diese Pflicht beinhaltete einige der dunkelsten Rituale der Hexen. Wie sehr hatte sie sich Inani an ihre Seite gewünscht, sie hätte so dringend eine Freundin gebraucht! Doch Corin war es gewohnt, allein gelassen zu werden.
    Der Käfig war fast fertig. Bei dem bloßen Gedanken, Inani in diesem Ding gefangen sehen zu müssen, drehte sich in Corin alles um. Zumal es sinnlos war. Es geschah selten genug, dass eine Pya-Tochter sich so vollkommen verlor, dass sie in Hass statt in Liebe und Respekt zu der Verbindung griff, die sie mit einem Tier eingegangen war. Hass auf das Leben als solches, auf sich selbst, auf alles, was auf dieser Welt wandelte. Ausschließlich solcher Hass konnte die schreckliche Verwandlung bewirken, finstersten Blut- und Rachedurst wecken und aus einem Menschen ein Monster werden lassen. Die wenigen Hexen, denen das bislang widerfahren war, konnten nicht gerettet werden, man musste sie letztendlich töten.
    Es ist falsch!
    Inani in einen Käfig zu sperren würde alles nur noch schlimmer machen. War sie einmal dort gefangen, würde sie nie wieder ins Leben zurückkehren, da war Corin sich sicher.
    Na los, du Feigling! Geh endlich! Geh, geh zu Kythara! Sag ihr, dass du dich ihr verweigerst. Sag, dass sie sich irrt! Du weißt, Inani würde es für dich tun. Jederzeit. Sie hat dich gerettet, als du zu schwach warst, sie war für dich da!, brüllte sie sich innerlich an.
    Zögernd löste sie sich aus ihrer Starre und schritt mit wild klopfendem Herzen auf Kythara zu. Die Königin war in Schweiß gebadet von den kräftezehrenden Beschwörungen, die sie gerade hinter sich gebracht hatte und starrte Corin unfreundlich entgegen.
    „Was?“, knurrte sie drohend.
    „Nein.“ Corin wich vor ihr zurück. Es kostete sie all ihre Kraft, wenigstens dieses eine Wort zu sagen. „Nein.“ Am liebsten hätte sie sich schreiend zu Boden geworfen, Kytharas Haltung und Mimik machten ihr Angst. Sie blieb standhaft, wenn auch zitternd, und den Kopf gesenkt.
    „Nein – was?“
    „Falsch. Es ist – falsch. Ich will das nicht.“
    Mit einem Schritt war Kythara bei ihr, packte sie grob an den Armen und begann sie heftig durchzuschütteln.
    „Es ist mir egal, ob du den Käfig hasst oder nicht! Inani ist da draußen und zerfetzt Sonnenpriester. Früher oder später wird Rynwolf sie aufspüren, dann ist sie verloren! Und wenn wir sie nicht schleunigst überreden, wieder Mensch zu werden, ist sie ebenfalls verloren. Ich hasse Shora für das, was sie diesem Kind angetan hat, das ändert bloß nichts!“, schrie sie und schlug Corin links und rechts ins tränenüberströmte Gesicht. „Du musst sie für uns suchen, begreifst du das nicht? Du bist unsere einzige Hoffnung, Inani läuft uns über die Nebelpfade davon! Und diese verfluchten Elfen antworten mir nicht. Verdammt, sie ist doch deine Freundin, lass sie nicht im Stich, nur weil du zu feige bist!“ Kythara stieß sie von sich, wirbelte herum und hastete zurück zum Holzkäfig, um beim letzten Bannspruch zu helfen.
    Weinend raffte Corin sich auf. Sie spürte die Blicke der anderen auf sich brennen, unfreundliche, verächtliche Blicke. Keine Inani, die sich schützend vor sie stellte und mit wenigen Worten die Spannung brach.
    Es ist falsch, dachte sie. Dieser Gedanke gab ihr Kraft. Sie konnte sich daran festhalten, eine schlichte Wahrheit. Corin dachte zurück an jene Nacht vor vielen Jahren, als sie Pya begegnet war. Ylanka hatte vorher gehöhnt, dass die Göttin Corin wahrscheinlich abweisen oder über sie lachen würde, aber das war nicht geschehen. Noch immer hörte sie die warme, alles erfüllende Stimme in sich, spürte das Bewusstsein, das sie eingehüllt hatte in Wärme und Schatten:
    „FINDE, WAS NIEMAND SIEHT! BEWAHRE, WAS NIEMAND KENNT! GLAUBE, WAS NIEMAND WEISS! GEHE DORTHIN, WO ES KEINE PFADE GIBT. DU BIST EINZIGARTIG, CORIN. DU BIST MEIN.“
    Langsam wanderte Corin davon. Man beobachtete sie, lachte über dieses so schwächliche dumme Ding, das so anders war als eine Hexe sein sollte. So jämmerlich und verletzlich. Niemand hielt sie zurück, Kythara war zu beschäftigt, um nach ihr zu sehen. Corin wischte sich die Tränen von den brennenden Wangen und lächelte nachsichtig. Kythara fürchtete um Inani, sonst hätte sie niemals so unbeherrscht zugeschlagen. Es war gut, eine solche Verbündete zu haben. Dennoch, Kythara verstand einfach nicht, wie falsch ihr Weg war.
    Sobald sie außer

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