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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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bald aus den Augen verloren hatte. „Bis morgen früh“, rief er in die Dunkelheit, verließ sich darauf, dass die scharfen Ohren der Nola seine Worte einfangen würden.
    Pass gut auf dich auf. Wenn Maondny wirklich das hier gemeint haben sollte, droht uns Fürchterliches …
     

21.
     
    „Wenn du dich fürchtest in der Finsternis zu wandern, nimm einen Freund mit auf den Weg. Selbst, wenn er nur zur Hälfte mit dir geht, tröstet es zu wissen: Er war bereit, sich seiner eigenen Angst zu stellen, um bei dir zu sein. Denn auf dem Rückweg ist er genauso einsam und verloren wie du.“
    Sinnspruch der Nola
     
    Thamar schlug mit beiden Fäusten gegen das verschlossene Tor. Es dauerte eine ganze Weile, bis eine schläfrige Stimme rief: „Geht weg und kommt morgen wieder, es ist dunkel!“
    Gastfreundschaft gehörte offensichtlich nicht zu den Vorzügen dieser Leute hier. Er seufzte tief, sammelte, was er an Verzweiflung in sich finden konnte und legte es in seine Stimme:
    „Bitte, ich bin allein, ich habe mich verirrt und brauche Hilfe, und ein Sturm naht! Oh bitte, öffnet! Es ist kalt!“
    Er hörte ein leises Scharren und fühlte sich plötzlich beobachtet. Wahrscheinlich hatte der Torwächter eine winzige Luke geöffnet, die Thamar in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Es fiel ihm nicht schwer, verfroren und bejammernswert zu wirken, es war wirklich kalt und feucht, und nach der langen Zeit in der Wildnis war seine Kleidung schwer mitgenommen.
    Eine Weile lang blieb es still auf der anderen Seite, selbst, als Thamar noch mehrmals gegen das Tor klopfte. Fast war er soweit, dass er aufgeben und Avanya suchen gehen wollte, da hörte er gedämpfte Stimmen, und das Knirschen von schweren Riegeln, die geöffnet wurden.
    „Habt Dank“, konnte er gerade noch sagen, da wurde er auch schon von starker Hand gepackt und durch den schmalen Spalt, den man für ihn aufgestoßen hatte, hindurch gezogen. Vier bewaffnete Männer musterten ihn grimmig und eingehend von Kopf bis Fuß.
    „Du kannst heute Nacht bleiben. Wenn du zahlen kannst, bekommst du Essen und ein Bett, wenn nicht, einen Platz in der Scheune. Morgen, beim ersten Sonnenstrahl, verlässt du Corbul, Fremder“, sagte einer von ihnen, der sich als Margos vorstellte, ein kräftiger Mann mit ungepflegtem Bart. Es klang nicht einmal unfreundlich, mehr wie eine Feststellung.
    „Habt Dank“, wiederholte Thamar geduldig und verneigte sich leicht. „Ich kann zahlen, ein warmes Essen wäre ebenfalls
    willkommen.“
    „Deine Waffen, Fremder. Lass sie in meiner Obhut. Morgen früh wirst du sie hier am Tor vorfinden.“
    Ohne zu zögern legte Thamar sein Schwert, diversen Wurfdolche und das Jagdmesser ab. Die Männer wurden leicht unruhig, als sie die vielen Klingen sahen. Margos pfiff anerkennend, als er eines der Messer ins Licht der Fackel hielt, die einer von seinen Begleitern trug. „Das ist hervorragende Arbeit, so etwas habe ich noch nie gesehen!“ Er wog die Waffe in der Hand, legte sie dann zurück. „Teuer, denke ich mal. Und nützlich in der Wildnis.“ Er grinste spöttisch, stellte aber keine weiteren Fragen. Als Thamar bereitwillig seinen Rucksack vorzeigte, zum Beweis, dass dort nichts mehr versteckt war, entspannten sich alle etwas.
    „Geh mit Holgo, er wird dich zur Schenke führen. Gib uns keinen Anlass, dir weh zu tun, und du wirst deinen Aufenthalt friedlich empfinden.“ Mit diesen Worten nahm der stämmig gebaute Mann die Waffen an sich und verschwand mit einem seiner Begleiter. Ein anderer, der bis dahin in Thamars Rücken gestanden hatte, ging zum Wachhaus am Tor, während er ein Schwert in seiner Rückenscheide verstaute. Der übrig gebliebene Wächter, ein gutmütig aussehender Mann mit jungenhaftem Gesicht, obwohl er vermutlich noch einige Jahre älter als Thamar war, nickte ihm zu. Er trug eine Fackel und hatte als einziger seine Waffe nicht gezogen gehabt.
    „Komm, da braut sich ein hässlicher Sturm zusammen“, sagte er und ging rasch voraus. Thamar war sich nicht allzu sicher, ob er ihm folgen oder lieber durch das Tor in die plötzlich viel einladender wirkende Wildnis fliehen wollte, solange er noch Zeit hatte. Man würde ihn vermutlich nicht ausrauben oder gar umbringen, er hatte sich nicht bedroht gefühlt; darauf schwören wollte er nicht.
    Corbul war tatsächlich nichts als ein lang gestrecktes Dorf mit zwei ungepflasterten Straßen und niedrigen Häusern, die sich in der Dunkelheit eng aneinander zu drängen

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