Soehne & Liebe der Nacht
Straßenbeleuchtung, das in den Flur fiel, reichte nicht aus, sein Gesicht zu erkennen. Sekunden später schlug die Haustür zu.
„Das Gute geht, das Böse kommt“, flüsterte Michael und sah aus dem Flurfenster. Der Avatar überquerte die Straße und verschwand im Hotel gegenüber. Für Michael galt es, keine Zeit zu verlieren. Die Eile des Avatars könnte bedeuten, dass er bald zurückkehrte.
„Auf zu guten Taten.“ Im schwachen Schein der Straßenlaterne tröpfelte Michael das Chloroform reichlich auf das Tuch, das die Farbe der Unschuld trug, und verbarg es hinter seinem Rücken. Ein boshaftes Lächeln zierte sein Gesicht, als er vor Laras Tür stand.
*
Lara war gerade auf dem Weg zum Badezimmer, um etwas gegen ihre Kopfschmerzen zu unternehmen, die ihr die vielen Neuigkeiten verursacht hatten, als es leise klopfte.
„Das ging aber schnell.“ Lächelnd öffnete sie die Tür und konnte ihrem Schicksal nicht mehr entfliehen. In Sekunden fiel sie in eine Welt der Dunkelheit. Ein weißes Blatt Papier schwebte zu Boden und hinterließ eine Botschaft geschrieben aus Blut.
28
Richard hatte den Ärmel seines schwarzen Hemdes hochgeschlagen und sich mit einem Messer ins Fleisch geschnitten. Gierig trank Kassandra sein Blut, das die Unsterblichkeit versprach.
„Das genügt, Liebste. Wie fühlst du dich?“ Sanft entzog Richard ihr den Arm.
„Wie eine Göttin“, erwiderte Kassandra von der Macht in ihr berauscht. „Wie eine Göttin, die die Macht hat, die Menschheit zu vernichten.“
„Bald wird die Erde deine Macht zu spüren bekommen“, versprach Richard.
„Fühl mal, wie stark mein Herz bei diesem Gedanken schlägt.“ Kassandra führte Richards Hand an ihre Brust. „Meine Liebste, du raubst mir den Verstand.“
„Bevor das passiert, erzähl mir von dem Plan, den du mit deiner Tochter geschmiedet hast.“
„Sie ist mein Herz. Seit meiner Verbannung vor dreitausend Jahren waren meine Verbündeten ihr einziger Halt. Ihr Hass auf meinen Bruder ist so groß wie der meine. Lilith versuchte vor einem Jahr, mithilfe derer, die mir verbunden blieben, Kairon zu stürzen. Er schlug diesen Aufstand blutig nieder und nahm Lilith mithilfe der weißen Magie ihre Macht, dann verbannte er sie als Sterbliche auf diese Erde. Kairon wollte verhindern, dass Lilith den Menschen schaden kann.“
„Warum hat er sie nicht auch in die Unterwelt verbannt?“, fragte Kassandra neugierig nach.
„Der Fluch, der auf Lilith liegt, kann durch schwarze Magie aufgehoben werden. Eine Person, die das reine Böse in sich trägt, muss Lilith töten, dann kann sie in ihrer dämonischen Gestalt wiederauferstehen. Die Gefahr ihrer Befreiung wäre in der Unterwelt kein Problem gewesen.“
„Wie hat Lilith von Michael erfahren?“
„Mithilfe der schwarzen Magie. Lilith brauchte Monate, bis sie alles zusammengetragen hatte, was sie zur Kontaktaufnahme mit mir brauchte. Ich erzählte ihr von Michael und dass sein Blut mich in Sekunden aus meinem Gefängnis befreit. Wir hielten es für möglich, ihn für Lilith’s Befreiung in Betracht zu ziehen. Wir mussten sicher sein, dass er das reine Böse in sich trug. Lilith beobachtete Michael, um sein Potenzial zu erkennen. Sie sah mehr als einmal, wie sein Dolch sich rot färbte, nachdem er sich in einer dunklen Gasse mit einer Frau vergnügt hatte. Das Tageslicht schien in das Gesicht eines Engels, doch die Nacht offenbarte sein wahres Wesen aus Eis.“
„Auf die Idee, mich in euren Plan einzuweihen, seid ihr nicht gekommen?“, fuhr Kassandra Richard an.
„Ich wollte keine falsche Hoffnung in dir wecken. Ich musste sicher sein.“
„Na schön, ich verzeihe dir. Was geschah weiter?“ „Eines Abends folgte meine Tochter Michael in eine Bar. Erst schien es ein unbedeutender Abend zu werden, aber dann betrat ein Mann die Bar, der Lilith eine völlig neue Hoffnung schenkte. Sie belauschte das
Gespräch, dass der Fremde mit Michael führte und erkannte, dass sie wusste, wo sich befand, was Michael finden sollte.“ Voller Euphorie erzählte Richard von Ewan und seinen Söhnen, die Kairon genauso hassten wie er selbst, von dem Dolch der Auferstehung und den Auserwählten.
Auf Kassandras Gesicht erschien ein seliges Lächeln. Solange lebte sie schon für das Böse und jetzt brach es über die Menschheit herein und legte ihr die Welt zu Füßen. „Erzähl weiter“, forderte sie ungeduldig.
„Der Dolch der Auferstehung befand sich in einer Vitrine der Universität, in der meine
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