Soehne & Liebe der Nacht
schön dich wiederzusehen.“ Süß lächelte sie ihn an. Verwirrt sah Michael in die Augen, die ihn an sein gestriges Opfer Lilli erinnerten.
„Lilli“, entfuhr es ihm fassungslos. „Aber wie, wieso...“, stotterte er.
„Du hast mich also nicht vergessen, genauso wie ich nicht vergessen habe, dass sich dein Dolch durch meine Kehle zog. Du hättest mir auch anders sagen können, dass du nicht auf Blondinen stehst.“
„Lilli“, stammelte Michael erneut.
„Lilli ist tot, mein Name ist Lilith. Ich war verflucht, in einem menschlichen Körper zu leben, nur das reine Böse ließ mich in meiner dämonischen Natur auferstehen. Die Menschheit kann sich für alles Elend, das von heute an über sie kommt, bei dir bedanken. Du stirbst als Held und bleibst mir unvergessen.“ Ehe Michael es kommen sah, umkreiste ihn Lilith und entzog ihm seinen Dolch. Sekunden später drang dieser tief in sein Herz. Langsam sank er zu Boden.
„Ich habe das Böse über die Welt gebracht“, hauchte er, während sein Blut in das Erdreich eindrang. Ein Sohn des Bösen starb mit einem seligen Lächeln.
39
Aufgewühlt sahen Gabriel, Thomas und Lara in den Raum, wo sich Ewan und Cara noch immer leidenschaftlich küssten. Ewans Söhne hatten sich in die Mitte des Raumes zurückgezogen und standen im Kreis um ihren Schöpfer herum. Man sah ihnen an, dass sie nicht wussten, mit der Situation vor ihren Augen umzugehen.
„Ich muss mich gleich übergeben.“ Angeekelt sah Lara einer Liebe zu, die sie zutiefst verurteilte.
„Henry, du Ausgeburt der Hölle!“ Gabriel zog seinen Dolch aus dem Stiefel und stürzte sich auf seinen Erzfeind, der Sekunden später am Boden lag. Voller Hass hielt Gabriel ihm seinen Dolch an die Kehle.
„Nenne mir einen Grund, warum ich dich nicht sofort zurück in die Hölle schicken sollte, aus der du gekommen bist?“, fauchte er.
„Nur zu, tu mir den Gefallen“, presste Henry hervor.
„Ich werde nicht dulden, dass hier Blut vergossen wird.“ Wütend löste sich Cara aus Ewans Armen.
„Du kannst keinen Mörder beschützen“, entgegnete Gabriel entsetzt.
„Aber ich kann den Sohn des Mannes beschützen, den ich liebe.“ Caras Stimme duldete keinen Widerspruch.
Lara betrat, gefolgt von Thomas, den Raum, ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Sie konnte nicht fassen, dass der Mann, der sie um die Liebe ihrer Schwester gebracht hatte, weiter Leben durfte.
Widerwillig erhob sich Gabriel und schob seinen Dolch in den Sdefel zurück. Jarcd reichte Henry die Hand und half ihm auf die Beine. Lara lief es eiskalt den Rücken runter, als Henrys grüne Augen intensiv an ihr haften blieben. Instinktiv klammerte sie sich an Gabriels Arm.
„Du musst dich nicht vor mir fürchten Lara“, erklärte er heiser. „Ich bedauere, dass ich, obwohl mir vor zwanzig Jahren das Licht geschenkt wurde, nicht stark genug war, mein dunkles Schicksal zu ändern. Mit Dianas Tod wollte ich das Licht in mein Innerstes verbannen, aber es lebte weiter in mir, es strahlte jeden Tag heller und half mir, dich zu beschützen. Ich hoffte, es würde genügen, dir dein Schicksal Nacht für Nacht vor Augen zu führen, damit du ihm entgehst. Es tut mir aufrichtig leid, was ich deiner Schwester angetan habe, ihr Tod schmerzt mich nicht weniger als dich. Du bist Dianas Spiegel, niemals hätte ich dich verletzt.“ Henry klang aus tiefster Seele ehrlich.
Lara ließ ihren Tränen freien Lauf, für ein paar Sekunden sah sie den Mann, den ihre Schwester geliebt hatte, und nicht ihren Mörder.
„Ich wusste es, du Verräter“, fuhr Jared seinen Bruder an und hielt ihm den Dolch der Auferstehung an die Kehle, bereit sein Blut zu vergießen.
„Du nimmst sofort den Dolch von der Kehle deines Bruders.“ Gefährlich angespannt ging Ewan einen Schritt auf Jared zu, der keine Anstalten machte, seinem Schöpfer zu gehorchen.
„Er hat uns hintergangen und unsere Bestimmung verraten“, stieß Jared zornig hervor.
Ewan streckte seine Hand aus. „Sohn, gib mir den Dolch.“ Der drohende Unterton in Ewans Stimme entging Jared nicht.
„Du widerst mich an“, zischte er seinem Bruder ins Ohr, bevor er den Dolch von seiner Kehle entfernte und ihn dem Schöpfer übergab.
Bilder der Vergangenheit überfielen Lara beim Anblick des Dolches und rissen sie mit in einen Strudel von schmerzlichen Erinnerungen. Erinnerungen an ein lautes fröhliches Lachen, an ein sanftes Lächeln, an Augen, die in der Dunkelheit leuchteten wie ein Licht, das
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