Soehne & Liebe der Nacht
lächelnd in die Sonnenstrahlen, die der junge Morgen durchs Fenster schickte. „Es ist noch immer unsere Welt, nicht die ihre“, flüsterte sie erleichtert.
Gabriel atmete ebenfalls erleichtert aus, die Vergangenheit wiederholte sich nicht. „Lara, ich schwöre dir, dass du nie ohne die Wärme der Sonne leben musst.“ Lara hatte das Gefühl, in Gabriels blauen Augen zu ertrinken. „Auf meine Lippen hat sich die Kälte des Morgens gelegt, kannst du bitte etwas dagegen unternehmen?“, wisperte sie verführerisch. Heiß und leidenschaftlich legten sich seine Lippen auf ihre.
*
„Gabriel, Lara, geht es euch gut?“ Thomas lief den Kellergang entlang und stieß eine Tür nach der anderen auf, bis er angewidert stehen blieb.
Widerwillig löste sich Gabriel von Laras Lippen. „Gehen wir nach oben, ich muss eine Rechnung begleichen.“ Er nahm Laras Hand und ging mit ihr auf den Gang hinaus, wo sie Thomas fassungslos in einen Keller starren sahen.
„Lara, du solltest dir das lieber nicht ansehen“, bat Thomas mit leiser Stimme.
„Mich kann heute nichts mehr schockieren.“ Sie drängte sich an Thomas vorbei und schrie auf. Da lag ihre gutmütige Assistentin Jana blutleer wie weggeworfener Müll inmitten anderer blutleerer Leichen.
„Also deshalb gab es keine Spuren von den Söhnen der Nacht.“ Gabriel war wütend auf sich selbst, warum hatte er sich so täuschen lassen? „Wäre ich aufmerksamer gewesen, hätte ich diese Menschen vielleicht retten können. Ich habe versagt, ich suchte nur nach offensichtlichen Spuren. Ich hätte es besser wissen müssen.“ Gabriels Stimme klang heiser.
„Nein“, widersprach Lara entschieden. „Nicht du solltest dir Vorwürfe machen, sondern der Mann, der Monster wie Henry auf die Welt loslässt.“ Tränen liefen über Laras Gesicht. „Henry hat mir heute gestanden, dass er schuld am Tod meiner Großmutter ist.“
Gabriel ballte die Fäuste. „Ich schwöre bei meinem Leben, noch heute schreibe ich mit Henrys Blut seinen Namen in den Staub dieser Erde.“
„Das wäre passend“, stimmte Lara ihm zu.
„Das könnte sich schwierig gestalten. Ich kam nach unten, um euch zu sagen, dass Ewan oben ist, seine Auferstehung war erfolgreich.“ Thomas klang angespannt.
Gabriel war unbeeindruckt. „Henrys Blut wird fließen wie die Tränen derer, die er in unerträglichem Schmerz zurückließ.“ Er ergriff Laras Hand. „Führen wir Henry sein Schicksal zu.“
„Sehr gern.“ Thomas folgte Gabriel und Lara schweigend nach oben. Auf seiner Haut spürte er schon den heftigen Wind der Gefühle, der eisig anfing zu wehen.
38
Michaels Blut kochte, als er wütend die Tür der Textilfabrik aufstieß. In seinem Kopf tobte ein Krieg der dunklen Gedanken. Er hatte den Söhnen der Nacht treu zur Seite gestanden, den Dolch der Auferstehung gefunden und Marias Leben beendet. Er hatte sich aufgeopfert für eine Sache, die nun nicht mehr war, als ein harmloser Sonnenaufgang. Mit geballten Fäusten schwor Michael, dass Cara mit ihrem Blut büßen würde, weil seine Hoffnung auf eine dunkle Welt zerstört wurde. Sie allein hatte Ewan mit ihrer Liebe vergiftet und vom richtigen Weg abgebracht. Wenn es Cara nicht mehr gab, erlosch in Ewan das Licht der Sanftmütigkeit und die Düsternis konnte in sein Herz zurückkehren. Aber wie tötete man eine Unsterbliche, die sie zweifellos war? Vielleicht konnte Kassandra ihm helfen. Dann verlor nicht nur Ewan seine Cara, sondern auch die Welt ihre Sonne.
Tief atmete Michael die kühle Morgenluft ein, zufrieden mit seinem Plan, schöpfte er neue Hoffnung. Mordlust erwachte in ihm, als er eine attraktive Frau auf sich zukommen sah. Er zog den Dolch aus seinem Stiefel und verbarg ihn hinter seinem Rücken. Michaels Gesicht zeigte ein Lächeln, der Morgen schenkte ihm ein argloses Opfer.
*
Lilith’ Herz schlug wild bei ihrem Spaziergang durch die Stadt. Endlich sah sie die Welt mit dämonischen Augen, nur ein Opfer fehlte ihr noch zum Glücklichsein. Da, das Universum erhörte ihre stumme Bitte. Mit Genugtuung erkannte sie den Mann, der ihr entgegenkam.
„Michael“, zischte sie gefährlich. Sein Blut würde ihr Champagner sein, an einem Morgen, an dem ein neues Zeitalter geboren wurde. Ungeduldig erwartete sie das Näherkommen des Mannes, der ihr ein neues Leben geschenkt hatte. Dank ihm, gehörte ihr nun eine ganze Erde, die ihr schutzlos ausgeliefert war.
„Guten Morgen, schöne Frau“, baute sich Michael vor Lilith auf.
„Michael,
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