Soehne & Liebe der Nacht
es auf dem Tisch ab.
„Danke, Paul, es riecht köstlich“, freute sich Lara. „Ich hoffe, das Rührei schmeckt so gut, wie es der Geruch verspricht.“
„Da bin ich sicher. Du hast schon in meiner Kindheit immer das köstlichste Frühstück gemacht.“ Amanda nahm einen Teller vom Tablett und schob ihn Rafael zu, der ein leises Danke hauchte. Paul verteilte hastig die Kaffeetassen.
„Ich muss wieder in die Küche. Meine neuen Gäste wünschen ihr Frühstück auf ihren Zimmern einzunehmen.“
„Waren die beiden schon einmal deine Gäste?“, fragte Amanda neugierig nach. Sie hatte nicht vergessen, wie nervös Lara beim Anblick der Fremden gewirkt hatte.
„Nein, sie sind Fremde. Angeblich Vater und Tochter, doch wenn du mich fragst, ist dieser Mann zu jung, um eine Tochter in diesem Alter zu haben. Entschuldigt mich, Kinder.“ Paul verschwand durch die Tür.
Amanda erhaschte den besorgten Blick, den Rafael Gabriel zuwarf. Seit der Nacht, in der Amandas Eltern spurlos verschwunden waren, hasste sie das Gefühl, in der Ungewissheit des Geschehens gefangen zu sein. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit hatte sie veranlasst, Reporterin zu werden und Licht zu werfen auf das Dunkel, das die Menschheit umgab. Amanda war unterwegs in den tiefsten Gefilden, um die Wahrheit an die Oberfläche zu ziehen und die Ungewissheit in Klarheit und Erkenntnis zu verwandeln.
„Ich finde es erstaunlich, dass eine kleine Stadt wie unsere zu dieser kalten Jahreszeit so viele Menschen anzieht.“ Amanda sah Rafael in die Augen und spürte sein Unbehagen. „Freunde von euch?“, forschte Amanda bei Rafael nach.
„Wir sollten das Frühstück nicht kalt werden lassen“, wechselte er das Thema.
„Ich würde nach dem Frühstück gern einen Spaziergang machen“, bemerkte Lara und erntete einen warnenden Blick von Gabriel, der auch Amanda nicht entging.
„Ich würde euch die Stadt gern zeigen“, bot Amanda an.
Rafael gab ein knurrendes Geräusch von sich. Er konnte Amanda nicht davon abhalten, ohne sie noch misstrauischer zu machen. „Wir nehmen dein Angebot gerne an“, erwiderte er stattdessen.
17
„Ich hoffe, dass die Stunden des Tages schnell vergehen. Mein Herz quält die Ungeduld. Ich möchte endlich in Jareds abgrundtief böse Augen sehen“, seufzte Lilith, während sie ihre Kleidung aus dem Koffer in den Schrank räumte. Bisher kannte sie Jared nur aus dem Internet, über das ihr Vater Kontakt zu ihm aufgenommen hatte. Richard, der sich zu seiner Tochter gesellt hatte, versuchte Lilith zu trösten.
„Mach dir keine Sorgen, Liebes, die Stunden der Nacht werden dich für die Qual des Wartens entschädigen.“
„Wann wirst du Kassandra in ihr Schicksal einweihen und ihr deine wahren Gefühle offenbaren?“ Lilith griff in ihren Koffer und beförderte einen goldenen Dolch ans Licht, den sie ihrem Vater vor Augen hielt.
„Du musst dich bis morgen Nacht gedulden, mein Herz. Bevor das Blut der Befreiung fließt und unsere Armee aus der Unterwelt aufersteht, gibt es einiges mit Jared zu besprechen. Diese Welt braucht nur einen Herrscher, doch sollte er dich heiraten wollen, mein Kind, so, wie du es wünschst, dann darf Jared an meiner Seite stehen.“ Richard nahm Lilith den Dolch aus der Hand und "küsste ihn ehrfurchtsvoll. „Wenn sich Jared mit uns verbündet und unseren blutigen Traum vom Bösen teilt, bringe ich Kassandra morgen ins Schloss und öffne mit ihrem Blut das Tor zur Unterwelt.“
Lilith lächelte kalt. „Kassandra hat wirklich geglaubt, du gibst ihr dein Blut nur, um sie unsterblich zu machen.“
„So ist es, meine Rose. Mit Kassandra wird es keine Schwierigkeiten geben, doch ich sorge mich wegen Jared, er ist ein unberechenbarer Verbündeter.“
„Jared ersehnt die Welt des Bösen wie wir. Nachdem die Macht über diese Erde unser ist, zerschlagen wir das Gute und trinken das Blut unserer Feinde!“ Kämpferisch lief Lilith zum Fenster und drohte dem Tag: „Bald wird dein Gesicht aus Licht sich der ewigen Dunkelheit ergeben!“
18
Laut prasselte Regen an die Fenster von Ewans Arbeitszimmer. In einem Ledersessel vor dem Schreibtisch saß ein aufgewühlter Henry und offenbarte Ewan, Cara und Saphira seinen Herzenswunsch. Voller Mitgefühl sah Cara in Henrys Augen, die gefüllt waren mit Tränen. Sie waren der sichtbare Beweis dafür, dass er die Wahrheit sprach. Auch Ewan wirkte sichtlich ergriffen.
„Sohn, nach allem, was ich dir aufgrund meiner Verbannung zugemutet habe, liegt mir nichts
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